Bad Honnef und Cadenabbia Städtepartnerschaft mit Adenauers Urlaubsort besteht seit 25 Jahren

Bad Honnef · In Cadenabbia nannte man den deutschen Gründungskanzler "Großvater", wenn er am Comer See Urlaub machte, und bis heute ist Konrad Adenauer der "Nonno" in der Partnerstadt von Bad Honnef.

 In Urlaubslaune: Konrad Adenauer 1957 mit Tochter Libet vor dem Ferienhaus in Cadenabbia.

In Urlaubslaune: Konrad Adenauer 1957 mit Tochter Libet vor dem Ferienhaus in Cadenabbia.

Foto: dpa

Am Sonntag feiert das Komitee in Rhöndorf das 25-jährige Bestehen der Städtefreundschaft. Für September ist eine Fahrt nach Italien geplant. Für Luigi Vanini war es ein besonderer Moment: Bei der Gedenkfeier zum 50. Todestag von Konrad Adenauer traf der Bürgermeister von Griante-Cadenabbia Mitglieder der Gründungskanzlerfamilie, allen voran Tochter Libet Werhahn-Adenauer und Enkel Konrad Adenauer. Schließlich bestand eine besondere Beziehung des „Alten von Rhöndorf“ zu dem Ort am Comer See. In Cadenabbia machte er Urlaub, arbeitete dort am Schreibtisch in der Villa La Collina. Und in Cadenabbia lernte er das Bocciaspiel kennen und lieben. Daraus entstanden ist eine Städtepartnerschaft, die vor 25 Jahren offiziell besiegelt wurde. Am Sonntag wird das Jubiläum in Rhöndorf gefeiert.

„Der Name Konrad Adenauer hat in Cadenabbia bis heute ganz besonderen Klang“, sagt Eva Rode-Lüttges. Einen aktuellen Beleg dafür hat Vanini, der am Sonntag nicht dabei sein kann, der Vorsitzenden des Partnerschaftskomitees Bad Honnef-Cadenabbia und ihrer Vorstandskollegin Lili Ollinger beim Besuch in Bad Honnef übergeben, damit sie ihn allen Mitgliedern zur Kenntnis gibt. „Die alten Leute erinnern sich an viele Anekdoten über die Begegnungen mit dem Kanzler, wenn er am Sonntag nach der Messe auf dem Kirchplatz die Carabinieri und die Leibwächter entfernte, um sich unter das Volk zu mischen und Hände zu drücken“, so Vanini in seinem Brief. „Nonno“, Großvater, hätten die Kinder ihn gerufen, und er habe ihnen Süßes zugesteckt. Vanini: „Die Liebe für den Kanzler dauert noch heute an. Natürlich hat sich seitdem vieles verändert. Aber die Erinnerung an diesen großen Mann bleibt.“

In seinem Schreiben geht Vanini auch darauf ein, wie alles begann. Adenauers Außenminister Heinrich von Brentano, Spross eines lombardischen Adelsgeschlechts, riet Adenauer, in der Heimatregion seiner Familie – sie stammte aus Tremezzo am Comer See – die Ferien zu verbringen. Ein Nachfahre des Mailänder Teils der Familie Brentano, Giorgio Brentano, gehört bis heute zu den Freunden der Städtepartnerschaft und nimmt an den Jubiläumsfeiern teil. Konrad Adenauer jedenfalls folgte damals dem Rat seines Ministers und reiste insgesamt 18 Mal an den Comer See.

„Dabei hat er sich viel Respekt verschafft, wurde vor allem menschlich geschätzt“, so Rode-Lüttges. Nicht zuletzt seine Überzeugung, dass Freundschaften in Europa die Basis für Frieden und Freiheit seien, trug dazu sicher bei. Und das weit über seinen Tod hinaus, wie sich in den 90er Jahren zeigen sollte. Rode-Lüttges: „Damals kamen die Italiener auf uns zu mit dem Wunsch, eine Partnerschaft zu begründen.“ Am 24. April 1992 wurde sie offiziell besiegelt. Kuriosum, so Rode-Lüttges und Ollinger: Das Datum der Original-Schrift, die im Bad Honnefer Rathaus hängt, sorgte zuweilen für Verwirrung. Denn in Italien existiert eine Urkunde, die 1993 als Gründungsjahr nennt.

Ob nun 1992 oder 1993: Seither wird die Partnerschaft von beiden Seiten gepflegt, in Adenauers Sinne. Weil der Kanzler aus Rhöndorf kam, wurde die Partnerschaft zunächst an den Bürger- und Ortsverein angedockt. Knapp zwei Jahre später machte sich das Komitee selbstständig. Heute hat der Verein 89 Mitglieder, und viele werden im September zur Begegnung an den Comer See reisen.

Mehr Austausch unter Jugendlichen

Beleg einer lebendigen Partnerschaft – und doch gibt es Fragezeichen für die Zukunft. Es fehle vor allem an jungen Leuten, die im Komitee mitarbeiten, so Rode-Lüttges und Ollinger. Und: Im Gegensatz zu den anderen Partnerstädten Bad Honnefs sei Cadenabbia mit nur 630 Einwohnern sehr klein. Weiterführende Schulen als Anknüpfungspunkt gerade für Jugendaustausche fehlten, auch die Vereinslandschaft biete sich nicht dafür an.

Hoffnungen setzen die Akteure auf die Kontaktaufnahme mit einer Fachschule in einem Nachbarort. Dort werde Deutsch unterrichtet und Touristik als ein Schwerpunkt – eine Verbindung möglicherweise zur Tourismusregion Siebengebirge und der hier angesiedelten Internationalen Fachhochschule.

Hoffnungsvoll stimmte auch ein Gespräch, das Bad Honnefs Bürgermeister Otto Neuhoff und Vanini führten. Dabei ging es auch um kommunale Finanzen: Die Doppelgemeinde Griante-Cadenabbia hofft auf Hilfe, damit sie den Anteil an der Kurtaxe, der ihr zusteht, auch tatsächlich verbuchen kann. Um die 800 Hotelbetten gibt es dort. Luigi Vanini ist ehrenamtlicher Bürgermeister, er führt einen Elektrobetrieb.

Fest stehe, so Rode-Lüttges: „Wir wollen weitermachen und neue Ansätze voranbringen.“ Denn Freundschaften in Europa verlören niemals ihren Stellenwert.

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