Verein wirbt fürs Lesen Nachkriegskrimi für Bücherfreunde im Siebengebirge

SIEBENGEBIRGE · Der Verein Literatur im Siebengebirge lädt wieder zum gemeinsamen Schmökern und Diskutieren ein. Im Mittelpunkt steht diesmal der Roman „Kaltenbruch“ der Königswinterin Michaela Küpper.

 Werben fürs Lesen (v.l.): Anne Alfen, Michaela Küpper und Silke Kornstädt vom Verein Literatur im Siebengebirge.

Werben fürs Lesen (v.l.): Anne Alfen, Michaela Küpper und Silke Kornstädt vom Verein Literatur im Siebengebirge.

Foto: Frank Homann

Deutschland wird zusehends zu einem Land der Lesemuffel. Die Zahl der Bücherkäufe habe von 2013 bis 2017 um 6,4 Millionen abgenommen, so der Börsenverein des Deutschen Buchhandels anlässlich der Leipziger Buchmesse. Vor allem junge Leute greifen lieber zum Smartphone als zum Buch.

„Das ist eine ganz bedenkliche Entwicklung“, finden Anne Alfen und Silke Kornstädt vom Verein für Literatur im Siebengebirge. „Viele können nur noch in kurzen Segmenten denken und sind immer weniger in der Lage, sich auf längere Texte zu konzentrieren.“

Sie bedauern, dass durch das schwindende Interesse am Buch zugleich „ein Stück unserer Kultur verloren geht“. Bücher wieder interessanter zu machen, hat sich der Verein daher zum Ziel gesetzt – und er lädt ein zur großen Leseaktion „Das Siebengebirge liest ein Buch“. Vom 28. Juni bis zum 3. Juli dreht sich bei drei Veranstaltungen alles um den neuen Roman „Kaltenbruch“ der Königswinterer Autorin Michaela Küpper.

Es geht um Flucht und Kriegstraumata

Zum fünften Mal findet die Leseaktion rund um ein ausgewähltes Buch statt, erstmals ist es das Werk einer Autorin aus dem Siebengebirge. Der Nachkriegsroman „Kaltenbruch“ hatte schon großen Anklang bei den Mitgliedern des Literaturvereins gefunden, wie die Organisatoren berichten. „Es ist ein Buch, das unheimlich viele anspricht und das auch einen aktuellen Bezug hat – nämlich zur heutigen Flüchtlingsthematik.“

Eingebettet in einen spannenden Kriminalfall, erzählt Küpper eindrucksvoll von den Traumata der Menschen in den 50er Jahren: Von der gefühlsmäßigen Erstarrung und Sprachlosigkeit und von den Spuren, die Chaos und Leid bei den vom Krieg Traumatisierten hinterlassen haben. Aber auch von der Sehnsucht nach Freiheit und Neuanfang. Schauplatz ist ein Provinznest irgendwo im Rheinland.

Kriminalfall der 50er Jahre und ein kauziger Kommissar

„Ich freue mich sehr, dass mein Buch für die Leseaktion ausgewählt worden ist“, so Küpper. Schon lange habe es sie gereizt, einen Roman über die Nachkriegszeit zu schreiben. „Die 50er Jahre waren eine Zeit des Aufbruchs, aber es war auch die Zeit, in der die Kriegskinder erwachsen geworden sind. Ich habe mich gefragt, wie sie Erfahrungen wie Bombenangriffe, Flucht, Vertreibung und Verlust verarbeitet haben. Wie diese Traumata ihr weiteres Leben geprägt haben.“

Für das Buch hat die Autorin zahlreiche Gespräche mit Zeitzeugen geführt. „Die Figuren in dem Roman sind zwar fiktiv, aber die Konflikte, die beschrieben werden, sind mir in ganz ähnlicher Form geschildert und erzählt worden.“

Außerdem recherchierte sie im Haus Schlesien, wo die Sonderausstellung „Zuhause und doch fremd“ über Flucht und Vertreibung zu sehen war. Eingebettet hat Küpper die nicht einfache Thematik in einen unterhaltsamen Kriminalfall, in dem ein durchaus eigenwilliger Kommissar die Ermittlungen leitet. Er ist in die rheinische Provinz strafversetzt worden und möchte diese so schnell wie möglich wieder verlassen. Bei seinen Ermittlungen stößt er auf auf erschütternde Entdeckungen.

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