Familienfreundliche Stadt Was Bad Honnef von Aachen lernen kann

BAD HONNEF · Der Familienbeauftragte der Stadt Aachen sprach bei der Zukunftswerkstatt des lokalen Bündnisses für Familie. Dabei ging es darum, ob und wie sich in Zukunft für Familienfreundlichkeit eingesetzt werden kann.

 Zuverlässige Kinderbetreuung ist ein wichtiger Faktor für Familien. Besonders für Alleinerziehende ist die sogenannte Tagesrandzeiten-Betreuung existenziell.

Zuverlässige Kinderbetreuung ist ein wichtiger Faktor für Familien. Besonders für Alleinerziehende ist die sogenannte Tagesrandzeiten-Betreuung existenziell.

Foto: picture alliance / dpa

Zunächst gab es ein Lob vom Bürgermeister. „Von der Idee vom Bündnis für Familie bin ich extrem begeistert“, sagte Otto Neuhoff zum Auftakt der Zukunftswerkstatt „Familienfreundliches Bad Honnef“ im Ratssaal. Eingeladen hatte der Förderverein Hauptsache Familie – Bündnis für Bad Honnef. Vorsitzende Beate Schaaf erklärte den Grund: Der Verein wolle in Erfahrung bringen, ob und wie sich seit Gründung des lokalen Bündnisses für Familie im Jahr 2009 der Bedarf geändert hat und ob und wie Kommune und Bürger sowie Organisationen sich in Zukunft für Familienfreundlichkeit einsetzen können.

Benedikt Eikmanns und Sophia Henzler waren aus Berlin von der Servicestelle der Lokalen Bündnisse in Deutschland gekommen, um über die Unterstützung durch die Servicestelle beim Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu sprechen. Und mit Heinz Zohren, dem Familienbeauftragten der Stadt Aachen, berichtete ein Mann aus der Praxis von seinen Erfahrungen. Er informierte, welchen Stellenwert Familienfreundlichkeit als Standortfaktor für Stadtentwicklung und Stadtmarketing in Aachen hat.

Nachhaltigkeit beginnt mit Nachwuchs

Benedikt Eikmanns skizzierte das Leben in Familien im Jahre 2030: Die Wirtschaft müsse bis dahin für mehr familienfreundliche Arbeitsplätze sorgen; die Digitalisierung würde mobiles Arbeiten befördern, wodurch mehr Zeit für die Familie bleibe; bei Betreuungsangeboten für Kinder komme es nicht nur auf Quantität, sondern auch auf Qualität an. Bereits heute habe sich die paritätische Aufteilung der Arbeit verbessert, immer mehr Väter gingen beispielsweise in Elternzeit.

Heinz Zohren betonte: „Nachhaltigkeit beginnt mit Nachwuchs.“ So gewähre die Stadtverwaltung Aachen Vätern nach der Geburt 14 Tage Sonderurlaub. Familienservicebüro, Mentorenprojekt für Schüler oder Familienpatenschaften waren weitere Stichworte. Familienfreundlichkeit beginne bei der Stadtplanung: Bauen sei in Aachen an das Angebot von Spielfläche für Kinder gekoppelt. „Bei uns entstehen sogar Dach-Spielplätze.“ Und: Aachen weise nur noch Mischgebiete aus, um Arbeiten und Wohnen zusammenzubringen. Oder: „Unternehmen gründen gemeinsam Kindergärten für ihre Mitarbeiter.“

Offiziellere Bündnisarbeit von Vorteil

Altbürgermeisterin Wally Feiden fragte in der Diskussion nach der Tagesrandzeiten-Betreuung vor allem für Alleinerziehende, die beispielsweise beim Bäcker, bei Rettungsdiensten oder in Krankenhäusern beschäftigt sind. Heinz Zohren: „Diese Betreuung ist die Bekämpfung von Armut bei Alleinerziehenden und eine Herausforderung.“

Annette Stegger zeigte sich beeindruckt, wie die Stadt Aachen den Themenkomplex angeht. Daran sei zu sehen, welche Grenzen einem privat organisierten Verein gesetzt seien. „Da sollten wir vielleicht doch noch einmal überlegen, das Bündnis stärker mit der Stadt zu verknüpfen.“

Zohren erinnerte an die Auszeichnung des Honnefer Vereins, der immerhin zweimal Bündnis des Monats geworden sei. Aber fraglos gebe es durchaus Vorteile, wenn diese Aufgabe bei der Stadt angesiedelt sei. Beate Schaaf sagte, dass dies für 80 Prozent der Bündnisse zutreffe; auch in Bad Honnef wäre es von Vorteil, wenn diese Bündnisarbeit offizieller würde.

Vortrag hat Umpulse gegeben

Auch Hermann-Josef Hinsenkamp sprach sich für eine Koordinierungsstelle bei der Stadt aus. Der stellvertretende Vorsitzende des Bündnisses gab auch zu bedenken, dass einige Leute nach zehn Jahren im Einsatz für das Bündnis aus Altersgründen oder wegen persönlicher Umstände künftig kürzertreten werden.

Annette Stegger: „Der Vortrag hat Impulse gegeben und ermutigt, den Gedanken weiterzuverfolgen. Die Stadt will junge Familien ansiedeln, da ist es logisch, die Idee der familienfreundlichen Stadt weiterzuverfolgen.“

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