Ziepches Jecke Tanzgarde wurde zum Aushängeschild der KG

RHÖNDORF · Die Stiefelchen sind poliert, die Kostüme präpariert. Alles perfekt für die Premiere. Samstagabend zeigen 13 Mädchen und drei Majore ihren neuen Tanz.

 So liebt man sie: Tänzerinnen und Tänzer in Rot-Weiß erobern ihr Publikum. Das Bild entstand im Kursaal.

So liebt man sie: Tänzerinnen und Tänzer in Rot-Weiß erobern ihr Publikum. Das Bild entstand im Kursaal.

Foto: Frank Homann (Archivbild)

Er hat Extralänge. Denn: Es ist der Jubiläumsauftritt der Tanzgarde der Karnevalsgesellschaft (KG) Ziepches Jecke. Die gibt es seit 25 Jahren. Und deshalb stellt die Rhöndorfer KG in dieser Session die Siebengebirgstollitäten, die heute im Kursaal proklamiert werden. Und mit dem Dreigestirn wird das süßeste "Anhängsel" der KG aufziehen.

Mindestens genauso aufgeregt wie Prinz Michael, Jungfrau Alfreda und Bauer Frank wird eine blonde Frau am Bühnenrand sein: Manuela Müller, Trainerin und Urgestein der Tanzgarde. Sie hatte die Option, Prinzessin zu werden in diesem Jubiläumsjahr. "Aber ich bin gern im Hintergrund", sagt die 45-Jährige.

Mit Anna Schollmeyer und Susi Bolz-Hießl regte sie im Mai 1988 die Gründung der Garde an. Peter "Onkel Pe" Breutigam, Karl Kaffine und Hubert Schmitz waren nicht abgeneigt, auf der Jahreshauptversammlung gab es grünes Licht. Besonders "Onkel Pe" nahm sich der Truppe an.

Manuela Müller: "Er war die gute Seele für uns." Bei der Prunksitzung am 14. Januar 1989 tanzte erstmals die eigene Garde in ihren rot-weißen Uniformen. Die Begeisterung war groß. Manuela Müller war das, was im Fußball der Spielertrainer ist. Alles tanzte nach ihrer Pfeife. Bis 2005 war sie aktiv. Sogar in außerordentlichen Umständen: Im Dezember 1991 kam Töchterchen Yasemin zur Welt, im Januar stand sie wieder auf der Bühne.

Oma Yvonne Müller war dann für die Kleine da, die längst selbst zur Garde zählt. Überhaupt, die Crew ist wie eine große Familie. Das hat nicht nur damit etwas zu tun, dass einige Tänzerinnen und Tänzer zarte Bande knüpften. "Die Kameradschaft ist schon etwas Besonderes bei uns", betont Helmut Gottsauner. Er ist einer der Tanzoffiziere der ersten Stunden und legte eine 22 Jahre währende Karriere hin.

Seine Frau Ilona lernte er dabei kennen. Ihre drei Töchter Jessica, Janine und Katharina bewegen sich auf ihren Spuren. Manuela Müllers Bruder Marcus wurde ihm ein guter Freund. "Helmut kam am 2. September zur Welt, ich am 1. September, beide 1970, und beide sind wir Maler und Lackierer", staunt Marcus Müller noch heute über diesen Zufall.

Er ist mit Tänzerin Anezka verlobt und immer noch aktiv. "Tanzen ist richtiger Sport, eine Verbindung aus Kraft und Technik." Sein Freund bestätigt: "Nach 90 Minuten Fußball war ich nicht so kaputt wie nach den Hebefiguren." Trotz "weicher Knie" werden die Mädels bis zum Saalausgang auf Händen getragen. Ehrensache.

Helmut Gottsauner und Marcus Müller waren anfangs die einzigen Jungs. Von Jahr zu Jahr wurden die Tänze akrobatischer. Da passierte es auch, dass Tänzerin Uschi im Rhöndorfer Pfarrheim mit dem Kopf die Lampe "abschoss". Glas splitterte. Gottsauner: "Der Begriff Funkenmariechen bekam eine ganz neue Bedeutung.

Bei einem Auftritt auf Hohenhonnef war meine Partnerin plötzlich weg, ich bekam einen Riesenschreck. Und sie? Saß auf dem Sims und lachte." Die Gardeleute sind eben hart im Nehmen. Salvatore Pittineo renkte sich beim Tanz den Kiefer aus. Warten im Krankenhaus. Die Abfahrt nach Köln rückte immer näher. Da packte Gottsauner Salvatores Gesicht, klack, der Mund klappte zu. Ohne Arzt. Nächster Auftritt gerettet.

Es sind nicht nur diese kuriosen Sachen, an die die Jubilare denken. Etwa 80 Tänzerinnen und Tänzer waren in den 25 Jahren aktiv. Weit über Rhöndorf hinaus ist die Garde bekannt. Mittlerweile ist sie der "Jungbrunnen" der KG: Ehemalige verstärken den Elferrat. Und aus den Karnevalszügen sind die Tänzer nicht wegzudenken. Nur eines ist diesmal anders: Beim Siebengebirgszug werden die Jubilare im Festwagen gefahren.

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