Ungewöhnlicher Adventskalender Rhöndorfer Kinder berarbeiten das Thema Heimat

RHÖNDORF · Der Arzt Peter Bischofs hat seine „Kastenkunst“-Schaufenster für einen Adventskalender der besonderen Art geöffnet: Flüchtlinge und Helfer, Kita-Kinder und Schüler gestalteten 24 kleine Kisten.

 Für jeden Tag im Advent gestalteten Kinder und Erwachsene ein Kalender-Kistchen zum Thema Heimat. Peter Bischofs (hinten) zeigt sie in seiner „Kastenkunst“-Galerie.

Für jeden Tag im Advent gestalteten Kinder und Erwachsene ein Kalender-Kistchen zum Thema Heimat. Peter Bischofs (hinten) zeigt sie in seiner „Kastenkunst“-Galerie.

Foto: Frank Homann

Die Mädchen und Jungen des Kindergartens Sankt Marien fiebern dem Monat Dezember entgegen. Dann dürfen sie endlich das erste Türchen eines ganz besonderen Kalenders öffnen. In der Nachbarschaft, an der Karl-Broel-Straße 4, hat Facharzt Peter Bischofs seit Langem vor seiner psychotherapeutischen Praxis seine „Kastenkunst“ installiert.

Alle zwei Jahre verwandelt sich diese kleinste Galerie Rhöndorfs in einen Adventskalender. Jetzt befinden sich hinter den Glasscheiben die 24 – noch geschlossenen – Kalendertürchen. Peter Bischofs: „Das ist ein Adventskalender für Menschen, die unterwegs sind, von Menschen, die unterwegs sind.“

Flüchtlinge, aber auch ihre Betreuer haben 24 kleine Kartons, die Andreas Gemein aus Oberdollendorf stiftete, zum Thema Heimat künstlerisch gestaltet. In den Praxisräumen wurden die Kästchen nun bei einer Vernissage abgegeben, vorgestellt und per Los den 24 Tagen zugeordnet.

Peter Bischofs sagte in der kleinen Feierstunde, bei der es auch internationale kulinarische Spezialitäten gab: „In der christlichen Tradition erinnert der Adventskalender zum einen daran, dass wir unterwegs sind zum Fest der Geburt Jesu, Weihnachten. Immer wieder erinnert der Advent aber auch daran, dass wir in dieser Welt keine bleibende Heimat haben, dass wir, bei aller Beheimatung hier, unterwegs sind, heimatlos sind, in Erwartung einer ewigen Heimat. Dieses Bewusstsein unserer eigenen Heimatlosigkeit kann uns verbinden mit den Menschen auf der Flucht, mit den Menschen, die eine neue Heimat suchen. Der Adventskalender in der Kastenkunst, gestaltet von Menschen auf dem Fluchtweg, ist Kunst am Weg, Kunst für unterwegs, zur Arbeit, ins Siebengebirge.“

13 Kisten stammen von einer Internationalen Vorbereitungsklasse

Bianca Jarisch von „Bad Honnef hilft“, die alle zwei Wochen ins Bunte Haus zur „Internationalen Plauderrunde auf Deutsch“ einlädt, hatte die Idee zusammen mit Peter Bischofs. Sie nahm elf Kartons in die Plauderrunde mit, gestaltete selbst einen, ebenso Felix Trimborn, Mitarbeiter des Fachdienstes Asyl bei der Stadt.

Und 13 Kisten wurden von Schülern der Internationalen Vorbereitungsklasse am Siebengebirgsgymnasium gestaltet. „Die meisten Kinder konnten sich an den Adventskalender vom Vorjahr erinnern, als sie hinter jedem Türchen Schokolade fanden“, meinte Jarisch.

Besprochen wurde mit den kleinen und großen Künstlern der Begriff Heimat, bevor sie loslegten. „Ich lebe in Deutschland, aber in Bulgarien ist es besser, weil es mein Land ist. Ich liebe Deutschland“, hatte ein Mädchen aus Bulgarien in ihr mit Blumen und Schmetterlingen ausgemaltes Kästchen geschrieben.

Helen (12) aus Syrien lebt seit elf Monaten in Königswinter und geht am Sibi zur Schule. „Ich bin glücklich hier in Deutschland, weil ich weit weg von allem Krieg und in Sicherheit bin. Aber ich vermisse mein Land und mein Volk“, schrieb sie in ihr Adventskalendertürchen. Auch ihre Schulkameradin Deljim (12) aus dem Irak hat etwas Heimweh: „Meine neue Heimat ist Deutschland. Ich finde es sehr schön hier, aber ich vermisse mein Land.“

Mutter und Kinder erzählen von ihrer Heimat

Eine kleine Wiese, den Nil und ein Krokodil malte Loran Ismail (8), der die Löwenburgschule besucht. „Ich war noch nie im Zoo, deshalb habe ich das Krokodil gemalt. Zu Hause in Syrien war ich noch zu klein für einen Zoobesuch.“

Auch seine Mutter Nisreen Mohammed hat ein Kästchen gestaltet mit der bunten Vielfalt der Heimat – mit einer Frau in kurdischer Tracht und mit gefülltem Obstkorb. Töchterchen Viyan (5) hat dabei geholfen, erzählte Gabriele Rothkopf, die der jungen Frau Deutschunterricht gab, nachdem sie die Familie 2015 im Café International 2015 kennengelernt hatte.

Peter Bischofs meinte: „Die Kartons, die von Menschen aus aller Welt gestaltet wurden, sprechen für sich.“ Ab Samstag, 1. Dezember, gibt es im Schaufenster der „Kastenkunst“ bis zum Heiligen Abend jeden Tag etwas Neues zu entdecken.

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