Streicher-Serenade im Brühler Schloss

Herzlicher Beifall für das Stuttgarter Kammerorchester

Brühl. Sie sind seit über 50 Jahren auf dem Markt, gegründet von Karl Münchinger haben die Musikerinnen und Musiker des Stuttgarter Kammerorchesters eine prominente Stellung innerhalb der bundesdeutschen Orchesterlandschaft inne.

Seit 1995 heißt ihr Chefdirigent Dennis Russell Davies, der seinerzeit, bevor er als Vorgänger von Marc Soustrot Generalmusikdirektor in Bonn wurde, jenes Amt in der Badenwürttembergischen Landeshautstadt bekleidet hatte.

Was man Davies zum Teil in Bonn dann vorgehalten hatte, eine etwas einseitig auf moderne amerikanische Literatur ausgerichtete Programmgestaltung, verhalf dem Stuttgarter Kammerorchester zu ganz besonderen Meriten: Beim 20 Jahrhundert spielen sie zweifellos in der ersten Liga.

Jetzt waren sie - ohne Dirigenten - unter dem Motto "Streicher-Serenaden" zu Gast beim 7. Brühler Schlosskonzert im Treppenhaus von Augustusburg. Neben Mozarts wunderbarem D-Dur-Divertimento (KV 136), der dritten der so genannten Salzburger Sinfonien, standen Dvor ks Notturno H-Dur op. 40 sowie Tschaikowskys große C-Dur-Serenade für Streichorchester op. 48 auf dem Programm. Zwischendrin gab''s mit dem Konzert für Violine und Streichorchester d-Moll ein Jugendwerk Mendelssohn-Bartholdys.

Der Zugriff unter der Leitung des Konzertmeisters Benjamin Hudson fiel durchweg kräftig, mit einer bisweilen ein wenig (zu) heftigen Akzentuierung aus. Gut bekommen ist dieser "große" Ton Tschaikowskys mit italienischem Kolorit ausgestatteter Streicherserenade, deren Ecksätze einen leichten Gefühlsüberschuss ebenso vertragen wie der "Elegie" überschriebene, von den Stuttgartern beschwingt launig dargebotene dritte Satz.

Von besonders plastischer Präsenz zeigte sich hierbei die Cello-Gruppe. Hingegen fehlte es Mozart ein wenig an Leichtigkeit, der eine gewisse Tendenz zum Effekt entgegen zu stehen schien. Dvoráks träumerisches Endlos-Legato entfaltete durchaus eine sinnliche pulsierende Binnenspannung.

Bei Mendelssohns d-Moll-Konzert schlug die große Stunde des Konzertmeisters. Mit viel Nachdruck gestaltete der seinen solistischen Part in nicht gänzlich uneiteler Manier, ließ sich bei der Rasanz der Ecksätze zu einigen fingertechnischen Unsauberkeiten ebenso verleiten wie im Andante zu dem einen oder anderen keineswegs notwenigen Drücker.

Für den herzlichen Beifall gab es eine Air von Bach.

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