Auszug aus Honnefer Hauptstraße Verein Gutenberghaus sucht Bleibe für Archiv und Museum

Bad Honnef · Der Verein Gutenberghaus zieht aus seinem Haus an der Honnefer Hauptstraße aus und hat noch keine neue Bleibe für Archiv und Museum gefunden. Vorerst lagern die Kartons in Privaträumen der Vereinsvorsitzenden.

An die 100 Kartons sind schon gepackt, werden von ehrenamtlichen Helfern die Treppen hinabgeschleppt. Weitere werden folgen, bis am Montag der letzte Umzugswagen vor der Tür steht. Mit dem Auszug aus der zweiten Etage des Hauses Hauptstraße 40 ist der letzte Akt des Hauses Gutenberg als Bad Honnefer Archiv, Museum und Treff eingeläutet. Damit kommt der Verein auch dem – noch offenen – Ergebnis einer Räumungsklage zuvor. Die Archivalien werden provisorisch bei der Vorsitzenden Renate Mahnke privat untergebracht, in Garage und Büro.

An diesem Samstag und Sonntag, 29. und 30. Juli, jeweils von 10 bis 17 Uhr findet im Gutenberghaus ein Flohmarkt statt – schon, um den Umzug zu finanzieren, so Mahnke. Sogar antike Möbel werden zum Kauf angeboten: „Dinge eben, die ich gar nicht mehr unterkriege.“

Wie berichtet, hatte Mahnke das Haus 2013 erworben und aufwendig saniert. Zwei Etagen wurden als Archiv, Museum und Treff eingerichtet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Mieteinnahmen einer weiteren Wohnung und der Buchhandlung bildeten die wirtschaftliche Grundlage für Mahnkes Privatengagement. Der Verein Gutenberghaus wurde gegründet, Historikerin Mahnke zur Vorsitzenden gewählt. Der Verein hat inzwischen 60 Mitglieder.

Archiv wuchs über die Jahre

Veranstaltungen und Ausstellungen fanden statt. Die Archivalien wurden wissenschaftlich aufbereitet. Eine Leihgabe der Stadt, die Büste der schönen Mila, zog ein – und geht nun zurück ins Rathaus, so Mahnke. Sie werde vor dem Bürgermeisterzimmer aufgestellt. „Offenbar weiß man vieles erst zu schätzen, nachdem ihm im Gutenberghaus die Wertschätzung zugekommen ist, die ihm gebührt.“

Auch sonst wuchs das Archiv, unter anderem durch Übergabe der Negative des langjährigen GA-Fotografen Günter Groote und weiterer profunder Privatsammlungen. Dann kam Ende 2015 die Wende: „Ich war gezwungen, das Haus abzugeben, wodurch die finanzielle Grundlage für die bisherigen Aktivitäten entfiel“, berichtete Mahnke damals dem GA. Und aus der Vermieterin wurde die Mieterin des mittlerweile auf eine Etage verkleinerten Archivs und Treffs.

Klar war ihr damals auch: Auf Dauer würde sich der Verein die Räume nicht leisten können; der Vermieter werde eine wirtschaftliche Nutzung anstreben. Zugleich hoffte Mahnke, schnell andere Räume zu finden – eine Hoffnung, die sich zerschlug. Auf Basis eines Mietvertrages, den Mahnke nach eigenen Angaben als vorherige Eigentümerin quasi mit sich selbst als Vereinsbevollmächtigte geschlossen hatte, wurden stattdessen an den neuen Eigner für die 104 Quadratmeter 300 Euro monatlich gezahlt – bei ortsüblichen 1100 Euro.

Beginn einer juristischen Auseinandersetzung

Der Eigentümer wartete lange zu, wie er damals dem GA schilderte – bis Ende 2016. Dann pochte er auf einen umgehenden Auszug, zumal ihm kein Mietvertrag bekannt sei. Im Januar 2017 teilte er dem GA entsprechend mit: An der Beendigung des „Gentleman Agreements“, nach dem der Verein schon fast ein Jahr die Räume für einen Bruchteil der ortsüblichen Miete habe nutzen können, führe für ihn kein Weg mehr vorbei – und daraus habe er nie einen Hehl gemacht.

Die Räume seien im Januar zu übergeben; hilfsweise wurde der Mietvertrag fristgerecht zu Ende Juni gekündigt. Erledigt war die Angelegenheit damit nicht. Beide Seiten schalteten Anwälte ein, eine juristische Auseinandersetzung begann. Nachdem im Januar kein Auszug erfolgte und die Kündigung auch zu Ende Juni negiert wurde, wurde im April zusätzlich eine Räumungsklage auf den Weg gebracht.

Über diese, so Mahnke aktuell zum GA, solle im September entschieden werden – genau in dem Monat, zu dem die Kündigung schließlich akzeptiert wurde.

Suche nach alternativen Räumen

Der Eigentümer kommentierte die Sachlage aktuell nicht. Mahnke indes sagte, dass der Auszug nun vor September erfolge, sei den Finanzen des Vereins geschuldet, der die Miete allein aus den Mitgliedsbeiträgen nicht aufbringen kann: „Wir sind darum zu der Überzeugung gekommen, dass es wirtschaftlich nicht verantwortbar ist, weiter Miete zu zahlen.“ Worauf sie abhebt: Die Suche nach alternativen Räumen, die im Januar 2016 begonnen hatte, ist bis heute ohne Ergebnis geblieben. Mehrere Möglichkeiten wie die Nutzung von Räumen in der Konrad-Adenauer-Schule hätten sich zerschlagen.

Zwar habe es Angebote gegeben, aber entweder sei die Miete zu hoch gewesen oder die Räume seien zu klein oder aus anderen Gründen nicht nutzbar. Daran änderte auch das Bemühen der Stadtverwaltungsmitarbeiter nichts, die dem Archiv positiv gegenüberstünden. Trotzdem habe sie „langsam den Eindruck, die Stadt will das nicht“:

„Das Gros der Stadtverordneten scheint sich weder für ein Stadtarchiv zu interessieren, noch seinen Stellenwert für die ganze Stadt richtig einschätzen zu können. Besonders blamabel für die Stadt Bad Honnef: Der Heimatverein Rheinbreitbach hat Teilen der Einrichtung Asyl gewährt.“ Die Hoffnung, dass die Stadt künftig in ihr „Gedächtnis“ investieren wolle und noch Räume gefunden werden, will sie aber nicht aufgeben.

Vorerst heißt es: Umziehen, wobei das Archiv trotz Enge zugänglich bleiben soll. Mahnke: „Der Verein wird weiterarbeiten. Ein Provisorium wird der Bedeutung eines Archivs für Bad Honnef aber nicht gerecht.“

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