Wirtgen in Windhagen Unternehmen streckt die Fühler aus

Bad Honnef · Weltmarktführer für Straßenbaumaschinen will in den Honnefer Gewerbepark Dachsberg erweitern.

Annähernd acht Jahre schon hofft man in Bad Honnef darauf, dass sich der Gewerbepark Dachsberg füllt. Jetzt sieht es so aus, als könnte dieser Wunsch sogar auf einen Schlag in Erfüllung gehen: Der Weltmarktkonzern Wirtgen will am Standort weiter wachsen, und das über die Landesgrenze von Rheinland-Pfalz hinweg.

„Aufgrund der guten Geschäftslage plant Wirtgen eine Betriebserweiterung mit einem Investitionsvolumen von rund 40 Millionen Euro. Die Besonderheit des Projekts liegt in der landesübergreifenden Planung von Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen“, teilte die Pressestelle des Unternehmens dem General-Anzeiger auf Anfrage mit. Einziges in Frage kommendes Gebiet: der Gewerbepark Dachsberg in Rottbitze, direkt an der Grenze zu Windhagen und dem dortigen Stammsitz der Firma Wirtgen.

Schwerpunkt der Planungen sei unter anderem ein „hochmodernes Schulungszentrum für die eigenen Auszubildenden, Mitarbeiter und Kunden“, heißt es in der Mitteilung der Wirtgen GmbH weiter. Mehr Details nennen mochte das Unternehmen vorerst nicht, die „Absichtserklärung aber können wir kundtun“, so eine Sprecherin. Wie der GA erfuhr, wird hinter den Kulissen zugleich fleißig gearbeitet, um den Weg zu ebnen.

Zwei Bundesländer samt unterschiedlichen Vorgaben der Landesplanung und jeweils zwei Bezirksregierungen, Kreise und Kommunen, in denen Planungsrecht geschaffen werden muss: Da bedarf es besonderer Maßnahmen. Richten soll es ein Zweckverband mit Beteiligung Bad Honnefs und Windhagens, bestätigte Bad Honnefs Bürgermeister Otto Neuhoff auf GA-Anfrage die „sehr konstruktiven“ Vorgespräche mit den Kollegen in Windhagen. Noch in diesem Monat sollten die Weichen für den Zweckverband gestellt werden. „Eine gesetzliche Regelung, die das ermöglicht, gibt es. Aber sie stammt aus den 70er Jahren und wurde noch nie angewendet. Das ist für uns alle ein Novum“, so Neuhoff.

Zu beschäftigen haben wird sich der Zweckverband mit einer weiteren Besonderheit. Zwischen dem erschlossenen Gebiet auf Windhagener Boden und den bisher unerschlossenen rund 38.000 Quadratmetern am Dachsberg liegen etwa 30.000 Quadratmeter Grünland – das Gros auf Honnefer Gebiet –, die ebenfalls Gegenstand der Überlegungen sind. Dem Streifen kommt Bedeutung zu als sogenannte Biotopverbundfläche – ein natürlicher Korridor also. „Diese Funktionalität muss erhalten bleiben“, betonte Neuhoff.

Eine Vorprüfung habe ergeben, dass dies möglich sei – zumal der Biotopverbund, zerklüftet durch Autobahn, ICE-Strecke und Kreisstraße, auch heute „mehr schlecht als recht“ gegeben sei. Neuhoff: „Eine Aufwertung könnte eine Win-Win-Situation sein auch für die Natur.“ Viele weitere Untersuchungen seien naturgemäß nötig. Neuhoff: „Wir sind noch ganz am Anfang. Natürlich gibt es auch Hürden, aber man muss es von den Chancen aus sehen. Fest steht: Das alles wird sachgerecht behandelt werden.“

Dass eine Erweiterung der Wirtgen GmbH für Bad Honnef eine Riesenchance wäre, stehe außer Frage. Dies gelte nicht alleine wegen zu erwartender Gewerbesteueranteile in der Zukunft, sondern auch mit Blick auf Arbeits- und Ausbildungsplätze, Partnerschaften mit Schulen und mehr. Neuhoff: „Das ist eine extrem interessante Firma, die noch dazu sehr in der Region verwurzelt ist und sich so auch versteht. Es stünde Bad Honnef sehr gut zu Gesicht, diese Firma zu holen.“ Seite an Seite mit den Windhagenern werde man darum alles tun, die Firma in ihrem Ansinnen zu unterstützen.

Gewerbepark Dachsberg

Der Gewerbepark Dachsberg umfasst 90.000 Quadratmeter zu vermarktende Fläche. Die Vermarktung durch die Grundstücksgesellschaft – Gesellschafter sind die Stadtsparkasse Bad Honnef, die Volksbank Bonn Rhein-Sieg, die Spar- und Darlehenskasse Aegidienberg und die Stadt – startete 2008.

Ersterschließer waren die Betreiber von Tankstelle und Autohof, gefolgt von der Firma Coppeneur et Compagnon, die direkt am Kreisel an der Windhagener Straße ihre neue Schokoladenmanufaktur erbaut hat. Weitere Ansiedlungen stehen an.

Die Wirtgen Group

Gegründet wurde die Wirtgen GmbH 1961 als Fuhrunternehmen für Baumaterialien. Zur Wirtgen Group, einem international tätigen Unternehmensverbund der Baumaschinenindustrie, gehören die Marken Wirtgen, Vögele, Hamm, Kleemann und Benninghoven.

Der Weltmarktführer bietet Lösungen für mobile Maschinen für den Straßenbau, die Straßeninstandsetzung sowie die Gewinnung und Aufbereitung von Nutzmineralien. Die Wirtgen-Group beschäftigte 2015 rund 7000 Mitarbeiter und hat einen konsolidierten Umsatz von 2,25 Milliarden Euro erwirtschaftet.

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