Adenauerhaus in Rhöndorf Neue Adenauer-Dauerausstellung in der Rhöndorfer Gedenkstätte

Rhöndorf · Per Touchscreen können Besucher künftig im Adenauer-Fotoalbum blättern: Die Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus eröffnet ihre modernisierte Dauerausstellung am 50.Todestag des ersten deutschen Bundeskanzlers am 19. April.

Jürgen Peter Schmied hat buchstäblich alle Hände voll zu tun. So vertieft sich der Kurator der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus bis zuletzt in Textgrafiken, um ganz sicher zu gehen, dass alles stimmt.

Das Urteil von Corinna Franz und Manfred Speck zur runderneuerten Dauerausstellung der Gedenkstätte in Rhöndorf fällt jedenfalls schon jetzt rundherum positiv aus. Zwar wird bis zur Eröffnung in der kommenden Woche noch fleißig gearbeitet. Doch die Geschäftsführerin und der Vorstandsvorsitzende der Stiftung sind voll des Lobes. „Das ist ein tolles Werk“, so Speck. Und Franz: „Es ist optisch anspruchsvoll und von hoher Wertigkeit.“

Die Eröffnung der Ausstellung am Mittwoch, 19. April, fällt auf den 50. Todestag Konrad Adenauers. Des ersten Bundeskanzlers wird an diesem Tag auch mit einem Gedenkgottesdienst in „seiner“ Pfarrkirche Sankt Marien, sowie einem Festakt für geladene Gäste im Kursaal gedacht.

„Konrad Adenauer 1876-1967. Rheinländer. Deutscher. Europäer“: So ist die Ausstellung mit moderner Objekt-Präsentation überschrieben, die vom Elysée-Vertrag über einen Karnevalsorden von 1963 zur deutsch-französischen Aussöhnung bis zu einem, symbolisch von Weltkriegstrümmern umgebenen, Fluchtwagen reicht.

Ausstellungsdesigner setzen auch Tutanchamun in Szene

Angefügt werden könnte „Rhöndorfer und Bad Honnefer“ – schließlich wählte Adenauer Rhöndorf als Wohnort. Und Bad Honnef machte ihn zum Ehrenbürger. Besucher der Ausstellung haben dank einer Sichtachse den Blick zu seinem Domizil; ein neu gestalteter Durchgang führt in Adenauers geliebten Garten, von dem eine steile Treppe zum Wohnhaus führt. Dort bietet die Stiftung ebenfalls Führungen an.

Die Gedenkstätte mit Dauerausstellung nahe des Wohnhauses – Adenauer zog 1935 ein und starb dort am 19. April 1967 – entstand in den 70er Jahren. Zuletzt 1997 wurde die Ausstellung überarbeitet. 20 Jahre sind vergangen, in denen sich der Anspruch von Museumsbesuchern gewandelt hat.

Mit der Zeit gehen, so hieß die Devise nun auch für die Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus. Die Gedenkstätte wurde saniert und erweitert für 1,4 Millionen Euro. Weitere 900 000 Euro kostete die neue Ausstellung, die eigentlich vor einem Jahr eröffnet werden sollte. Doch bei den Renovierungen stellte sich heraus, dass aus statischen Gründen ein Teilabriss des Gebäudes unumgänglich war. Die Arbeiten verzögerten sich, und so fällt die Eröffnung auf den 19. April 2017. Finanziert wurde das Projekt maßgeblich mit Mitteln des Bundes, des Landschaftsverbandes Rheinland und der NRW-Stiftung.

Wie Kurator Schmied, so ist auch Bernd Möller für die Vorbereitungen der Eröffnung ein gefragter Mann. Der Innenarchitekt und Ausstellungsgestalter vom Atelier Brückner Stuttgart ist Projektleiter der Ausstellung – und damit Ansprechpartner auch für jene Handwerker, die zurzeit noch Monitore und Strahler anbringen, erste Objektvitrinen ausleuchten und Grafikplatten installieren. Die neuen Böden sind noch abgedeckt, Medienstationen laufen zum Test. Und auch im neuen Multifunktionsraum, der für Veranstaltungen gedacht ist und über eine Erweiterung zum Ausstellungsraum bis zu 120 Besuchern Platz bieten kann, ist Generalprobe.

Insgesamt werden 16 Firmen an den Arbeiten beteiligt sein, so Franz – „aufwendiger Workflow“ inklusive. So seien die Textgrafiken „semantisch optimiert“, sprich: Zeilenlänge und Inhalt der neuen Texte müssten optimal les- und erfassbar sein, sollen sie den Besucher nicht ermüden. Für Gäste aus dem Ausland gibt es Broschüren, in denen die Texte ins Englische und Französische übersetzt sind. Für eine dreisprachige Ausführung fehlte der Platz, mehrsprachige Überschriften sind Wegweiser im Booklet.

Trotz mannigfaltiger Erfahrungen – das Atelier Brückner gestaltete etwa das Rautenstrauch-Joest-Museum Köln, das Besucherzentrum des Düsseldorfer Landtages und wird im Grand Egyptian Museum Kairo Grabausstattungen von König Tutanchamun in Szene setzen – sei die Ausstellung im Adenauer-Haus eine besondere Herausforderung, so Möller. Trotz räumlicher Erweiterung stehen nur 300 Quadratmeter zur Verfügung.

„Und wir müssen die Besucherströme optimal leiten.“ Gelungen ist dies unter anderem mit Elementen, die Raumteiler und Ausstellungsfläche zugleich sind. Inhalte und Objekte sind aber auch nicht einfach präsentiert, sondern regelrecht inszeniert. Beispiel Nationalsozialismus, Krieg und Flucht: Die Aussage „Die Welt gerät ins Wanken“ ist emotional umgesetzt, mit abgedunkelter Beleuchtung und optisch wankenden Bildwänden.

Arbeiten für die Adenauer-Dauerausstellung
11 Bilder

Arbeiten für die Adenauer-Dauerausstellung

11 Bilder

Seltene Fotos und Filmaufnahmen

Beispiel Wirtschaftswunderzeit: Ein Original-Kühlschrank aus den 50ern, eine Leihgabe des Hauses der Geschichte, ist gefüllt mit Lebensmitteln dieser Aufbruchzeit.

Neu ist auch: Nicht „nur“ der Kanzler und Staatsmann Adenauer steht im Fokus, sondern auch der Rheinländer. So fällt der Blick in einem separaten Abschnitt auf ein großformatiges Porträt des „Alten von Rhöndorf“, das ihn mit 41 Jahren am Schreibtisch in Köln zeigt; Adenauer war dort ja Beigeordneter, später Oberbürgermeister. Nebenan zieht eine Aufnahme August Sanders vom Köln der 30er Jahre die Blicke an: So wird Adenauer die Stadt gekannt haben.

Über einen Touchscreen können Besucher weitere Fotos und Filmaufnahmen aufrufen zu Adenauers Kölner Projekten wie Grüngürtel oder Messe – Raritäten geradezu, sagt Franz, die auch das Interesse von Besuchern aus der Region wecken dürften.

Ganz wichtig war der Stiftung, so Franz: „Was hat Adenauer uns hinterlassen? Wie wirkt er in die heutige Zeit?“

Entsprechend schafft die Ausstellung Bezüge zur Gegenwart, da Themen wie die Zukunft eines geeinten Europas aktueller sind denn je. Und so endet die Schau symbolisch auch nicht mit Adenauers Tod, sondern gibt Fingerzeige ins Hier und Jetzt und in die Zukunft. Franz: „Wir wollen die Themen so präsentieren, dass der Besucher merkt: Es sind Themen unserer Zeit.“

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