Folgen des Online-Handels Online-Plattform soll den Handel in Bad Honnef stärken

Bad Honnef · Mit Unterstützung des Landes soll in Bad Honnef im Januar ein neues Onlineportal an den Start gehen, zur Stärkung des stationären Einzelhandels. Die städtische Wirtschaftsförderung und Experten der Agentur Scholz & Volkmer stellten „Mein Bad Honnef“ den Adressaten im Handel vor.

 Thomas Nolle von der Agentur Scholz & Volkmer erläutert anhand von Beispielen die Auswirkungen der Digitalisierung.

Thomas Nolle von der Agentur Scholz & Volkmer erläutert anhand von Beispielen die Auswirkungen der Digitalisierung.

Foto: Frank Homann

Es geht nicht um ein „Anstatt“, sondern um ein „Auch“: Mit der Online-Plattform „Mein Bad Honnef“ soll sich der stationäre Einzelhandel die Vorteile des Online-Handels zunutze machen, um der zunehmenden Konkurrenz aus dem weltweiten Netz die Stirn zu bieten. Vorbild für die Plattform ist das vor knapp drei Jahren als Pilot gestartete „Kiezkaufhaus“ in Wiesbaden, das einen Bad Honnefer Zuschnitt bekommen soll. Bei einem Informationsabend im Rathausfoyer stellten die Macher des „Kiezkaufhauses“, Nanna Beyer und Thomas Nolle von der Wiesbadener Agentur Scholz & Volkmer, das Projekt vor.

Land fördert mit 100.000 Euro

Wie berichtet, investiert die Stadt Bad Honnef 100 000 Euro in ihr Projekt; dieselbe Summe steuert das Land Nordrhein-Westfalen bei. Erster Schritt war eine Händlerbefragung, nun geht es an die Umsetzung. Ziel ist es, so Wirtschaftsförderin Johanna Högner und Beyer an die Adresse der rund 20 Teilnehmer, keineswegs, den stationären Handel zu ersetzen. Im Gegenteil. „Wir wollen nicht, dass die Leute nicht mehr in die Stadt gehen“, so Beyer. Denkbar seien gemeinsames Marketing und Events, auch als Verknüpfung mit Vorhandenem. Übrigens sei der Samstag – „Also der Tag, an dem die Menschen ja am ehesten Zeit haben, in die Stadt zu gehen.“ – komplett auslieferungsfrei. Högner: „Der Handel und die Stadt sollen ja gestärkt werden.“

"Ein bisschen wie Science Fiction"

Und dafür braucht es neue Wege, ist auch Nolle überzeugt. Mit einem „Ritt durch die bunte Welt der Digitalisierung“ verdeutlichte Nolle, dass manches, das „uns heute noch erscheint wie Science-Fiction“, schon sehr bald Realität werden dürfte. Nolle: „Du stehst in einer Kabine, fragst über App nach der probierten Hose in einer kleineren Größe – und schon wird sie vom Verkäufer gebracht.“ Wie schnell aus Fiktion Realität werden kann, belegte Nolle anhand dessen, wie lange eine Innovation gebraucht habe, um 100 Millionen Nutzer zu erreichen: „Beim Telefon waren das 75 Jahre, beim Handy 16 Jahre, beim Internet sieben Jahre und bei Instagram & Co. zwei Jahre.“ Nicht zuletzt: Das Verhalten der Kunden habe sich bereits geändert, der Online-Handel ziehe an. Kehrseiten der Medaille: Leerstände in den Städten und Umweltbelastung durch immer mehr Lieferfahrzeuge auf den Straßen.

Stärken nutzen

„Nolle: „Die Stärke des stationären Handels ist: Er kennt seine Kunden.“ Diese Stärke gelte es intelligent auszuspielen, mit passgenauen, neuen Serviceangeboten, mit Zusammenarbeit mit dem Stadtmarketing und eben dem Dialog mit dem Kunden über „neue Kanäle“ wie das „Kiezkaufhaus“. Professionelle Warenpräsentation plus Standortwerbung allgemein seien wichtig. „Es geht um Sichtbarkeit, ein weiteres Schaufenster, schon, um Bestandskunden zu halten“, so Beyer. Und das mit professionellen Fotos und Videos – und im besten Fall, indem alle mitziehen. Nolle: „Ihre Plattform ist die Innenstadt, aber die steht enorm unter Druck. Ohne neue Wege ist sie langfristig nicht überlebensfähig. Und Tradition ist dabei leider kein Geschäftsmodell.“

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