Erstes Ligafinale Quidditch-Meisterschaft wird in Bad Honnef entschieden

Bad Honnef · Quidditch findet auch in Deutschland immer mehr Anhänger, bundesweit gibt es aktuell circa 800 Quidditch-Spieler. Bad Honnef ist am Sonntag Austragungsort des ersten Ligafinales im Deutschen Quidditchbund.

 Rasant und komplex: Die Rheinos, hier in blauen Trikots, sind Ausrichter des deutschen Ligafinales im Quidditch.

Rasant und komplex: Die Rheinos, hier in blauen Trikots, sind Ausrichter des deutschen Ligafinales im Quidditch.

Foto: Quidditchverband

Joanne K. Rowling ersann für sie so klingende Namen wie Komet oder Feuerblitz. Und nicht zu vergessen Nimbus 2000, jener Rennbesen, mit dem ihr Roman-Protagonist Harry Potter bei seiner ersten Quidditch-Partie Furore machte. Zwar sind die Besen des reellen Quidditch-Spiels weit weniger magisch. Aus ihm wegzudenken sind sie nicht. Seit 2005 erobert die Sportart frei nach Vorlage der Harry-Potter-Romane, bei dem die Spieler auch auf dem Boden auf dem Besenstiel „reiten“, von Kanada und den USA aus immer mehr Stadien rund um den Globus. Am Sonntag, 15. Oktober, blickt die deutsche Quidditch-Familie auf Bad Honnef. Auf dem Sportplatz an der Schmelztalstraße findet dann das allererste Finale in der Deutschen Quidditchliga statt.

Sogar aus Holland kommen Helfer nach Bad Honnef

Bundesweit gibt es aktuell circa 800 Quidditch-Spieler in 40 Teams. Und Quidditch, sagt Felicitas „Motte“ Müller, „das ist ein Vollkontaktsport und super-komplex, weil alles gleichzeitig passiert“. Die 25-jährige Bad Honneferin muss es wissen. Als Mitglied der „Rheinos Bonn“ ist sie nicht nur dem Sport verfallen, sondern gehört auch zum Organisationsteam des Ligafinales am kommenden Sonntag. Die Fäden der Turnierleitung laufen bei ihr sowie Christian Zimpelmann und Helfern aus den eigenen Reihen und aus Clubs im In- und Ausland zusammen. Felicitas Müller: „Wir haben 33 Freiwillige. Sogar aus Holland kommen Helfer zu uns nach Bad Honnef.“

Warum aber ausgerechnet Bad Honnef? Kontaktmann war Sebastian Elster. Elster, der den „Rheinos“ auch nach Abschluss seines Studiums treu geblieben ist, stammt ebenfalls aus Bad Honnef. Seine Eltern wiederum, Heike und Stephan Elster, sind aktiv in der Sankt Sebastianus-Schützenbruderschaft. Dass deren Schützenhaus gleich neben dem Platz des Honnefer Fußballvereines (HFV) liegt, erweist sich nun als geradezu perfekt: Auf dem Platz wird gespielt, im Schützenhaus das Nachtlager für die am Samstag anreisenden Aktiven bereitet. Felicitas Müller: „Ohne die Unterstützung der Schützen und des HFV würde es nicht gehen. Das ist fantastisch und wir sind dafür sehr dankbar.“ Denn: „Wir waren schon so oft woanders zu Gast und möchten als Gastgeber auch gerne etwas zurückgeben. Darum haben wir uns beworben.“

Alles begann im Freundeskreis

Die Bewerbung der „Rheinos“ um die Ausrichtung des Ligafinales überzeugte denn auch den Deutschen Quidditchbund, dem die „Rheinos“ angehören. Die Idee zu deren Gründung hatten übrigens Leander Troll, ebenfalls aus Bad Honnef, sowie Christian Zimpelmann von einem Auslandsaufenthalten in Kanada mitgebracht. Gemeinsam mit Momo Matern, die zuvor bei den „Taunus Thestrals“ Quidditch-Luft geschnuppert hatte, hoben sie 2015 die „Rheinos“ aus der Taufe. Was im Freundeskreis begann, findet immer mehr Anhänger. Auszubildende, Studenten und Berufstätige aus der gesamten Region Bonn/Rhein-Sieg gehören heute zu den hiesigen Fans der ungewöhnlichen Sportart.

Denn Quidditch ist ungewöhnlich, ohne Zweifel. Da wären eben die Besenstiele, die jeder Spieler zwischen den Beinen hält. Mit nur einer freien Hand gilt es dann, den Quaffel – meist ein Volley-, immer aber ein Lederball, der nicht komplett aufgepumpt wird – durch einen der gegnerischen Ringe zu werfen und so Punkte zu machen. Mit den Klatschern werden die Gegner abgeworfen. Oder besser: vom Besen geholt. Dem Sucher oder der Sucherin – Frauen und Männer sind beim Quidditch gleichberechtigt – obliegt es, den nach festgelegter Zeit ins Spiel gebrachten Schnatz zu fangen. Als Schnatz, im Roman eine fliegende Goldkugel, fungiert ein Tennisball in einer Socke, die an der Hose des Schnatzträgers befestigt wird.

Es überwiegt der sportliche Aspekt

Also Regeln, die vor allem danach klingen: jeder Menge Spaß. „Stimmt, aber zugleich ist Quidditch sehr rasant und sportlich. Man braucht Köpfchen und Fitness“, sagt Felicitas Müller, die in Münster und an der Fernuni Hagen Erziehungswissenschaften sowie Psychologie studiert. Klar, anfangs sei Quidditch „schon noch so ein Harry-Potter-Ding, mit Umhang und Borstenbesen“ gewesen. Längst aber überwiege der sportliche Aspekt. Und gibt es dennoch Kommentare wegen des Ritts auf dem Besenstiel? Felicitas Müller: „Klar gibt es die. Aber sobald man Quidditch einmal gesehen oder gar ausprobiert hat, fallen die garantiert weg.“

Hinzu komme die besondere Gemeinschaft. „Man kann in jede Stadt fahren, in der es ein Quidditch-Team gibt, und wird sofort aufgenommen.“ Freundschaften seien entstanden, in Deutschland und darüber hinaus: Quidditch verbinde. Felicitas Müller: „Vielleicht zieht es ja auch eine besondere Art Menschen an. Man darf sich halt nicht zu doof sein, mit einem Stock zwischen den Beinen herumzulaufen, darf nicht alles immer nur ernst nehmen.“ Dass dabei der sportliche Ehrgeiz nicht zu kurz kommen muss, bewiesen die „Rheinos“ nicht zuletzt mit dem Deutschen Meistertitel 2016. Und auch am Sonntag wollen sie sicherlich nicht nur als perfekte Gastgeber punkten.

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