Folk im Feuerschlösschen Twelfth Day bieten originellen Konzertabend in Bad Honnef

Bad Honnef · Das schottische Duo Twelfth Day hat bei seinem Konzert einen besonderen Akzent im Feuerschlösschen gesetzt. Catriona Price und Esther Swift erzeugten Bildwelten im Kopf und spielten einen "angry song" für Donald Trump.

 Musizieren seit zehn Jahren zusammen: Catriona Price (l.) und Esther Swift beim Auftritt im Feuerschlösschen in Bad Honnef.

Musizieren seit zehn Jahren zusammen: Catriona Price (l.) und Esther Swift beim Auftritt im Feuerschlösschen in Bad Honnef.

Foto: Michael Schmiedel

Seit mehr als einem Jahrzehnt machen Catriona Price und Esther Swift gemeinsam Musik. Einer einfachen Einsortierung in Schubladen haben sich die Freundinnen von Beginn an konsequent verweigert: „21st century art music for trad fans“ nennen sie ihre Kompositionen. So unkonventionell und anspruchsvoll, wie das klingt, ist es auch. Mancher würde sogar sagen: ein wenig gewöhnungsbedürftig.

Doch Price und Swift genießen es, nur schwer beschreibbar zu sein. Der Auftritt der Schottinnen im Feuerschlösschen war gewiss keine leichte Folk-Kost – doch wer sich auf das vertrackte Spiel zwischen Geige und Harfe einließ, dem boten Twelfth Day einen originellen Konzertabend. Der Saal war so rappelvoll wie lange nicht mehr.

Price und Swift setzen auf „Atmospheric Folk"

„Normalerweise verrate ich erst auf halber Strecke durch das Konzert, dass ich Deutsch sprechen kann“, platzte es direkt nach dem Eröffnungsstück beinahe akzentfrei aus Geigerin Catriona Price heraus. „Aber euch lasse ich heute nicht so lange warten.“ Twelfth Day ist die Mehrsprachigkeit in die Wiege gelegt: Ausgehend vom keltischen Erbe ihrer Heimat – den Orkney-Inseln und der Kleinstadt Peebles in den Scottish Borders – vereint das Duo nicht nur Folk, Jazz, Klassik und Minimal Music, sondern lässt auch kulturelle Inspirationen aus Afrika, Südamerika, Europa und Asien in ihre Kompositionen einfließen.

Wer einprägsame Folk-Melodien und Ohrwürmer erwartet hatte, ging leer aus. Vielmehr setzten Price und Swift auf „Atmospheric Folk“, also kunstvoll-assoziative Klangkompositionen. Wenn sie mit herausragender Spieltechnik und virtuoser Kreativität drauflos spielten, nur Geige, Harfe und Gesang, und sich spontan ganze Bildwelten im Kopf auftaten, dann erfüllte die Musik ohne Zweifel ihren Zweck.

„Another Time“ etwa, eine schwärmerische Ode an den Frühling – „den wir in Deutschland gerade wunderbar erleben, aber wir schweigen lieber über das Elend zu Hause in Schottland“ –, machte abwechselnd die Sanftheit einer Frühlingsbrise und die Geschäftigkeit eines summenden Bienenschwarms greifbar. Toll auch das gespenstische „Keep Sinking“, ein Lied über die „Offenheit, neue Leute kennenzulernen und sich neuen Situationen nicht zu verschließen“.

Gezielte politische Pointen

Und das Duo scheute sich nicht, gezielte politische Pointen zu setzen. „Dieses nächste Lied ist unser 'angry song', unser Wutlied“, kündigte Price das poppige „Great Green“ an. Dann die Widmung: „Dieses Stück ist für Herrn Trump.“ Das Publikum johlte. In der süffisanten Persiflage „Cracks in the Room“, dem Titellied ihres jüngsten Albums, karikierten sie das Bemühen einer jungen Frau, um jeden Preis dazuzugehören.

Twelfth Day mochten zwar kein simples Folk-Fast-Food auftischen, dafür aber anspruchsvolle Gourmet-Musik. Folk für Feinschmecker mit Niveau, gewissermaßen. Ganz zum Schluss gaben sie den Zuhörern dann aber doch noch einen Ohrwurm mit auf den Heimweg: Neckisch widmete Esther Swift ihrer Bandkollegin ein Cover von Morrisseys „You're The One For Me, Fatty“. „Hey, nur zum Scherz.“

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