Hallenbad in Aegidienberg Neubau, Sanierung oder Schließung?

Aegidienberg · Das Lehrschwimmbecken weist laut Gutachter teilweise schwerste Schäden auf. Innerhalb der nächsten beiden Jahre muss etwas passieren, sonst droht dem Bad die Schließung.

Auf der Suche nach Schäden: Schwimmmeister Carsten Kolberg tastet unter Wasser die Fliesenfugen im Becken ab, Marcus Killat schaut zu.

Auf der Suche nach Schäden: Schwimmmeister Carsten Kolberg tastet unter Wasser die Fliesenfugen im Becken ab, Marcus Killat schaut zu.

Foto: Frank Homann

Es waren keine erfreulichen Nachrichten, die die Gutachter von Polyplan Bremen den Mitgliedern des Betriebsausschusses der Stadt Bad Honnef am Mittwochabend zu überbringen hatten: In einigen Bereichen weist das Lehrschwimmbecken in Aegidienberg, das einzige Hallenbad in Bad Honnef, schwerste Schäden auf, die in den nächsten zwei Jahren behoben werden müssen.

Und die sind so gravierend, dass die Gutachter neben einer Kostenschätzung für eine Sanierung auch die für einen Neubau vorlegten. Und klar ist: Passiert in naher Zukunft nichts, dann muss das Bad innerhalb der nächsten zehn Jahre dichtgemacht werden. Damit gibt es eine dritte Option.

Diplom-Ingenieur Martin Kröger und Diplom-Ingenieur und Architekt Henrik Evermann waren extra aus Bremen angereist, um den Ausschussmitgliedern die Ergebnisse ihrer ersten Untersuchungen vorzustellen. Das Urteil ist teilweise vernichtend. Die Fassade des Gebäudes ist alt, nicht saniert, teilweise abgängig, energetisch schlecht und möglicherweise asbestverseucht. Das Dach ist schlecht gedämmt. Im Becken gibt es Abplatzungen, in den Beton dringt Wasser ein, Wasser tropft in den Keller.

Kein gutes Zeugnis

„Der Deckenbeton im Keller muss in den nächsten zwei Jahren gemacht werden“, so Gutachter Evermann. Daran besteht grundsätzlich kein Zweifel, wie umfangreich diese Sanierungen allerdings ausfallen müssten, ist derzeit noch unklar. Denn detaillierte Untersuchungen in diesem Bereich stehen noch aus. Auch den Umkleiden stellten die Gutachter kein gutes Zeugnis aus: „Dort gibt es Stolperfallen und die abgehängte Decke ist asbesthaltig.“ Kein gutes Haar lassen die Gutachter auch am Brandschutz. „Es gibt kein Brandschutzkonzept“, so Kröger. Die Fluchtwege entsprechen nicht den Vorgaben und müssen neu gestaltet werden, die derzeitigen Lösungen seien so nicht erlaubt.

Korrosion haben die Gutachter bei den PVC-Rohren festgestellt, die ebenfalls ausgetauscht werden müsste. Auch bei der Wasseraufbereitung hatten die Gutachter wenig Gutes zu verkünden. Da hat Kröger eine teilweise Überschreitung der Grenzwerte festgestellt, auch wenn diese noch nicht kritisch seien. „Aber die Filter sind sehr knapp ausgelegt“, betonte er. Hingegen könnte die Warmwasseranlage sogar überdimensioniert sein.

Einen guten Zustand bescheinigten die Gutachter der neuen Hebebühne, die sowohl bei einer Sanierung wie auch bei einem gleichartigen Neubau wiederverwendbar sei. Und auch die Technik ist zwar nicht auf dem neuesten Stand, aber durchaus zu gebrauchen, so wie die Lüftung, die 2007 auf Vordermann gebracht wurde. Das Problem: Wenn der Beton saniert wird, muss auch die Technik im Keller ausgebaut werden.

Kosten auf lange Sicht noch unklar

Fazit: Es gibt einen erheblichen Sanierungsstau. Und der hat seinen Preis. Eine Vollsanierung – eine Teilsanierung ergibt aus Sicht der Experten keinen Sinn, da auch dabei die Technik entfernt werden müsste, wenn der Beton saniert wird – kostet die Stadt 1,7 Millionen Euro. Einen Neubau, ein vergleichbares Schwimmbad an selber Stelle, taxierten die Experten auf 2,47 Millionen Euro. Beides netto. Nicht eingerechnet ist, welche Ersparnisse ein Neubau auf lange Sicht bringen würde.

Dass diese erste Information viele Nachfragen nach sich ziehen würde, sei ihm klar gewesen, betonte Marcus Killat, Leiter des Abwasserwerks der Stadt Bad Honnef. Das Bad gehört zum städtischen Eigenbetrieb Freizeitbad Grafenwerth. Der Eigenbetrieb ist eine Bad Honnefer Spezialität, weil er Aktienanteile des städtischen Energieversorgers Bad Honnef AG (BHAG) hält und damit jedes Jahr satte Einnahmen aus den BHAG-Gewinnen erzielt. Aber die Ergebnisse der Untersuchung seien ganz frisch, betont Killat: „Es handelt sich hier um eine Vorabinformation, damit Sie wissen, was uns in den nächsten Monaten beschäftigen wird.“

Als nächstes soll der Beton näher untersucht werden, anschließend sollen Rahmendaten wie die Nutzung durch Schulen und Vereine erfasst werden. Dafür kann man sich aus Sicht von Killat ein Jahr Zeit nehmen, ohne eine der Optionen zu verspielen. Bei den Überlegungen dürfte nicht zuletzt eine Rolle spielen, wie sich die Situation in Königswinter um einen Bad-Neubau dort entwickelt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
Deutliches Signal
Kommentar zur Entwicklung in der Altstadt Königswinter Deutliches Signal