"Murt" von Dirk Koch Seine Liebe zu Irland spricht aus dem Buch des früheren Bonner "Spiegel"-Chefs aus Rhöndorf

RHÖNDORF · West-Cork - ein Landstrich im Südwesten Irlands. Direkt an der tosenden Keltischen See. Schroffe Klippen, die ins Wasser ragen, eine raue Landschaft voller natürlicher Schönheit, zutiefst verwoben mit den uralten Mythen und Traditionen ihrer Bewohner. Der absolute Kontrast zum kleinen Rhöndorf, das sich mit seinen Fachwerkhäuschen gemütlich an die Weinberge am Fuße des Drachenfels schmiegt.

 Im Rheinland und in Irland zu Hause: Dirk Koch mit seinem Buch und Hunden in Rhöndorf.

Im Rheinland und in Irland zu Hause: Dirk Koch mit seinem Buch und Hunden in Rhöndorf.

Foto: Frank Homann

Dirk Koch ist hier und dort daheim. Rund sechs Monate verbringt der Journalist auf seiner irischen Farm, das restliche Jahr lebt er mit seiner Familie in seinem Haus an der Löwenburgstraße - ein alter Rhöndorfer, stets voller Sehnsucht, bald wieder zurückzukehren auf die grüne Insel: "Dort bin ich richtig zu Hause."

Seine Liebe zu Irland hat der langjährige Chef des Bonner "Spiegel"-Büros jetzt in Worte gefasst: "Murt" heißt das Buch, in dem er die "Geschichten von der Insel des Mondes" erzählt.

Ein Werk, über das der ehemalige Bundesminister Norbert Blüm in einer Rezension geschrieben hat: "Koch gelingt es, ein pralles, lebensvolles Buch zu schreiben, voll Spannung und wilder Dramatik, und dennoch die Grundmelodie des Landes wie eine Hintergrundmusik in Moll aufspielen zu lassen... Man versteht Irland und die Iren besser, wenn man Murt gelesen hat."

Koch ist in den langen Jahren seiner journalistischen Tätigkeit in der ganzen Welt herum gekommen, doch nirgendwo zieht es ihn so sehr hin wie nach Irland. Auf den Geschmack gekommen ist er vor vielen Jahren bei einer Reise mit seiner Familie. "Meine Söhne waren damals noch klein, und wir sind mit einem Zigeunerwagen unterwegs gewesen", erinnert er sich.

Die Faszination für die weitgehend intakte Natur und die Mentalität der Menschen auf der grünen Insel blieb bis heute - auch wenn sich letztere im Laufe der Jahre doch sehr geändert habe, so Koch: "Früher waren die Leute alle arm und es herrschte große Solidarität untereinander." Mit dem beginnenden Reichtum nach dem Beitritt zur EU "verloren sich die sehr liebenswerten Züge etwas".

Auch die traditionellen irischen Pubs sind heute nicht mehr das, was sie einmal waren: Die Kultur des sich Treffens in den Stammkneipen hat sich auch durch hohe Bierpreise und das Rauchverbot mittlerweile verloren, so Koch.

Dennoch, in vier Jahrzehnten Irland hat er vieles mitbekommen und miterlebt, die Menschen und ihr Wesen kennengelernt. "Irgendwann schreibe ich darüber ein Buch", nahm er sich vor und sammelte 30 Jahre lang den Stoff dafür: Begebenheiten, die alle im Kern wahr sind, gespeichert nicht etwa auf Papier, sondern im Kopf: "Durch meinen Beruf habe ich ein ausgezeichnetes Merkvermögen."

In den vergangenen zwei Jahren brachte Koch "Murt" zu Papier, benannt nach der Person, die im Mittelpunkt der Erzählungen steht: der Großvater, von Wind und Wetter gegerbt, und mit einer echten irischen Seele in der Brust. Murt nimmt die Leser mit in jenes "wahrhaftig harte Irland, in dem die Räusche gewaltig, die Priester eine Plage, die See die Herrin der Insel und der Tod allgegenwärtig waren".

Geschrieben hat Koch sein Werk auf seiner Farm in Irland, dort wo er schon morgens vom Schlafzimmerfenster aus auf die tosende See blicken kann. "Im Herbst kommen dorthin die Wale", erzählt er - die Gedanken schweifen in die Ferne.

Auch in seinem Buch berichtet er von den grauen Kolossen, deren mächtige Schaumfontänen aus der Ferne aussehen wie Segel, die vom Wind mitgerissen werden: "Es sei die Zeit der Gespensterboote, sagt Murt, so nenne man hier die Wale, sie würden Glück mit sich bringen, manchmal auch Unglück."

"Murt. Die Geschichten von der Insel des Mondes" von Dirk Koch ist im Verlag "Books on demand" erschienen und für 17,90 Euro über den Buchhandel erhältlich.

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