Gymnasium in Bad Honnef Vier Ex-Schüler erinnern sich an ihre Zeit am Sibi

BAD HONNEF · Vier ehemalige Schüler des Siebengebirgsgymasiums, von Abi 1949 bis Abi 2018, blicken auf ihre Schulzeit zurück. Am Samstag findet an der Schule ein Treffen von Ex-Schülern mit Musik, Film und Erinnerungen statt.

Moritz Paetow gehört zum „Jahrhundert-Jahrgang“ des Sibi. Er machte 2018 und damit im Jubiläumsjahr „100 Jahre Siebengebirgsgymnasium“ Abitur. Beim Ehemaligenfest am Samstag, 1. September, wird er dabei sein – so wie Franz-Georg Weckbecker, Rolf Cremer und Heike Haase. Und Jubiläums-Hauptorganisator Norbert Walkembach hofft, dass viele weitere Ehemalige ab 17 Uhr alte Schulzeiten aufleben lassen.

Weckbecker machte 1949 Abitur, Rolf Cremer 1968, Heike Haase 1995 und Moritz Paetow 2018. Der 19-Jährige, der ab Oktober an der Uni Köln sein Jura-Studium aufnehmen möchte, war beeindruckt von seinem Abi-Ball. Sogar Tanzkurse hatten die Schüler absolviert, um fit zu sein für Walzer und Cha-Cha-Cha. Die Abiturienten gründeten eine eigene GbR, um den Ball zu organisieren, der immerhin 40 000 Euro kostete. Cremer staunte. „Wir haben gar nicht gefeiert.

In der Aula haben wir unsere Zeugnisse erhalten, in unterkühlter Atmosphäre, ohne Eltern“, so der Professor, der nach Promotion im Fach Volkswirtschaftslehre und Ökonometrie 1982 mit dem Deutschen Akademischen Auslandsdienst nach China ging - und fast 30 Jahre wegblieb mit den Stationen Macao, Shanghai und Auckland. Erst vor fünf Jahren, so der 68-Jährige, gab es erstmals ein Treffen der Ehemaligen seines Jahrgangs. „Unser Zusammenhalt war nicht so stark.“

Abifeier hatte große Bedeutung

Haase, die heute an ihrer alten Schule als Lehrerin für Deutsch und Biologie arbeitet: „Für uns hatte die Abifeier große Bedeutung. Wir haben im Kursaal gefeiert. Beim Abistreich haben wir zuvor den Schulalltag lahmgelegt.“ Weckbecker (89) war der erste seiner Familie, der am Sibi Abitur machte. Seine Söhne Klaus und Jörg absolvierten dort ebenfalls ihre Reifeprüfung, die Enkel Titus und Felix besuchen in dritter Generation das Gymnasium. „Wir erhielten vom Direktor im Dienstzimmer unser Abizeugnis“, so Weckbecker. Ein Abistreich hatte damals wohl für zusätzliche Abkühlung gesorgt.

Weckbeckers Schulzeit spielte sich in einer schweren Zeit ab. 1939 war er von der evangelischen Volksschule zur höheren Schule gewechselt, nach harter Aufnahmeprüfung. Lehrer wurden eingezogen, Pensionäre und Kriegsinvaliden übernahmen den Unterricht. Eine Erkrankung an Diphterie rettete Weckbecker vor dem Einsatz am Westwall. Etliche Schulkameraden wurden Flakhelfer oder als Soldaten eingezogen.

Drei fielen im Krieg. „Das ging auch unseren Lehrern sehr nahe.“ Der Mediziner: „Wir wussten, wie unsere Lehrer eingestellt waren. Das Abzeichen trugen immer weniger.“ Wegen einer Bemerkung wurden drei Klassenkameraden der Schule verwiesen. „Ich wohnte bei meinem Großvater. Er mahnte mich, mich zurückzuhalten.“ Das Ende des Krieges war mit langem Unterrichtsausfall verbunden.

"Wir hatten sehr bemühte Lehrer"

Haase kam als Referendarin wieder ans Sibi. „Alle meine Lehrer waren noch da, ich hatte ganz tolle Lehrer. Seitdem hat sich das Durchschnittsalter sehr geändert, viele wurden in den Ruhestand verabschiedet. Wir sind ein sehr junges, engagiertes Kollegium, aber liebgewordene Lehrer haben natürlich auch Lücken hinterlassen.“

In Cremers Abi-Jahr gingen die Studenten auf die Straße. „Davon haben wir wenig mitbekommen. Ich war recht unpolitisch, obwohl in unserer Familie viel diskutiert wurde“, so der Sohn von Dieter Cremer, einst CDU-Fraktionschef in Honnef. Er erinnerte an den Geschichtsunterricht. „In jeder Stufe begann es beim Neandertaler und endete bei Bismarck. Die Schule hielt sich von der jüngeren deutschen Geschichte fern. Erstaunlich, wie unpolitisch die doch offene Gesellschaft 25 Jahre nach dem Krieg war.“ Und: „Wir hatten sehr bemühte Lehrer. Aber die Ausstattung früher, gerade in Fächern wie Physik, Chemie und Bio, ist mit heute nicht zu vergleichen.“

Zum Mitarbeiten in der Schule ermutigt

Cremer: „Von 40 Kindern meiner Klasse von der katholischen Volksschule bewarben sich vier aufs Gymnasium. Das war schon hart und entschied über Lebensperspektiven.“ Von 36 Kindern der Unterprima seien 15 bis zum Abitur gegangen - zwei mit einem Shnitt von 1,7 beziehungsweise 1,9. Das zweitbeste Zeugnis ging an Cremer. Paetow wechselte mit 24 weiteren Schülern von der Realschule Sankt Josef zum Sibi. „Ich bereue es nicht.

139 Schüler waren zum Abitur zugelassen, 135 haben das Abi geschafft, sechs davon mit einer glatten Eins.“ Er selbst hatte einen Durchschnitt von 1,2. „Am Sibi wurde ich zum Mitarbeiten in der Schule ermutigt.“ Cremer: „Es geht darum, aus den Schülern etwas zu machen. Das gelingt hier.“

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