Das Leuchten der Jahreszeiten Landschaftsaufnahmen im Kunstraum Bad Honnef

Bad Honnef · Der Kunstraum Bad Honnef zeigt Landschaftsaufnahmen der Fotografin Marion Moritz. Ihre Motive findet die Künstlerin zu jeder Jahreszeit - und zumeist nachts.

Nichts ist Zufall. Wenn Marion Moritz ihre Kamera ausrichtet, entstehen nur wenige Aufnahmen – vier, manchmal fünf. Dafür geht sie einen weiten, steinigen Weg. Und das ist durchaus im Wortsinne gemeint. Denn die Fotografin aus Rottweil sucht ihre Motive in der Nacht, an abgelegenen Orten, am Wasser. Ein Teil der Ausbeute ihrer Expeditionen ist jetzt im Kunstraum des Vereins zur Förderung von Kunst und Kultur in Bad Honnef zu sehen. „Dunkles Wasser – vom Klang und Rhythmus der Zeit“ ist der Titel der Ausstellung, in die Kunstpädagogin Ursula Switek das Publikum bei der Vernissage einführte.

„Die Kamera ist für mich ein Hilfsmittel wie der Pinsel für den Maler“, erläuterte Moritz. Und: „Die Bilder kommen so aus der Kamera, sie sind nicht beschnitten, nicht nachbearbeitet, am Ende macht es klick – das ist der Abschluss der Gestaltung.“ Es sind diese Genauigkeit und dieser solide Aufbau der Aufnahmen, die zu außergewöhnlichen Ergebnissen führen. Und es ist das Licht. „Jede Jahreszeit hat ihr eigenes Leuchten, im Winter verschwindet es teilweise.“

Switek erklärte: „Durch lange Erfahrung ist ein Fundus von klaren Absichten vorhanden: Komposition, Dauer der Belichtungszeiten, Umgang mit den Restlichtquellen in den Mondnächten. Durch die längeren Belichtungszeiten intensivieren sich die Farben, was bei flüchtigem Hinsehen gar nicht wahrnehmbar ist. Das wirkliche Bild aber ist erst im Abzug sichtbar.“ Der Betrachter muss genau schauen, um die mit dünnem Bleistift geschriebene Signatur am unteren Bildrand zu erkennen, die auch Datum und Uhrzeit angibt.

Ihre Fotografierplätze findet Marion Moritz bei Tag, sie macht sich Notizen, überlegt, in welcher Jahreszeit sie mit der Kamera dorthin ausrücken kann. Ihre Ausrüstung wiegt 25 Kilo. Ein schweres Marschgepäck, wenn sie in der Nacht zu ihren Plätzen im Süden Deutschlands und im benachbarten Ausland aufbricht, lange geht, in meditativer Vorbereitung. Die Taschenlampe bleibt ausgeschaltet. Angst hat Marion Moritz nicht so allein in der Einöde, eher davor, auf unwegsamen Pfaden auszurutschen.

Ein Schreckmoment in der Natur

Für eine Schrecksekunde sorgte bisher nur ein ihren Weg kreuzender Dachs. Es ist anstrengend, stundenlang am Wasser zu arbeiten. Ursula Switek: „Es ist fast immer klirrend kalt.“ Marion Moritz trägt Arktisschuhe, die bis zu minus 70 Grad aushalten. Sie hat kleine Taschenwärmer für die Finger. „Ich habe viele Freunde, die mich mit Stricksachen versorgen.“ Harte Bedingungen. Dennoch würde ihr etwas fehlen, müsste sie auf diese Naturbegegnungen verzichten.

Von jeder Tour hat sie bislang Fotos mitgebracht. Switek: „Alles ist ja in Bewegung, und dieses Anhalten des Fließens in der Arbeit von Marion Moritz ergibt Einblicke in eine Schau der tieferen Schichten und der Wirkweise von Natur. Manches Mal ist Wasser erkennbar oder Pflanzliches, oft aber geht es in Abstraktion über. Fotos sind ja immer auch Deutung von Wirklichkeit. In diesem Sinne sind die Bilder kein getreues Abbild der Natur, sondern Lichtzeichnungen von etwas Unaussprechlich-Einzigartigem.“ Moritz' Arktisschuhe sind auch wasserdicht. Glücklicherweise, denn die Künstlerin möchte bald auch zum Fotografieren ins Wasser hinein.

Die Ausstellung „Dunkles Wasser“ im Kunstraum am Rathausplatz in Bad Honnef ist bis Sonntag, 30. Juli, immer donnerstags und freitags in der Zeit von 16 bis 19 Uhr sowie samstags und sonntags von 10 bis 13 Uhr zu sehen.

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