Kegler „Honnefer Jungen“ feiern Jubiläum Seit 50 Jahren in die Vollen

Bad Honnef · Ob Kegel-Profi oder Kegel-Rambo: Bei den „Honnefer Jungen“ ist alles vertreten. Nur eine ruhige Kugel schiebt hier keiner. Die Mitglieder des 1966 gegründeten Clübchens sind bis heute leidenschaftlich dabei - auch mit „70 plus“ ist noch lange nicht Schluss. Das zeigten sie jetzt bei ihrer Jubiläumsfeier.

 Feierten das 50-Jährige (v.l.): Hans Welsch, Wolfgang Pleß, Dieter Göring, Reinhard Günther, Henning Spohr, Michael Faßbender, Klaus Struwe, Lorenz Sülzen, Wolfgang Heinzel, Wolfgang Albicker.

Feierten das 50-Jährige (v.l.): Hans Welsch, Wolfgang Pleß, Dieter Göring, Reinhard Günther, Henning Spohr, Michael Faßbender, Klaus Struwe, Lorenz Sülzen, Wolfgang Heinzel, Wolfgang Albicker.

Foto: claudia sülzen

So richtig havariert sind die „Honnefer Jungen“ nur ein Mal. Bei einer Schiffstour in Holland versagte das Ruder. Und am Ende eines aufregenden Tages musste die ganze Mannschaft zu nachtschlafender Zeit vom sinkenden Schiff evakuiert werden – ein Ereignis, das die Truppe nicht vergessen wird. Weniger Seetüchtigkeit als vielmehr Treffsicherheit ist gefragt, wenn die „Honnefer Jungen“ zusammenkommen – und das seit einem halben Jahrhundert. Seit 50 Jahren in die Vollen: 1966 begann die Geschichte eines Kegelclubs und damit von Freundschaften, die bis heute halten und durch neue ergänzt wurden.

Zum Geburtstag ging's ins Café Nottebrock, wo sich die passionierten Kegler um einen Hefekranz mit einer 50 im Zentrum zum gemeinsamen Frühstück versammelten. Kaum sind alle beisammen, wird erzählt und gelacht. Fotos von den vielen Kegeltouren machen die Runde und eine ausgiebige „Charakterstudie“, in der mit einer gehörigen Portion Humor und Selbstironie allen Anwesenden die typischsten (Kegler-)Eigenschaften zugeschrieben sind: Ob Kegel-Profi oder Kegel-Rambo, hier gibt's für jeden Pott ein Deckelchen. Wolfgang Albicker, Henning Spohr, Dieter Göring, Klaus Struwe, Michael „Mike“ Faßbender, Wolfgang Heinzel, Reinhard Günther und Lorenz Sülzen gehören heute zu dem Kreis, nicht zu vergessen zwei Männer der ersten Stunde, Hans Welsch und Wolfgang Pleß. „Fast alle 70 plus“, wie Faßbender gut gelaunt verkündet.

Welsch und Pleß waren entsprechend schon dabei, als die „Honnefer Jungen“ am 8. November 1966 die erste Eintragung in ihrer Club-Buchführung machten. Für die Kegelbahn waren damals sieben Mark fällig, der Kegeljunge bekam zehn Mark. Kegeljunge? „Die Technik, bei der Kegel automatisch wieder aufgestellt werden, gab es noch nicht. Das Aufstellen übernahm deshalb der Kegeljunge“, erzählt Faßbender. Lag es daran, dass die „Honnefer Jungen“ so gut trafen und der Kegeljunge dadurch recht viel zu tun hatte? Beim zweiten Treffen gab's für ihn jedenfalls noch eine Limonade als Schmankerl obenauf, so ist der akribischen Aufzeichnung des Clubs zu entnehmen.

Kein Club ohne Statuten. In steiler, sauberer Handschrift verzeichnete Mitgründer und Dauer-Präsident der „Honnefer Jungen“, der wie auch die Mitgründer Rolf Konzen und Fred Fahrig mittlerweile verstorbene und ebenso unvergessene Hans-Hermann Weber, die Gesetze des Clubs. 1,50 Mark waren fällig als „Tagessatz“, Gäste zahlten 2,50 Mark. Ein verlorenes Spiel kostete einen Groschen, also zehn Pfennig. Dasselbe galt für einen Fehlwurf, in Keglerkreisen „Pudel“ genannt – und für's Zuspätkommen. Ordnung muss sein. „Bei Austritt bestehen keine Ansprüche“ und „Ich bin mit der nebenstehenden Clubsatzung für die Dauer eines Jahres einverstanden“, ist da weiter zu lesen, darunter die Unterschriften der Gründungsmitglieder.

Kegelbahnen sind rar geworden

War Kegeln in den 60er und 70er Jahren noch regelrechter Volkssport – nicht nur Freundeskreise, auch Betriebe oder Branchengemeinschaften bildeten damals Clubs –, so ist der gesellige Sport längst vom Bowling abgelöst worden. Und hatte früher „jede zweite Kneipe“ eine eigene Kegelbahn, berichten die Kegler, so muss man heute danach suchen. Nicht zuletzt: Diese typischen Dorf-Gaststätten gebe es immer weniger. „Und wenn es eine Bahn gibt, ist die ständig voll“, sagt Wolfgang Albicker bedauernd. Entsprechend wichen die „Honnefer Jungen“ schon bis nach Oberkassel aus, und aktuell wird in Rheinbreitbach gekegelt.

Vom Kegeln lassen und zum Bowlen wechseln: Das komme überhaupt nicht infrage, sagen alle unisono. Die Technik unterscheide sich erheblich. „Das fängt schon mit der Kugel an. Die Kegelkugel rollt, die Bowlingkugel rutscht“, sagt Mike Faßbender. Das Kegeln liegt den „Honnefer Jungen“ eben einfach im Blut. „Alle Neune“, „Kranz“, „Stina“, „Königsmord“ oder „Kackstuhl“: Die Figuren kennen sie alle im Schlaf, und „das macht einfach Spaß“, so die einhellige Meinung. Und die Geselligkeit – die sei ja sowieso das Wichtigste. Immer im Wochen-Wechsel lassen die „Honnefer Jungen“ die Kegel Kegel sein und treffen sich zum gemütlichen Beisammensein im Café Nottebrock zum Plausch, die Woche darauf wieder auf der Kegelbahn. Denn mit 70 plus – ist schließlich noch lange nicht Schluss.

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