Flüchtlinge in Bad Honnef Mehr als ein Dolmetscher

Bad Honnef · Seit Februar gehört Moussa Eid zum Fachdienst Asyl in Bad Honnef. Das Team betreut 460 Menschen.

 „Unsere Aufgabe ist eine menschliche“: Außendienstler Moussa Eid im Gespräch mit Flüchtlingen in Rottbitze.

„Unsere Aufgabe ist eine menschliche“: Außendienstler Moussa Eid im Gespräch mit Flüchtlingen in Rottbitze.

Foto: Frank Homann

Es ist ein ganz normaler Tag für Moussa Eid und seine Kollegen. Eben noch berieten sie mit den Mitarbeitern des städtischen Bauhofes über Fortschritte bei der Ausstattung der neuen Flüchtlingsunterkunft am Rederscheider Weg, da eilt die Truppe vom Fachdienst Asyl schon wieder zurück ins Rathaus.

Schließlich wird ihre Unterstützung auch bei einem Termin mit Mitarbeitern des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BaMF) gebraucht. Diese halten sich zwei Tage in Bad Honnef auf, um Flüchtlinge zu registrieren – ein Schritt auf dem Weg zu einer möglichen Anerkennung. Moussa Eids Unterstützung ist dabei unerlässlich. Der 40-jährige Jordanier hilft unter anderem als Dolmetscher und überbrückt kulturelle Hürden.

Auch im Außendienst des Fachdienstes Asyl, seiner originären Tätigkeit, sind Eids Sprachkenntnisse – neben Deutsch, Englisch, Französisch und Schulitalienisch ist dies vor allem Arabisch – gefragt. „Unsere Aufgabe ist doch in erster Linie eine humanitäre, eine menschliche“, sagt der gelernte Reiseverkehrskaufmann über seinen Job und beschreibt so auch seine eigene Motivation. „Die Schicksale, die ich zuvor nur aus dem Fernsehen kannte, kenne ich nun ganz persönlich.“ Oft seien es Biografien, die er zu Hause zu verarbeiten suche, aber wohl nie wieder vergessen werde.

Seit Februar gehört Moussa Eid, der seit 20 Jahren in Deutschland lebt, zur Rathaus-Mannschaft. Dass ihm die Kenntnis vor allem des arabischen Kulturkreises hierbei zugute kommt, verhehlt er nicht. Insofern versteht sich Eid auch als Mittler zwischen den Kulturen, zwischen Flüchtlingen und Helfern, zwischen neuen und eingesessenen Bürgern. „In Bad Honnef passiert schon so viel Gutes“, sagt er.

Besonders hervorzuheben sei das Ehrenamt: Ohne die engagierten Mitbürger könnte vieles nicht geschafft werden. 460 Flüchtlinge in 90 Unterkünften betreut der Fachdienst Asyl derzeit, 140 davon in Aegidienberg, 320 im Tal. Ein Höchstmaß an Organisation ist dabei ebenso wichtig wie eben Empathie und Einfühlungsvermögen. Über seine Arbeit mit Nadine Batzella, Felix Trimborn, Fabian Konzen, Owen Kurtensiefen, Felix Sonntag, Dirk Großhenrich und Sebstian Siebertz sagt Eid: „Wir sind wirklich ein Super-Team.“ Eine Sonderstellung möchte der 40-Jährige nicht, und er macht klar: Nur gemeinsam sei die eigentliche große Aufgabe zu schaffen. Welche das ist? „Die Integration, und die klappt nur, wenn wir alle dafür etwas tun.“ Eine Tür am Küchenschrank ist abgerissen, in einer Unterkunft fehlt die Beleuchtung, in einer anderen funktioniert die Klingel nicht – es sind oft Alltagsdinge, die der Außendienst aufnimmt und ans Gebäudemanagement der Stadt meldet. Auch im Blick auf Hygiene und Sauberkeit in den Unterbringungen leistet Eid Aufklärungsarbeit. Er hat einen Merkzettel mit den wichtigsten Putzregeln auf Deutsch mit arabischer Übersetzung entworfen, führt von Fall zu Fall Listen für den Putzdienst.

Sorge um die Zukunft

Doch die Sorge um die Zukunft beschäftigt die Menschen weitaus mehr, weiß Eid. Die Flüchtlinge beschreiben sie ihm in Gesprächen, bei denen sie ihm stets mit großer Gastfreundschaft begegnen – obwohl sie selbst nur das Nötigste haben. Das Wichtigste für sie ist die Registrierung beim BaMF und damit ein wichtiger Schritt, um Asyl zu erhalten. Genau vor diesem Hintergrund setzte sich der Fachdienst Asyl der Stadt für den Besuch der BaMF-Mitarbeiter ein.

Moussa Eid und seine Kollegen bewegen Schicksale wie das eines Mannes, der schwer herzkrank ist. Oder das eines Flüchtlings, der durch eine Bombe seine Beine verloren hat und für den Rollstuhl und ein leistungsfähiger Akku fehlen.

Eid beantwortet viele Fragen: Wer ist zuständig? Welcher nächste Schritt kann hilfreich sein? Nachmittags dann der Bürokram: Akten führen, Berichte schreiben, auch das muss sein. Ebenso schnell holt ihn der Alltag der Schutz suchenden Menschen wieder ein: Ein Flüchtling hat erfahren, dass eine Bombe Familienmitglieder in der Heimat getötet hat. Auch dann sind Eid und seine Kollegen für die Menschen da.

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