Wildschäden in Bad Honnef Schwarzkittel auf dem Vormarsch

Bad Honnef · Wildschweine durchwühlen in Bad Honnef städtische Grünflächen und werden zunehmend an Gärten gesichtet. Experten sprechen von einer großen Population.

 Kecke Gesellen: Zwei junge Wildschweine auf Nahrungssuche.

Kecke Gesellen: Zwei junge Wildschweine auf Nahrungssuche.

Foto: picture-alliance/ dpa

Wildschweine haben auf der Wiese am Kreisverkehr in Höhe Dellenweg ganze Arbeit geleistet: Sie gleicht einem gepflügten Acker. Ungewöhnlich sind Besuche dieser Art, zumal in Waldnähe, keineswegs, sagen Stadtförster Josef Klöckner sowie Jagdpächter Frank Winter. Allerdings gibt es aktuell offenbar besonders viele Schwarzkittel.

„Es sind schon mehr als üblich“, so Klöckner auf GA-Anfrage. Auch Winter, einer von zwei zuständigen Jagdpächtern im Jagdbezirk Bad Honnef 1, folgert: Ein milder Winter habe die Tiere gut über die kalte Jahreszeit kommen lassen. Die reiche Blüte und der gute Ertrag der Mastbäume Buche und Eiche sorge zudem dafür, dass die Bachen ihren Nachwuchs unter Optimalbedingungen großziehen könnten.

Laut Stadtverwaltung haben in der jüngsten Zeit Wildschweine vor allem im Honnefer Süden und im nördlichen Rheinland-Pfalz Schäden verursacht – etwa auf der Wiese direkt an der vielbefahrenen Linzer Straße: Sie sei schon mehrmals durch die Mitarbeiter des Bauhofes wieder hergerichtet worden. Ein erneuter Arbeitseinsatz sei für kommende Woche geplant.

Den Waldfriedhof schützt inzwischen ein Zaun

Immer wieder kommt es in Jahren mit besonders hoher „Fertilität“, so der Fachbegriff für eine besonders starke Vermehrung, dass Schwarzwild nahe der Wohnbebauung auftaucht. Anwohner in Rhöndorf etwa konnten schon oft ein Lied davon singen, und auch der Waldfriedhof blieb nicht verschont. Dort hält seit einiger Zeit ein Wildschutzzaun Rehe und Wildschweine zurück.

Nur bei Wildschäden auf land- und forstwirtschaftlich genutzten Flächen könne eine Entschädigung geltend gemacht werden, erklärt Winter. Zuständig für den Ausgleich seien die Jagdpächter, die damit nicht nur für die Hege, sondern auch finanziell in der Verantwortung stünden. Nicht umsonst gebe es zuweilen Probleme, Jagdpächter zu finden, so Winter. Bejagt werden dürften bis Ende Juli nur Frischlinge – alles andere, so Klöckner, würde auch „jagdlicher Ethik“ widersprechen, da der Nachwuchs ohne Muttertier eingehen müsste. In befriedeten Zonen wie der vorliegenden sei die Jagd ganz untersagt.

Laut Klöckner sind Wildschweine „lernstark, und sie wissen genau, was gut schmeckt“. Die beste Möglichkeit, die Tiere vom eigenen Garten fernzuhalten, seien entsprechende Zäune. Aber man müsse auch „hausgemachte Probleme“ vermeiden, gibt Winter zu bedenken. Falsch entsorgte Gartenabfälle etwa lockten die Wildschweine, die in Rotten mit bis zu 20 Tieren unterwegs sind, natürlich an. Klöckner dehnt das auch auf andere Tierarten aus: Wer etwa Katzenfutter vor die Türe stelle, dürfe sich nicht wundern, wenn Füchse daran Gefallen finden.

In der Regel meiden Wildtiere den Menschen

Übrigens: Während den Stadtförster in diesem Jahr noch keine Klagen über Wildschweine erreichten, mehrten sich die Hinweise, dass Füchse nah der Häuser unterwegs seien. Fälle von Fuchsbandwurm seien ihm zurzeit aber nicht bekannt. Deutschland gelte zudem seit Jahren als tollwutfrei. Panik sei so oder so unangebracht: In aller Regel mieden Wildtiere den Menschen und ergriffen die Flucht, wenn sie seiner gewahr würden.

Diese Erfahrung machte auch Gerd Wittlich, Anwohner des Dellenwegs. Mehrfach suchten offenbar Wildschweine in der Nähe nach Nahrung. „Das geht seit Monaten so, und die Fläche wurde immer größer.“ Als er diese Woche abends Tiere beobachtete, hätten sie auf sein Rufen und Klatschen hin das Weite gesucht. Laut Winter helfen auch einfache Mittel, die Tiere abzuhalten: Im Mucherwiesental etwa seien sie jüngst „verstänkert“ worden – heißt, es wurden Lappen ausgelegt, die mit einem intensiven Parfüm behandelt wurden. „Wenn es nach Mensch riecht, das mögen sie gar nicht.“

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