Selhofer Löschgruppe Sein Vorbild ist ein Film-Feuerwehrmann

SELHOF · Beim Frühlingsfest des Gewerbevereins Centrum schneite er herein. Die Bad Honnefer Freiwillige Feuerwehr präsentierte sich auf dem Marktplatz - und Josè Alberto Sive suchte den "obersten Feuerwehr-Chef" Torsten Budde.

 Stolz, ein Feuerwehrmann zu sein: Josè Alberto Sive mit seinem Chef Torsten Budde an einem Löschwagen.

Stolz, ein Feuerwehrmann zu sein: Josè Alberto Sive mit seinem Chef Torsten Budde an einem Löschwagen.

Foto: Roswitha Oschmann

"Da stand er dann vor mir, seine Kinder wie die Orgelpfeifen neben sich, und trug sein Anliegen vor. Er würde gern wieder zur Feuerwehr gehen, habe aber ein Problem: Er sei zu alt", beschreibt Budde seine erste Begegnung mit dem Mann aus Mosambik. Er habe geantwortet: "Ich nehme bis 58."

Das Alter war also kein Hindernis - Sive ist 52 Jahre alt. Und schon am nächsten Tag kam er mit allen Papieren zur Feuerwache. Es zeigte sich: Josè war bereits Truppführer. Budde: "Das heißt schon was. Und Hut ab: Er hat mittlerweile auf eigenen Wunsch den Atemschutzlehrgang noch einmal wiederholt." Josè Alberto Sive wurde seinem Wohnort entsprechend in die Selhofer Feuerwehrgruppe aufgenommen, wo bereits Mehmet Kececi aktiv ist, der aus der Türkei stammt.

Als sich Sive den Kameraden um Löschgruppenführer Bernd Wolf und Stellvertreter Martin Piederstorfer vorstellte, meinte er: "Meinen Namen kann keiner aussprechen. Ich heiße ,Schneeflöckchen?!" Damit hatte er die Herzen der Selhofer Wehrleute schon erobert. "Das rührt noch von meiner Zeit in Bautzen her. Als ich dort an meiner Arbeitsstelle begrüßt wurde, schneite es gerade und ich habe das Lied ,Schneeflöckchen, Weißröckchen? gesungen", klärt der Afrikaner auf.

Josè Alberto Sive lebt seit 1981 in Deutschland. Wenn er gefragt wird, wo er herkommt, ulkt er: "Aus dem Busch." In seinem Heimatdorf Inharrime in der Provinz Inhambane gebe es gar keine Feuerwehr, erzählt er. Die Bewohner der rund 400 Kilometer entfernten Hauptstadt Maputo können nur ein Feuerwehrauto ausleihen. Sive leistete in Deutschland bereits 15 Jahre Dienst in den Reihen der Feuerwehr - und nun auch in seinem neuen Wohnort, wo er mit seiner Frau Domingas und seinen Kindern Luzilda (9), Joys (6) und Valdemiro (2) lebt. Der gelernte Stahlbauschlosser und Schweißer arbeitet im Aluminiumwerk in Bonn, wo er auch die Betriebsfeuerwehr unterstützt.

"Er bringt ein bisschen Farbe ins Spiel", scherzte Torsten Budde bei der Beförderung Sives zum Unterbrandmeister. "Ich hatte in einem Film gesehen, wie ein Schwarzer ein Mädchen aus dem Feuer gerettet hat. Deshalb wollte ich zur Feuerwehr", erzählt Josè Alberto Sives.

Auch seine Tochter kann es auch kaum noch erwarten, in die Jugendfeuerwehr einzutreten. Ihr Vater sagt: "Hier herrscht eine gute Kameradschaft." Und als bei der Einweihung des Feuerwehrhauses in Rhöndorf die Selhofer mitfeierten, stand Josè sogar auf der Bühne: Er sang spontan in der Band von Bürgermeister Otto Neuhoff mit.

Feuerwehrchef Budde heißt Kameraden mit ausländischen Wurzeln willkommen. "Voraussetzung ist jedoch die Beherrschung der deutschen Sprache. Das ist unsere Einsatzsprache."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort