6,3 Millionen Euro Investition Sanierung des Honnefer Kurhauses beginnt

Bad Honnef · Gleich nach der letzten Karnevalsparty startete das große Ausräumen: Das komplette Innenleben des Bad Honnefer Kurhauses wird entfernt, bevor die einjährige Sanierung beginnt. Der Bau wird vom Keller bis zum Dach renoviert.

Leer ist der Kursaal. Sehr leer. Gleich links neben der Tür zum Foyer baumeln an der Wand ein paar schlappe Luftballons im Luftzug, irgendwo steht eine Leiter im Weg. Es riecht nach kaltem Rauch, Kölsch, nach Mettbrötchen und einer langen Partynacht. „Wir haben noch in der Nacht zu Aschermittwoch mit dem Ausräumen angefangen“, sagt Frank Beckmann, Technischer Gebäudemanager der Stadt Bad Honnef.

Als solcher ist er verantwortlich für ein Großprojekt, das ihn in den kommenden zwölf Monaten beschäftigen wird: „Von Aschermittwoch bis Aschermittwoch“ wird das markante Gebäude aus dem Jahr 1907 umfassend saniert, Heizung, Elektrik, Lüftung, Bühnen- und Saaltechnik auf den aktuellen Stand gebracht, um Brandschutzauflagen und Vorgaben für Versammlungsstätten zu erfüllen – vom Keller bis zum Dach. Kosten: rund 6,3 Millionen Euro.

Imposanter Kronleuchter abzugeben

„Eine Woche brauchen wir, um das Kurhaus komplett leer zu räumen“, sagt Beckmann und klingt energiegeladen. Im Saal ist man schon weit fortgeschritten, einzig die acht prägnanten Kronleuchter mit den Glaskugeln hängen noch an der Decke. „Sie halten nur noch mit Kabelbinder, die können wir mit Blick auf die Sicherheitsbestimmungen auf keinen Fall mehr nutzen“, sagt Beckmann.

Einen Interessenten für die imposanten Lampen gebe es schon, „Abgabe gegen Demontage“ sei die Vereinbarung. Im Kellergeschoss gibt es derweil noch einiges zu tun. Küche, Künstlergarderoben, Abstellräume, Lager – alles muss raus.

Zwei der vier Künstlergarderoben wird nach der Sanierung die Volkshochschule Siebengebirge nutzen, die dritte wird zur rollstuhlgerechten Toilette umgebaut. Noch allerdings müssen Lampen, Maschinen, Geräte abmontiert werden. „Die gesamte Technik wird hier in Bad Honnef eingelagert, überprüft und, falls erforderlich, wieder instand gesetzt“, sagt Beckmann.

Gleiches gilt für Stühle, Tische, Kühlschränke, Theken und anderes Mobiliar, das an anderer Stelle gelagert wird. „Fünf Gewerke sind derzeit im Einsatz“, sagt der Gebäudemanager. In Spitzenzeiten werden es 36 sein – darunter Stuckateure, Fliesenleger und allein drei verschiedene Restauratoren, die Mängel und Fehlstellen an den historischen Tapeten, den Goldauflagen und Mauerflächen vorsichtig ausbessern.

Anderthalb Jahre Vorbereitung, ein Jahr Sanierung

Rund anderthalb Jahre ist die Sanierung des Kurhauses vorbereitet und geplant worden. Besonders spannend werden aus Beckmanns Sicht die nächsten acht Wochen. „Sobald hier alles leer ist, wird im Saal ein riesiges Gerüst aufgebaut, damit die Handwerker auch jede Stelle erreichen können.“

17 Meter hoch, 23 Meter breit – es dürfte ein beeindruckender Anblick werden. Den Parkettboden schützen in dieser Zeit ein spezielles Vlies und eine sogenannte Lastenverteilungsplatte vor Beschädigung. Das Dach wird für die Sanierung geöffnet und durch eine sogenannte Winterbauhalle vor Wind und Wetter geschützt.

„Auch von außen wird die Sanierung unübersehbar sein“, erklärt Beckmann. „Das gesamte Gebäude wird eingehüllt wie der Reichstag bei Christo: ein weißer Kubus.“ Der Dreh- und Angelpunkt bei der Sanierung ist gleichwohl ein auf den ersten Blick eher unscheinbarer Mauerbogen, der quer zur Bühne steht und die Saaldecke einfängt und trägt, wie Beckmann erklärt. „Der Bogen ist nicht aus Ziegel-, sondern aus Bimsstein. Und der hat mit den Jahren an Festigkeit eingebüßt.“

Notfalls gibt es noch Plan B und Plan C

Mit einer aufwendigen Stahlkonstruktion soll dieser Bogen gesichert werden. „Wir haben Wochen an einer Lösung getüftelt und acht verschiedene Varianten verworfen. Für die neunte haben wir uns jetzt entschieden. Und die wird klappen.“

Schlaflose Nächte hat Beckmann wegen der Sanierung bislang jedenfalls nicht. „Wir werden den Zeitplan einhalten und Aschermittwoch 2020 hier fertig sein“, ist er sicher. Schließlich gebe es ja auch bereits Anfragen für Veranstaltungen im Beethovenjahr 2020. „Und für den Fall, dass mal etwas nicht klappt: Plan B und Plan C habe ich in der Tasche.“

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