Parlamentarisches Partnerschaftsprogramm US-Stipendiaten berichten über ihre Erfahrungen in Deutschland

SIEBENGEBIRGE · Stipendiaten aus den USA haben nach einem Jahr von ihren Erfahrungen in der Region berichtet. Drei junge Amerikaner kamen im Wahlkreis von Norbert Röttgen unter.

 Im Austausch: Norbert Röttgen (r.) mit (v.l.) Dalton Goble, Lauryn King und Florencio Yuzon, die ein Jahr in seinem Wahlkreis verbrachten.

Im Austausch: Norbert Röttgen (r.) mit (v.l.) Dalton Goble, Lauryn King und Florencio Yuzon, die ein Jahr in seinem Wahlkreis verbrachten.

Foto: Benjamin Westhoff

Ein Jahr lang im Ausland leben, eine fremde Kultur erleben – dank des Parlamentarischen Partnerschaftsprogramms (PPP), einem gemeinsamen Projekt des Deutschen Bundestags und des US-Kongresses, wird dieser Traum jährlich für Hunderte Stipendiaten aus Deutschland und den USA Realität. In diesem Jahr kamen drei junge Amerikaner im Wahlkreis von Norbert Röttgen unter.

Wenige Tage vor ihrem Rückflug trafen sie sich ein letztes Mal mit dem Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag zum Erfahrungsaustausch. Florencio Yuzon (17) aus Washington, D.C., war in Swisttal zu Hause und ging aufs Städtische Gymnasium Rheinbach. „In den USA haben sich alte preußische Stereotypen über die Deutschen gehalten. Aber die Leute im Rheinland sind humorvoll, offen und locker.“

Das Thema Trump sei für ihn stets allgegenwärtig gewesen – besonders, da er selbst Anhänger der Republikaner sei. Die Hörigkeit der Partei gegenüber dem Präsidenten könne er aber nicht nachvollziehen: „Wir dürfen nicht vergessen, dass wir ein globalisiertes Land sind“, bekräftigt Florencio. „Alleine schaffen wir nichts.“

Sein Wunsch, dem Militär beizutreten, stoße hierzulande auf eher wenig Verständnis: „Die Deutschen sehen ihr Militär als Mittel zur Selbstverteidigung, die Amerikaner als Instrument ihrer außenpolitischen Stärke. Hier herrscht eine andere Mentalität.“ Auch die Beziehung zum eigenen Land sei merklich anders: Patriotismus beäugten viele Deutsche mit Argwohn. „Aber es gibt einen Unterschied zwischen Patriotismus, der Liebe für ein Land, und Nationalismus, dem Hass aufs Fremde“, meint Florencio. Dennoch sei es wichtig gewesen, die externe Perspektive zu erleben: Denn nur so könne man auf internationale Partner zugehen.

Lauryn King (18) aus Atlanta, Georgia, lebte bei ihrer Gastfamilie in Sankt Augustin und besuchte das Rhein-Sieg-Gymnasium. Sie möchte Film und Germanistik studieren, schwärmt von deutschen Weihnachtsmärkten. Als sie sich fürs Auslandsstipendium bewarb, wunderte sich ihre Familie : „Warum ausgerechnet dahin?“ Doch andere Kulturen kennenzulernen sei ja gerade wichtig in einer globalisierten Welt, sagt Lauryn. „In Amerika haben viele oft zuerst eines im Kopf, und zwar Amerika.“

Geprägt von Lagerdenken

Den politischen Diskurs habe sie hierzulande als deutlich ruhiger erlebt, die US-Politik sei streitlustiger, hasserfüllter, stark geprägt von Lagerdenken: „Entweder du bist Demokrat oder Republikaner.“ Beide Seiten der Debatte als berechtigt anzuerkennen, das geschehe in den USA selten; hier habe sie ein Bewusstsein dafür entwickelt. Die junge Generation müsse wieder lernen, zusammenzuarbeiten: „'Vereinigt' ist das Schlüsselwort, nicht 'zuerst'.“

Dalton Goble (18) aus Prestonsburg, Kentucky, wohnte in Wachtberg und ging auf die Elisabeth-Selbert-Gesamtschule in Bad Godesberg. Vor seinem Austauschjahr habe er kein wirkliches Bild von Land und Leuten gehabt – um so größer seine Überraschung: „Karneval in Deutschland ist so geil!“ Nach einem Jahr auf deutschem Boden könne er die Redensart verstehen: „It's not good, it's not bad, it's just different.“

Nach der Schule möchte Dalton International Relations studieren, träumt von einer politischen Karriere. Die heranwachsende Politikergeneration müsse beachten: „Es gibt nicht nur Amerika auf dieser Welt. Die USA haben so viel Geld und geben einen Großteil nur fürs Militär oder eigene Interessen aus. Wir müssen mehr in der Welt helfen.“

Auch Deutschland dürfe nicht der Versuchung des Nationalismus verfallen: „Ich finde es okay zu sagen 'Ich liebe mein Land'. Aber es gibt eine Grenze. Deshalb irritiert mich die AfD, denn diese Partei will nicht das Beste für Deutschland. Man kann nicht alle Probleme auf eine kleine Gruppe von Menschen abwälzen.“

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