Sanierungsstau im Kurhaus Bad Honnef Kursaal offenbart mehr Baustellen als gedacht

Bad Honnef · Bei einer Bestandsaufnahme in Bad Honnefs "Guter Stube" offenbaren sich mehr Baustellen als gedacht. Die Stadtverwaltung plant jetzt ein umfassendes Sanierungskonzept. Einige Sicherungsarbeiten müssen aber direkt stattfinden.

 Auch der festliche Kursaal wird unter die Lupe genommen.

Auch der festliche Kursaal wird unter die Lupe genommen.

Foto: Frank Homann

Eine „Zierde unserer Stadt“, so beschrieb im April 1907 die Honnefer Volkszeitung (HVZ) den Kursaal, ebenso als einen Ort, der fortan „für Generationen eine Stätte Geist und Gemüth erfrischender Erholung sein möge“. 110 Jahre nach der Eröffnung am 21. April 1907, die der HVZ einen Fortsetzungsbericht über drei Ausgaben wert war, bereitet der Kursaal den Experten der Stadt aber vor allem eines: Kopfzerbrechen. Der Sanierungsstau in dem Gemäuer, das 1983 unter der Nummer A 33 in die Denkmalliste der Stadt eingetragen wurde, ist erheblich. Bad Honnefs gute Stube bröckelt.

Erste Arbeiten wie das Entfernen gerissener und verwitterter Zierelemente an der Fassade oder Mauerstücke an den Attiken sind umgehend nach Feststellung erfolgt – eine Frage auch der Sicherheit, bevor etwas herabstürzt. Grund zur Sorge für die Fachleute, nicht aber für die Nutzer, hieß es jetzt beim Rundgang. „Die Stadt ist selbstverständlich bemüht, den laufenden Betrieb immer zu gewährleisten“, sagt Jörg Sudmann, bei dem im Rathaus die Fäden in der Causa Kurhaus zusammenlaufen. Bekanntlich gibt es einen Betreibervertrag mit dem Kongresspark. Laut Stadtsprecherin Christine Pfalz ist die Einhaltung der Zahl von maximal 450 bis 500 Personen wichtig. Sudmann: „Denn allein durch Beschallung ist immer auch Bewegung im Gebäude.“ Und die Stadt habe die Sicherungspflicht.

Schornstein muss gesichert werden

Arbeiten im Bad Honnefer Kurhaus
13 Bilder

Arbeiten im Bad Honnefer Kurhaus

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Weitere kurzfristige Arbeiten sind im Gange oder geplant, so am Schornstein zur Weyermannallee hin, der Risse aufweist. Auch solle natürlich vermieden werden, „dass es zu weiteren Schäden kommt“, so Sudmann. Vorsorge träfen dort eine konstruktive Sicherung oder Arbeiten an Fassade und Dach. Parallel zu den ersten Arbeiten wurde im Rathaus ein Projekt auf die Schiene gesetzt, das sich längst zum Mammutprojekt gemausert hat: die lückenlose Bestandsaufnahme des Kurhaus-Zustandes und damit all dessen, was getan werden muss, um es fit zu machen für die kommenden 110 Jahre. Das Ziel ist definiert: ein Gesamtkonzept, kein Flickwerk, sondern grundständige Sanierung.

„Wir sind heute schon einen Riesenschritt weiter als zu Anfang“, so Sudmann. Der Anfang, das war die Entdeckung eines Wasserschadens. „Die Entwässerung war nicht okay“, sagt Sudmann. So war das Wasser vom Parkplatz Weyermannallee, der wegen der substanzerhaltenden Arbeiten am Kurhaus nach wie vor teils gesperrt ist, über ein Gefälle zum Kurhaus geflossen. Das Wasser sammelte sich im Mauerwerk – und das zunächst unentdeckt, da die Mauer im angrenzenden Kellergang irgendwann mit Trockenbauelementen verkleidet worden war.

Wasser hat die Fugen ausgewaschen

Sogar die Fugen der Mauer wurden ausgewaschen, bevor sich der Schaden zu erkennen gab. Die Beseitigung markierte den Startpunkt der Bestandsaufnahme, bei der Sudmann und Kollegen auch auf externen Sachverstand bauen. Und so stößt man auf Bauphysiker Osama Tchalabi, der mit dem Statiker die Messpunkte oberhalb der Saaldecke überprüft, gut vier Meter über dem Tanzparkett. Vom Saal aus gut zu erkennen sind Dutzende sogenannte Rissmeter. Zusätzlich verwendet werden digitale Instrumente, das Gebäude wird lückenlos überwacht. Umfangreiche Untersuchungen der Statik und geologische Messungen tun ein Übriges. Zur Saaldecke: Bei der, so Sudmann, handele es sich keineswegs um ein Tonnengewölbe, wie zu vermuten sei. Gewölbeelemente sind nur die Säulen, „alles andere ist abgehängte Decke“.

Womit Sudmann bei einem weiteren Problem wäre: „Wir haben wunderschöne alte Pläne von 1907.“ Details wie exakte Aufmaße oder zu späteren Veränderungen aber gebe es nicht. Zudem entstanden weitere Schäden am Mauerwerk unter anderem durch die nachträglich eingebaute Lüftung. Ein „komplettes digitales Aufmaß, um aktuelle Pläne zu bekommen“ wurde veranlasst.

Schon jetzt, vor Abschluss des „Schadenskataloges“ oder gar der Erstellung eines Sanierungskonzeptes, ist klar: „Das ist ein langfristiges Projekt, das sukzessive abgearbeitet werden muss.“ Wie teuer es die Stadt als Eigentümerin kommen wird, stehe somit noch in den Sternen. Mauerwerksrisse, Gebäudesetzungen, sanierungsbedürftige Flachdächer, Überarbeiten der Saaldecke und Nachbesserungen beim Brandschutz lassen erahnen: Ein Pappenstiel wird das nicht.

Stadt wirbt um Verständnis für Beeinträchtigungen

Bereits entfernt wurde die Dämmung der Saaldecke. Für Beeinträchtigungen wie zeitweise benötigte Container im Kurpark oder den Wegfall von Parkplätzen bittet Sudmann um Verständnis: „Das alles ist der Situation geschuldet, dass etwas passieren muss.“ Denn: „Das Kurhaus ist prägender für die Stadt als das Rathaus. Es wird Zeit, das richtig anzupacken.“

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