Interview zum Schwimmen im Rhein Uli Medenbach: "Gegen die Strömung hat man keine Chance"

Bad Honnef · Gerade bei den hochsommerlichen Temperaturen erscheint ein Bad im Rhein verlockend. Doch das Schwimmen im Fluss ist gefährlich, wie am Mittwoch ein Beinahe-Unfall zeigte. Uli Medenbach von der DLRG warnt vor den Gefahren.

 Nur so ist das Baden im Fluss wirklich sicher: Mit DLRG-Helfern beim Rheinschwimmen.

Nur so ist das Baden im Fluss wirklich sicher: Mit DLRG-Helfern beim Rheinschwimmen.

Foto: Frank Homann

Eine Schwimmerin hatte ein ablegendes Passierschiff übersehen und die Kontrolle verloren. Die Schiffsbesatzung konnte sie an Bord ziehen. Schwimmen war in diesem Bereich verboten. Über die Gefahren des Badens im Rhein gibt der Vorsitzende der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) in Bad Honnef, Uli Medenbach, Auskunft

Darf man überhaupt im Rhein schwimmen?
UliMedenbach: Grundsätzlich ist das Baden im Rhein nicht verboten - allerdings ist es nur an ausgewiesenen Badestellen erlaubt. An anderen Stellen ist es strikt verboten - wie zum Beispiel an Hafenausfahrten, Buhnen oder in der Schifffahrtsrinne. Und daran sollte man sich halten. Allerdings empfehlen wir, grundsätzlich nicht im Rhein zu schwimmen.

Warum nicht?
Medenbach: Weil es sehr gefährlich ist.

Was macht das Schwimmen im Rhein so gefährlich?
Medenbach: Gegen die Strömung kommt kein Schwimmer an. Auch ein sehr gut ausgebildeter Schwimmer mit Flossen hat keine Chance, sich zu halten.

Wie sieht es mit den Buchten aus? Die sind doch meist sehr flach?
Medenbach: Auch hier ist es gefährlich. Wenn die großen Schiffe vorbeifahren, wird das Wasser aus den Buchten gesaugt. Gerade Kinder laufen dann hinterher. Wenn dann das Wasser - oft auch noch von hinten - zurückkommt, zieht es den Kindern die Beine weg und sie werden mitgerissen. Sie haben keine Chance. Da hilft es auch nicht, wenn Eltern ihre Kinder an der Hand halten. Sie werden weggerissen. Hinzu kommt, dass der Rhein kein klares Gewässer ist, man sieht nichts. Das macht die Suche noch schwieriger und bringt auch die Retter in Gefahr. Deshalb raten wir davon ab, im Rhein zu schwimmen. Die Füße ins Wasser zu halten, ist natürlich okay.

Was tun, wenn man doch von der Strömung mitgerissen wird?
Medenbach: Auf keinen Fall sollte man versuchen zurückzuschwimmen und so direkt gegen die Strömung anzukämpfen. Das schafft man nicht. Statt dessen sollte man versuchen, schräg ans Ufer heranzuschwimmen. Am besten ist, man kommt gar nicht erst in diese Situation. Wer im Rhein schwimmen will, sollte das bei Events wie bei unserem Rheinschwimmen machen. Dann ist es dank der vielen Helfer sicher.

Schwimmen heute wieder mehr Menschen im Rhein?
Medenbach: Ja, das hat in den vergangenen Jahren wieder deutlich zugenommen. Gleichzeitig lassen die Schwimmfähigkeiten der Menschen, gerade der jungen, aber immer mehr nach. Das liegt auch daran, dass immer mehr Städte ihre Hallenbäder schließen. Wir haben mittlerweile Eltern, die ihre Kinder mit zwei Jahren anmelden, um sicherzugehen, dass sie mit sechs dann einen Platz in einem Schwimmkursus bekommen. Diese Entwicklung bereitet uns große Sorgen.

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