Kommentar Viele Fragen bleiben

Das lang erwartete Gutachten zur Arbeit des Königswinterer Jugendamtes im Fall Anna liegt vor. Mehr als 26 Monate nach dem Tod des neunjährigen Mädchens.

Das Gericht hat den Tod inzwischen als Mord gewertet. Von der Pflegemutter aus niedrigen Beweggründen begangen, wie das Gericht bei ihrer Verurteilung zu lebenslanger Haft feststellte. Die Täuschung von Ärzten, Therapeuten und Betreuern ist Petra W. perfekt gelungen, wie beim Prozess deutlich wurde.

Auch wenn die Menschen, die beruflich in engem Kontakt zu Anna und den Pflegeeltern standen, nicht belangt werden können, bleiben zumindest Zweifel, ob sie alle ihren Beruf wirklich so gut wie möglich ausgeübt haben.

Das gilt auch für das Königswinterer Jugendamt. Gutachter Christian Schrapper attestiert den Mitarbeitern zwar, ihre Aufgaben korrekt erledigt zu haben, vielleicht sogar noch schneller als bei anderen Jugendämtern. Jedoch zeigt er auch viele Schwachstellen auf.

Warum wurde Annas Vorgeschichte komplett ausgeblendet? Warum sollte ein Kind auf einmal eine Wasserphobie haben oder sich selbst verletzen, wenn davon vorher nie die Rede war? Warum wurden die Akten unzureichend geführt? Warum hat niemand die Einschätzungen der zuständigen Sachbearbeiterin hinterfragt?

Auch 26 Monate nach Annas Tod sind diese Fragen immer noch offen. Trotz Gutachten.

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