Neues Gutachten wird kritisiert Schulleiter zweifeln Schulentwicklungsplan in Bad Honnef an

Bad Honnef · Der neue Schulentwicklungsplan macht Vorschläge für die Entwicklung der Schullandschaft in Bad Honnef. In ersten Stellungnahmen kritisieren Grundschul-Leiter, dass alle Einrichtungen in einen Topf geworfen würden.

56 Spiegelstriche beinhaltet der Fragenkatalog, den Ratsfraktionen, Grundschulleitungen und Stadtelternrat zum Entwurf des Schulentwicklungsplans vorgelegt haben. Kommende Woche startet der Bildungsausschuss in die Beratung. Auf der Agenda steht zunächst zwar nur ein Prüfauftrag. Zugleich zeigen die Stellungnahmen der Schulen: An Gegenwind zu Empfehlungen des Gutachtens mangelt es nicht.

Harsche Kritik an der Verwaltung inklusive. Von einem „gesteuerten Fazit“, das durch die Aufgabenstellung „weitestgehend impliziert“ worden sei, von „mangelndem Respekt vor der guten pädagogischen Arbeit an den Grundschulen“, von „nicht belegbaren und kaum nachvollziehbaren Zahlen“ ist da die Rede.

Entwurf steht zur Beratung an

Die Stadt hatte eine Novelle des Schulentwicklungsplanes in Auftrag gegeben, wie es die Bezirksregierung vorschreibt. Der Entwurf birgt Zündstoff. Darunter: Angesichts zurückgehender Schülerzahlen stelle sich die Frage nach dem Bestand der Rhöndorfer Dependance der Löwenburgschule. Auch eine gemeinsame Grundschule im Tal, eventuell am Standort der auslaufenden Hauptschule, sei eine Option.

So würde in der Löwenburgschule gegebenenfalls Platz geschaffen für das Siebengebirgsgymnasium, das unter Raummangel leidet – eine nun mögliche Rückkehr zu G 9 noch nicht eingerechnet, wie es denn auch die Stellungnahme der dortigen Schulleitung unterstreicht. Auch eine möglicherweise private Montessori-Grundschule am Reichenberg floss in die Betrachtung ein.

Gerade letzteres treibt Schulleitung und -pflegschaft am Reichenberg um. Die Option „Übernahme der GGS Am Reichenberg durch einen privaten Träger (...) verweist auf eine klare Zielformulierung der Stadt als Träger der Schule, die so nicht hinzunehmen ist“, so das Schreiben. Zum einen würde die Wahlmöglichkeit jahrgangsübergreifender Unterricht gestrichen; zum anderen könne eine Privatschule „niemals die Gesellschaft abbilden, weil der Zugang zu ihr an die Einkommen der Eltern geknüpft ist“. Eine solche Lösung werde ebenso abgelehnt wie eine Großgrundschule in der Kasch, die individuelle Förderung erschwere und sogar schon aus verkehrstechnischer Sicht Probleme berge.

"Fatal für eine familienfreundliche Stadt"

„Die Handlungsempfehlungen würden für eine familienfreundliche Stadt (...) fatale, realitätsferne und negative pädagogische Folgen haben“, heißt es auch etwa aus der Löwenburgschule. Eine Großgrundschule Honnef-Tal wäre nicht nur pädagogisch – Stichworte: Wohnortnähe und Inklusion, wobei gerade letztere ein „kleines, überschaubares System, das einen Schonraum bietet“ nötig mache – negativ. Auch das Dorfleben in Rhöndorf und Rommersdorf würde leiden. Was die Zahlen angeht, so seien auch sie kein Argument gegen den Fortbestand beider Standorte. Selbst bei im schlechtesten Fall 60 Anmeldungen könnte auch in Rhöndorf die Mindestklassengröße erreicht werden, indem Kinder vom Haupt- am Nebenstandort beschult würden.

Das Aus des „pluralistischen Grundschulangebotes“ befürchtet auch das Team der Grundschule Sankt Martinus, an der gezielt – im Gegensatz zur Grundschule Am Reichenberg – jahrgangsbezogen unterrichtet werde. Schulleitung und -konferenz verweisen auf ein anderes drängendes Problem: die OGS. Der Mangel an OGS- und Bis-Mittag-Plätzen habe mehrfach dazu geführt, dass Eltern, „die sich vom pädagogischen Angebot der KGS Sankt Martinus überzeugt zeigten, ihre Kinder dennoch an anderen Schulen anmeldeten“.

Es sei „ein Unding, dass ein städtischer Archivraum dringend benötigten Platz für den bedarfsgerechten Ausbau der Betreuungsplätze verhindert – dies umso mehr, als dort unter anderem so wesentliche Unterlagen wie die Reichsgesetzblattsammlung von 1936 archiviert werden“. Der Antrag der Politik, diesen Missstand zu beheben, werde entsprechend sehr positiv gesehen.

Schulleiter vermissen Aussagen zu Ganztag und Inklusion

Eigentlich „in Ruhe zurücklehnen“ kann man sich an der Grundschule Aegidienberg: Das Gutachten geht von weiterhin mindestens drei Zügen aus. Kritik am Gutachten gibt es gleichwohl. Einer der Punkte: Obwohl in den Vorbemerkungen als wichtige Handlungsfelder benannt – nämlich Ganztag und Inklusion – kämen diese im Fazit mit den Handlungsempfehlungen nicht mehr vor. Das werfe Fragen auf, etwa, was diese Auslassung für die Schule bedeute – zumal der Ausbau beider Bereiche unzweifelhaft überfällig sei.

Stattdessen scheine das Gutachten nur auf der „offenbar forcierten“ Montessori-Grundschule und dem Raummangel am Sibi zu fußen. Auch die Zahlen würden Fragen aufwerfen. So komme die Bertelsmann-Studie zu dem Schluss, dass Bad Honnef gerade für 25- bis 45-Jährige attraktives Zuzugsgebiet sei – also „sehr wohl potenzielle Eltern“. Der Brief der Schulkonferenz wörtlich: „Die städtischen Grundschulen fühlen sich in ihrer Arbeit durch den Schulträger alles andere als wertgeschätzt und beliebig ersetz- und fusionierbar.“

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