Roadtrip von Bad Honnef nach Südosteuropa Traumhafte Küsten und hartnäckige Grenzkontrollen

Bad Honnef · Die Bad Honnefer Roland Scholz und Oliver Simon starteten am Sonntag ihre Tour durch 14 Länder Südosteuropas und haben ihre Route mittlerweile um ein Ziel erweitert. Hinter ihnen liegen bereits traumhafte Küstenabschnitte, idyllische Altstädte und kuriose Einreiseformalitäten.

Mit der Abendsonne im Gesicht und ihrem voll gepackten Reisegefährt, dem VW-Bus "Schraddel", brachen die beiden am Sonntagabend zu ihrem Abenteuertrip auf. Das erste Etappenziel lautete Ljubljana, die Hauptstadt Sloweniens. Das anfängliche Sorgenkind, die Alpen, hatten sie in der Nacht von Sonntag auf Montag ohne Zwischenfälle überwunden: "Die Alpen haben wir gänzlich bei Nacht überquert. Und daher nichts anderes als die leere Straße und einen sternenklaren Himmel gesehen. Kein Problem für Schraddel. Der 2,4l große Reihenfünfzylinder- Diesel hat bei allen Höhen und Tiefen nur müde gelacht", beschreibt Roland die Fahrt durch das höchste Gebirge Mitteleuropas.

"Wir erleben Ljubljana als Schmelztiegel von Moderne, sozialistischen Plattenbauten und gepflegter, historischer Altstadt", so die 25-Jährigen. Während sie um 5 Uhr morgens zu einer Erkundung aufbrechen, ist die Stadt schon längst erwacht: einige joggen, andere führen ihre Hunde aus oder gehen zur Arbeit. Bei der Fahrt durch die ländlichen, voralpinen Gebiete können sie in jedem noch so kleinen Dorf mindestens eine Kirche als Charakteristikum ausmachen. Mit jedem zurückgelassen Kilometer steigt die Temperatur von sieben Grad im Gebirge bis hin zu 20 Grad in Split an der kroatischen Adriaküste.

In Bosnien gerät der straffe Zeitplan der beiden aufgrund der schlechten Straßenverhältnisse ins Wanken. Erst in der Abenddämmerung erreichen die beiden Kotor, werden dafür aber mit einem Highlight ihrer Tour belohnt: "Kotor zählt zu einem der schönsten Flecken der Erde überhaupt. Umgeben von hohen Bergen, die bei Dämmerung oder unter den Schatten von Wolken pechschwarz erscheinen und Montenegro ("schwarzer Berg") ihren Namen gaben". Die Lage erinnere eher an einen norwegischen Fjord.

Bei der Weiterfahrt durch Albanien Richtung Kosovo sind sie von der guten Infrastruktur überrascht. Kriegsschäden sehen sie kaum, nur vereinzelt Fahrzeuge der Kosovo-Force (KFOR). Beide staunen über das Preis-Leistungsverhältnis: Zwei Espressi und zwei Wasser kosten gerade einmal 1,20 Euro.

Strenge Kontrolle an der mazedonischen Grenze

An jeder Grenze erwarten sie neue Kontrollprozeduren. Während Deutschland nur landeinwärts kontrolliert, verzichten Österreich und Slowenien auf jegliche Kontrollen und Kroatien prüft hingegen nur bei der Ausreise. An der mazedonischen Grenze gelangen Roland und Olli an den Tiefpunkt ihres Roadtrips. Die Grenzbeamten unterstellen ihnen Drogenschmuggel und veranlassen eine zweistündige Fahrzeugkontrolle. Obwohl der Drogenspürhund nichts findet, wird Schraddel weiter zerlegt sowie die Hohlräume mit einer Teleskopkamera begutachtet. Die Reisepläne der beiden Honnefer stoßen nur auf Unverständnis der Kontrolleure. Zum Schluss werden ihnen sogar die zwei Reserveräder zerschnitten.

"Nach der penetranten Einreisekontrolle hatte Skopje, die Hauptstadt Mazedoniens, von der wir im September noch so begeistert waren, einen faden Beigeschmack", erzählt Roland. Daher planen die 25-Jährigen einen Abstecher nach Griechenland ein. An der griechisch-mazedonischen Grenze sehen sie mehrere Flüchtlingslager, ein kleineres mit 50 Zelten und ein größeres mit über 300 Zelten. Die Situation dort sei insgesamt ruhig. Dramatische Szene sehen sie nicht.

Der Spontantrip nach Thessaloniki entlohnt Roland und Olli. Die Strandpromenade und "Der Weiße Turm" gefallen ihnen besonders gut: "Eine abschließende Mahlzeit, unsere erste warme seit Beginn der Tour, rundete die Sache ab." Von Griechenland geht es weiter nach Bulgarien. Am frühen Mittwochmorgen schlendern sie durch die noch schlafende Altstadt von Sofia, entlang an unzähligen Kirchen und Kathedralen, wie die mit Mosaiken und goldenen, halbrunden Dächern verzierte Alexander-Newski-Kathedrale. Sie nächtigen in einer Seitenstraße. Gestärkt mit einem Kaffee nehmen sie schließlich Kurs auf Bukarest.

Ankunft in Transnistrien

Nach einer Tour durch die vielseitige rumänische Hauptstadt, die so weitläufig ist, dass sie gar nicht alles besichtigen können, steuern sie langsam dem Höhepunkt ihrer Reise zu - Transnistrien. Für eine kurze Durchfahrt von rund sechs Kilometern müssen Roland und Olli in Moldawien noch eine Kurrzeit-Versicherung abschließen, da die Grüne Versicherungskarte dort nicht anerkannt wird. Die schlechten Straßenverhältnisse in der Ukraine bremsen allerdings den ambitionierten Zeitplan. Mit 20 bis 50 Kilometern pro Stunde nähern sie sich langsam Odessa. "So brauchten wir von der Grenze bis zu unserem Nachtlager fünfeinhalb Stunden für 150 Kilometer", stellen sie ernüchtert fest.

Endlich erreichen sie die Grenze zu Transnistrien und werden abermals mit einer neuen Kontrollform konfrontiert. Dieses Mal ist nicht Schraddel Ziel der Inspektion, sondern ihre Kameras. Ein Bild der transnistrischen Flagge löschen die Beamten direkt und warnen, dass weder Flaggen, Uniformierte noch Regierungsgebäude fotografiert werden dürften. Außerdem fragen die Grenzkontrolleure, ob Roland und Olli Journalisten seien.

Für zehn Euro pro Person erhalten sie ein Transitvisum mit einer Gültigkeit von 24 Stunden. "Da kein Staat der Welt Transnistrien anerkannt hat, machen die es umgekehrt genauso. Auf dem Visum wird unter Staatsangehörigkeit 'null' eingetragen.", erklärt Roland die kuriose Bürokratie. Auch Schraddel erhält einen neuen Fahrzeugschein für 20 Euro, denn auch dieses Dokument zählt in der Pridnestrowischen Moldauischen Republik nicht. Die Hauptstadt Tiraspol hält kaum Sehenswürdigkeiten bereit. Bei der Ausreise nehmen die Beamten ihnen das Visum wieder ab. "Ich habe mich in Transnistrien nicht getraut, viele Fotos zu machen. Schade, denn unsere Kameras wurden bei der Ausreise nicht kontrolliert", bemerkt Roland.

Den größten Teil ihrer abenteuerlichen Tour haben die drei nun zurückgelegt. Vor ihnen liegen nun noch Chișinău, Budapest und Bratislava, um die Reiseroute innerhalb einer Woche zu komplettieren.

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