Museumsfest So nimmt Jürgen Becker Konrad Adenauer aufs Korn

Rhöndorf · Das Museumsfest im Adenauerhaus in Bad Honnef-Rhödorf stand am Sonntag ganz im Zeichen des Grundgesetzes. Zum Auftakt ließ Kabarettist Jürgen Becker den Beitrag Konrad Adenauers humoristisch Revue passieren.

 Ein erster Höhepunkt des Museumsfests im Adenauerhaus ist der Auftritt des Kabarettisten Jürgen Becker.

Ein erster Höhepunkt des Museumsfests im Adenauerhaus ist der Auftritt des Kabarettisten Jürgen Becker.

Foto: Frank Homann

Beim Museumsfest der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus drehte sich am Sonntag alles ums Grundgesetz, das vor 70 Jahren vom Parlamentarischen Rat unter der Präsidentschaft Konrad Adenauers beschlossen worden war. Dabei konnten die Besucher bei einer Themenführung nicht nur spannende Exponate rund um die Entstehung der Bundesrepublik entdecken, zum Auftakt wagte auch Jürgen Becker einen kabarettistischen Blick auf Konrad Adenauer.

Becker sorgte wie erwartet für reichlich Lacher beim Publikum, das nebenbei erfuhr, dass der bekannte Kabarettist bereits oft das Haus besucht hat. „Bestimmt Hundert Mal. Ich fühle mich hier zu Hause“, versicherte er dem Vorsitzenden des Stiftungsvorstands, Manfred Speck, und Geschäftsführerin Corinna Franz, die dem Gast für seinen kurzweiligen Beitrag dankten und ihm ein Buch und eine Tasse mit der Aufschrift „Keine Experimente“ überreichten. Vielleicht findet Becker in dem Buch ja noch neuen Stoff über Adenauer. Geschäftsführerin Franz bescheinigte ihm jedenfalls: „Adenauer hätte seine Freude an Ihnen gehabt.“

Becker wusste aus dem Unterricht zu berichten: „Bei der Frage nach dem ersten Menschen, der mit A anfing, kam es wie aus der Pistole geschossen: Adenauer!“ 1876 geboren, ab 1917 Oberbürgermeister von Köln, bis 1963 Bundeskanzler – „er muss den Kindern doch wie der erste Mensch vorgekommen sein“. Auch dessen Aussehen – „wie Ötzi aus der Gletscherspalte“ – nahm er aufs Korn. Durch einen Frontalunfall 1917 mit dem Auto sei er „zu seinem Gesicht gekommen, das man sich merken kann“. Und: „Es liegt am Airbag, dass heute in Berlin alle gleich aussehen. Adenauer war die personifizierte Knautschzone.“

Die CDU - eine katholische Partei?

Ein Bonmot folgte dem anderen. So amüsierte Becker seine Zuhörer auch mit der Antwort Adenauers auf die Journalistenfrage, ob die CDU eine katholische Partei sei: „Nein, nein. Der Luther war ja ein juuter Mann. Wäre ich damals Papst gewesen, hätte ich ihn mal kommen lassen. Dann wäre das alles nicht passiert.“

Es fehlte natürlich auch nicht die Story um den Bau der Mülheimer Brücke als Hängebrücke, den Adenauer als OB 1927 mit den Stimmen der KPD durchsetzte. Becker: Adenauer hatte die Kommunisten mit dem Argument überzeugt, in Leningrad gebe es eine solche Hängebrücke. „Das Tollste, dort steht eine solche Brücke überhaupt nicht.“ Und er gab ein Zitat zum Besten: „Man soll mit dem Sack Wahrheit nicht um sich werfen.“

In einem habe sich Adenauer aber geirrt – mit seiner Ansicht „Kinder werden immer geboren.“ Becker betrachtete die Folgen für die aktuelle Politik und sagte: „Unter Adenauer gab es einfache Antworten.“

Eine Partie Boccia auf Adenauers Bahn

Um die richtigen Antworten ging es bei einem Quiz für die Kinder. Sie mussten etwa im Fragebogen ankreuzen, welche Erfindung von Adenauer stammt. Und sie sollten, ebenso wie einst Adenauers Kinder, einen Zungenbrecher stolperfrei aufsagen.

Gleichzeitig konnten Besucher das Wohnhaus des „Alten“ besichtigen und dabei der Anregung von Corinna Franz folgen und schauen, ob es dort wirklich kein Fenster nach Osten gibt, wie Becker es in seinem Vortrag behauptet hatte.

Kaffee und Kuchen und eine Partie auf Adenauers Boccia-Bahn – das gehörte zum Fest auch dazu. Und die Erkenntnis beim Ausstellungsrundgang: Den berühmten Artikel des Grundgesetzes „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt“ hatte Adenauer schon Anfang 1946 in seinem Haus vorweggedacht, als er schrieb: „An der Würde und den unveräußerlichen Rechten der Person findet die Macht des Staates ihre Grenzen.“

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