Zwei Honnefer starten Tour durch Südosteuropa Roadtrip mit "Schraddel"

Bonn · Zwei Bad Honnefer brechen mit ihrem VW-Bus zu einer ganz besonderen Tour auf: Sie wollen innerhalb von sieben Tagen 14 Länder bereisen. Oder besser gesagt: durchfahren.

Sieben Liter Milch, 18 Flaschen Wasser, sechs Flaschen Cola, jeweils zwei Kilogramm Äpfel und Orangen, 20 Haferriegel, vier Packungen Reiswaffeln und 30 Dosen Thunfisch finden sich auf der Proviantliste von Roland Scholz und Oliver Simon. Hinzu kommen Warnwesten, Isomatten, Rückrollsperren und ein Abschleppseil.

Diese Aufzählung lässt nicht auf einen gemütlichen Badeurlaub an einem feinen Sandstrand irgendwo im Süden, All-Inclusive-Verpflegung und Rundumbetreuung schließen. Vielmehr wagen die beiden 25-jährigen Bad Honnefer eine Tour durch das südöstliche Europa.

"14 Länder in sieben Tagen" lautet das ehrgeizige Ziel und führt sie von Österreich, Slowenien über Montenegro nach Moldawien und die Slowakei wieder zurück nach Bonn.

Die beiden Freunde, die sich seit der fünften Klasse kennen, haben sich bewusst für eine Reise fernab des klassischen Massentourismus entschieden. "Den Ländern sollte man eine Chance geben, entdeckt zu werden", sagt Roland, der als Personaltrainer arbeitet.

Eine Karte zum Freirubbeln als Inspiration

Die ganze Idee der Fahrt begann mit einer Karte zum Freirubbeln und dem Wunsch, so viele Länder wie möglich zu sehen. Mit jeder Reise soll die Karte so Stück für Stück frei gelegt werden.

Für einen weiteren Perspektivwechsel sorgte Rolands Junggesellenabschied im vergangenen September. Mit Olli und weiteren Freunden hatte er eine Reise in das Gebiet des ehemaligen Jugoslavien unternommen und war begeistert von Skopje und Sarajevo.

Auch Olli hatte nach einer mehrwöchigen Asientour durch Kambodscha, Laos und Malaysia das Reisefieber gepackt. "Da ich bisher nicht weit gereist bin, hat sich der Wunsch entwickelt, möglichst viele Länder zu sehen", erklärt der Feinmechaniker.

"Schraddel" heißt der Wagen

Im Dezember entstand schließlich der konkrete Plan für die Tour mit dem Kauf von "Schraddel", dem 90 PS-starken VW T4 als entscheidender Weggefährte. "Uns verbindet schon eine Hassliebe", scherzen die beiden über den Kleinbus mit Baujahr 1991. Eine Testfahrt nach Dänemark haben die drei schon gemeinsam gemeistert - nun starteten sie am Sonntag Richtung Österreich.

Was zunächst nach einem wild-romantischen Abenteuertrip klingt, muss gründlich vorbereitet werden. Neben den politisch angespannten Situationen in manchen Gebieten haben sich die beiden auch mit der Flüchtlingsbewegung auseinandergesetzt. Bereits auf ihrer Serbienreise hatten sie ein Camp in der Nähe von Belgrad aus nächster Nähe gesehen.

Ihre Reiseroute haben sie anhand von Erfahrungsberichten zusammengestellt. Jeden Tag werden sie zwei Länder und zwei Städte sehen. Jeden Morgen fährt jeweils einer der beiden zweieinhalb Stunden, bis sie an ihrem neuen Ziel ankommen. Dann steht eine Stadtbesichtigung auf dem Tagesplan oder eine kleine Auszeit an der Küste. Danach geht es schon weiter. Geschlafen wird nicht im Sternehotel, sondern auf einer Matratze im Bus.

Ungewisses Ziel Transnistrien

"Das Highlight wird Transnistrien", sagen beide sofort. Transnistrien ist eine von der Moldau abgespaltene Republik, die international jedoch nicht als solche anerkannt wird. Ein spannendes, wenn auch sehr ungewisses Ziel.

Sogar das Auswärtige Amt warnt Reisende, dass dort "eine konsularische Betreuung durch die deutsche Botschaft Chișinǎu grundsätzlich nicht erfolgen kann." Im Allgemeinen mahnt die Behörde zur Vorsicht vor schlechten Straßenverhältnissen und fehlender Verkehrsbeschilderung, wie beispielsweise in Mazedonien, Montenegro oder Bosnien und Herzegowina.

Familie und Freunde reagierten daher skeptisch auf die Tourpläne der beiden: "Sicher, dass ihr das wirklich machen wollt?" Zur Beruhigung werden die zwei Fotos und tägliche Updates versenden: "Wir gehen relativ unbedarft rein. Nur vor den Alpen haben wir noch etwas Respekt" meinen sie im Hinblick auf Schraddels Leistung scherzhaft.

Als Glücksbringer kommt vielleicht noch eine Christophorusplakette mit, aber "ein Wunderbaum auf jeden Fall" so Roland. Zur wichtigen Ausrüstung neben dem Handy als Navigationsgerät zählen noch sechs USB-Sticks voll mit Musik - für die gute Laune bei der Fahrt. Denn schon Goethe war sich der Faszination des Roadtrips bewusst: "Man reist nicht, um anzukommen, sondern um zu reisen."

Kilometerstand zum Startzeitpunkt in Bonn: 267.640 Kilometer

Der GA berichtet über die Tour.

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