Nach Brand im vergangenen Jahr Selhofer Kirche erstrahlt in neuem Glanz

SELHOF · Neun Monate nach dem Brand strahlt die Pfarrkirche Sankt Martin glanzvoller als zuvor. Zu Pfingsten wird die erste Messe nach der Renovierung gefeiert.

 Als schwebten Lichter durch den Raum: Nach der Renovierung wirkt die Selhofer Kirche heller. Durch die einige Zentimeter niedrigere Zedernholzdecke ist auch die Akustik verändert.

Als schwebten Lichter durch den Raum: Nach der Renovierung wirkt die Selhofer Kirche heller. Durch die einige Zentimeter niedrigere Zedernholzdecke ist auch die Akustik verändert.

Foto: Frank Homann

Den Selhofern mag es wie ein kleines Wunder erscheinen: Am Pfingstsonntag kann die heilige Messe wieder in der Pfarrkirche Sankt Martin gefeiert werden. Weder Weihnachten noch Ostern, wie zunächst erhofft, konnte die Gemeinde ihre Kirche nutzen, nachdem im September ein Brand am Nebenportal eine verheerende Wirkung hatte und eine Kettenreaktion von Renovierungs- und Restaurierungsmaßnahmen auslöste.

Bis in die kleinste Ritze des Gebäudes war der bestialisch stinkende Rauch gezogen; auf Mauern und Bänken, auf den wertvollen Kunstwerken oder den Altären lagerte sich eine Rußschicht ab. Die Kosten für die Beseitigung der Schäden: rund 570.000 Euro. Nach neun Monaten haben die Selhofer ihre Kirche endlich wieder.

Der Brand, dessen Ursache ungeklärt ist, brachte auch die Pläne für die Bad Honnefer Pfarrkirche Sankt Johann Baptist durcheinander. Deren Renovierung musste zunächst aufgeschoben werden, da nicht zwei große Kirchen gleichzeitig geschlossen werden konnten. „Wir sind froh, Pfingsten wieder in unsere Pfarrkirche zurückkehren zu können, und dankbar, dass uns das KSI auch nach dem Wegzug nach Siegburg die Nutzung seiner Kapelle ermöglichte“, sagt Walter Irmgartz.

Besuch des neuen Königspaars der Schützen ist Tradition

Der geschäftsführende Vorsitzende des Kirchenvorstandes und Bauausschussvorsitzende kümmert sich mit Architekt Klaus Niehoff um die Renovierung. Und wenn auch noch nicht hundertprozentig alles in Butter ist, wird am kommenden Hochfest das Hauptportal weit geöffnet. Zu Pfingsten findet stets das Schützenfest statt. Und dass das neue Königspaar die Messe in der Pfarrkirche besucht, an die sich der Festzug der Schützen anschließt, gehört im Ort zur Tradition.

Die Kirchgänger werden staunen. Das Gotteshaus, dessen Weihetag sich 2018 zum 50. Mal jährt, wirkt heller als gewohnt. In all den Jahren war das Grauwackermauerwerk der Wände nie gereinigt worden. Nach dem Brand wurden die Oberflächen abgesaugt und an besonders schmutzigen Stellen mit Bürsten bearbeitet. Auch der englische grüne Schiefer des Bodens ist fast nicht mehr wiederzuerkennen. Eine Spezialfirma hat ihn mit Bürsten und Seifenwasser gereinigt. Die Fenster aus Gussglas mit Betonunterteilung wurden ebenfalls geputzt.

Nachdem das Gerüst, das für die Renovierung aufgestellt worden war, Mitte Mai aus der Kirche geräumt war, wurden die auswärts vom Ruß befreiten Bänke in die Kirche zurückgebracht und die alten Sitzpolster wieder aufgelegt. Entgegen den Erwartungen genügte es, sie reinigen zu lassen. Bildhauer Titus Reinartz hatte die Kunstwerke an den Wänden – die Kreuzwegstationen von Lilo Assenmacher und seine Martinreliefs – wie Altäre, Taufstein und Tabernakel vom Schmutz befreit und während der Bauarbeiten eingeschalt.

Sensationell ist aber der Blick zum „Himmel“. Die komplette Decke aus Zedernholz mit einer Höhe zwischen 15 und 19 Metern hatte nach dem Brand heruntergerissen und ersetzt werden müssen. Denn die 30 Millimeter starke Dämmung dahinter war vom Rauch durchdrungen worden und musste weg. Tabula rasa mit enormen Auswirkungen – und zwar optisch und akustisch.

Das neue, unbehandelte, 20 Millimeter starke Zedernholz, das farblich zwischen hell und dunkel mit rötlichen Anteilen changiert, gibt dem Kirchenraum ein verändertes Gesicht. Ein weiterer Effekt: Weil die nun mit LED ausgerüsteten Lampen auf Wunsch Irmgartz‘ mit schwarzen Kabeln versehen wurden, scheinen die Lichter unter der Decke zu schweben.

Verbesserte Akustik in der Kirche

Obendrein hat das auf Raumakustik spezialisierte Büro Graner berechnet, wie die Akustik in der Kirche verbessert werden kann, hat die Selhofer Kirche mit denen von Bad Honnef-Mitte und Rhöndorf verglichen. Das Ergebnis: Die Decke wurde circa 20 Zentimeter tiefer gehängt, sodass es nun in der Kirche halliger klingt. Einen ersten Eindruck werden die Teilnehmer der Messe am Sonntag erhalten, wenn erstmals wieder in Sankt Martin der Kirchenchor singt und die Orgel erklingt.

Der Nebeneingang der Kirche, wo der Brand ausgebrochen war, muss noch hergerichtet werden. Das Hauptportal wird ihm bei dieser Gelegenheit angepasst und erhält ebenfalls außen und innen Sichtbeton. Die Decken- und Wandverkleidung wird aus Zedernholz gefertigt, damit der Eingang heller wirkt. Eine neue zweiflügelige Kupfertür ist in Arbeit. „Die Bronzebeschläge der alten, beschädigten Tür haben wir abmontiert, die kommen wieder zum Einsatz“, erzählt Walter Irmgartz. Außerdem: Die mobile Rampe der Bauarbeiter am Haupteingang bleibt, sodass künftig Rollstuhlfahrer die Kirche leichter erreichen können.

Die Messe am Pfingstsonntag mit Pfarrer Herbert Breuer beginnt um 10 Uhr; anschließend findet ein Umtrunk auf dem Vorplatz statt. Deshalb wird der Festzug der Schützen mit Kranzniederlegung etwa 45 Minuten später starten. Das Tambourcorps Frei Weg spielt.

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