Eine Kastanie zum Geburtstag Schutzgemeinschaft Deutscher Wald feiert 70-jähriges Bestehen

BAD HONNEF · Vor 70 Jahren wurde in Bad Honnef die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald gegründet. Der Jahrestag wurde nun mit der Pflanzung einer Esskastanie im Stadtgarten von Bad Honnef und einem Festakt begangen.

 Eingerahmt von den Löwenburg-Grundschülern wird im Stadtpark der Baum des Jahres gepflanzt.

Eingerahmt von den Löwenburg-Grundschülern wird im Stadtpark der Baum des Jahres gepflanzt.

Foto: Frank Homann

Irgendwann können sie im Stadtgarten Esskastanien sammeln. Jetzt sangen Mädchen und Jungen der Klasse 3 b der Löwenburgschule das Lied vom Baum. Wolfgang von Geldern, der Präsident der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW), NRW-Staatssekretärin Andrea Milz, die als SDW-Kreisverbandsvorsitzende fungiert, Bürgermeister Otto Neuhoff und Landrat Sebastian Schuster pflanzten dort den Baum des Jahres 2018, die Esskastanie. Diesmal stand die Pflanzaktion im Zeichen eines Jubiläums. Fast auf den Tag genau vor 70 Jahren, am 5. Dezember 1947, wurde in Bad Honnef die SDW gegründet.

Von Geldern, der seit 25 Jahren an der Spitze der Schutzgemeinschaft steht, erklärte den Kindern, warum damals diese Organisation aus der Taufe gehoben worden war. Nina, Marianne, Celine und Suzanna trugen dann ein Gedicht von Eugen Roth vor: „Zu fällen einen schönen Baum, braucht‘s eine halbe Stunde kaum. Zu wachsen, bis man ihn bewundert, braucht er, bedenk es, ein Jahrhundert.“

Edelkastanien können uralt werden

Bürgermeister Neuhoff wünschte dem Baum ein „gutes Wachstum“. Den Schülern sagte er: „Dann könnt Ihr bald wiederkommen und Esskastanien sammeln.“ Diese Edelkastanie kann bis zu 35 Metern hoch und uralt werden. Der sogenannte Kastanienbaum der 100 Pferde am Osthang des Ätna auf Sizilien wird sogar auf 2000 Jahre geschätzt. Ein Menschenleben lang können die Pänz ihren Baum begleiten – und sie wollen ihn immer mal wieder besuchen, versprachen sie, auch wenn es bis zur ersten Blüte einer Esskastanie 20 bis 30 Jahre dauert. Der Jubiläumsbaum wird die Artenvielfalt im Stadtgarten erhöhen und die Erinnerung an einen historischen Akt der Nachkriegszeit wachhalten.

Beim anschließenden kleinen Festakt im Restaurant Rheingold erinnerte der frühere Stadtdirektor von Bad Honnef, Rolf Junker, an die Gründung der Schutzgemeinschaft. Im Nachkriegsdeutschland war Holz nicht nur eine der wichtigsten Energiequellen für die hungernde und frierende deutsche Bevölkerung. Die dramatische Situation für den Wald wurde durch die von den Besatzungsmächten angeordneten Reparationshiebe noch verstärkt. Zehn Prozent der Waldfläche in Deutschland wurden damals kahlgeschlagen und weite Teile übernutzt. Mehr als 500 Bürger und Politiker kamen deshalb am 5. Dezember 1947 in Honnef zusammen, um ihre Sorge um den Wald auszudrücken und eine Bürgerinitiative zu seinem Schutz zu gründen.

500 Waldschützer taten sich zusammen

Im Hotel Wolkenburg in Rhöndorf wurde an jenem Tag die Schutzgemeinschaft aus der Taufe gehoben; zwei Jahre später wurden die Abholzungen beendet. Die Waldfreunde waren erfolgreich gewesen – sie hatten mit einem Ausstellungszug, der von Bahnhof zu Bahnhof fuhr, für den Schutz des Waldes geworben und auch eine Zeitschrift herausgegeben.

Nach der Gründung der SDW saßen einige Mitgründer, wie die Ministerpräsidenten aus der britischen Besatzungszone und Konrad Adenauer, im Weinkeller des Weinguts Broel zusammen, wie ein Eintrag im Gästebuch beweist. Im Jahr darauf erhielt die neue 50-Pfennig-Münze die Eichenpflanzerin als Motiv. 1952 wurde der Tag des Baums begründet und der erste Baum des Jahres durch den damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss im Bonner Hofgarten gepflanzt – der Ahornbaum.

Deutsche Waldjugend unterstützt Anliegen

Heute hat die Schutzgemeinschaft, deren Kreisverband Rhein-Sieg vor 35 Jahren ins Leben gerufen wurde, 25 000 Mitglieder. Ihr Ziel: den Menschen den Wald näherbringen und das Umweltbewusstsein stärken. Unterstützt wird sie von der Deutschen Waldjugend. Von Geldern: „Die Schutzgemeinschaft schließt die Nutzung des Waldes nicht aus. Der Mensch muss zum Überleben Naturgüter nutzen. Aber dies sollte im Einklang und mit der Wertschätzung für das Ökosystem Wald geschehen, damit auch nachfolgende Generationen diese Möglichkeit haben.“ Und vielleicht werden auch die jungen Baumpflanzer aus der Löwenburgschule echte Baumfreunde.

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