Weltpremiere in der Honnefer Ladenzeile Konzert für drei Musiker und vier Radios in Honnef

Bad Honnef · Die Räume des Künstlervereins Antiform an der Bahnhofstraße waren Ort für ein außergewöhnliches Musikerlebnis: Ein Gitarrist, ein Keyboarder und ein Sänger improvisierten im Takt schwingender Pendel. Künstler und Musiker Marc van Riehl hatte die Performance arrangiert.

 Improvisationstalent zeigen (v.l.) Marc van Riehl, Anthony Afonso und Twin O'Colin beim Musizieren nach dem Zufallsprinzip.

Improvisationstalent zeigen (v.l.) Marc van Riehl, Anthony Afonso und Twin O'Colin beim Musizieren nach dem Zufallsprinzip.

Foto: Frank Homann

Wenn zum weltweit ersten Konzert für Musiker und vier Radios eingeladen wird, dann kann man auf etwas Außergewöhnliches gespannt sein. Die Kunst- und Musikfreunde, die in die Antiform-Ladenzeile an der Bahnhofstraße gekommen waren, wurden nicht enttäuscht: Die Retortenband „Canyayeda“ sorgte mit Monty, Yvette, Ayse und Gepetto für ein beeindruckendes Klangerlebnis.

Aus Fleisch und Blut waren nur drei Musiker: Gitarrist Marc van Riehl, Twin O'Colin am Keyboard und Sänger Anthony Afonso. Den Takt gab ein elektronisches Quartett vor, das in dreimonatiger Arbeit auf seinen Einsatz „eingestimmt“ worden war: vier musikalische Pendel, die van Riehl im Rahmen seines Antiform-Kunstprojekts konstruierte und denen er die Namen Monty, Yvette, Ayse und Gepetto gab.

Sie schalten exakt im Mittelpunkt ihrer Schwingung mit Hilfe eines eingebauten Magneten ein Radio ein und aus. Die Pendel wiederum schwingen zwar im gleichen Tempo, nicht aber synchron. So war beim Konzert aus allen vier Richtungen nacheinander ein kurzer Ton zu hören.

Der Zufall bestimmt die Töne

Ob ein Knacken, eine Stimme oder der Bruchteil eines Musikstücks blieb dem Zufall überlassen, denn für jedes Pendel hatte der Künstler einen eigenen Sender gewählt. Viele Wochen hatte van Riehl an seinen Rhythmusinstrumenten getüftelt, mit dem Ergebnis war er nun rundum zufrieden: „Es ist genau so, wie ich es geplant habe.“

Soweit man denn von Planung sprechen kann, denn was genau erklang, darauf hatte der Künstler keinen Einfluss. Entsprechend spielten auch die drei übrigen Mitglieder des einzigartigen Ensembles aus dem Bauch heraus – ohne Noten, ohne vorherige Abstimmung oder Proben.

„Wir haben heute Nachmittag nur einen kurzen Soundcheck zusammen gemacht“, berichtete Keyboarder Twin O' Colin. Dass das Ergebnis unerwartet harmonisch klang, spricht für die Qualität und das Improvisationstalent der drei Musiker. „Wow“, habe er gedacht, so Sänger Anthony Afonso, als er den musikalischen Pendeln zum ersten Mal lauschte.

Herausforderung für Sänger Anthony Afonso

Bei einem Metronom-Konzert von „Canyayeda“ im Herbst in der Ladenzeile hatten sich Afonso und van Riehl kennengelernt. „Anthony hat sich damals einfach zu uns gestellt und mitgesungen“, erinnert sich van Riehl. Das Ergebnis sei „so toll“ gewesen, dass man nicht mehr auf seine eindrucksvolle Stimme verzichten wollte.

Zum Klang der Pendel zu singen, war jedoch auch für Afonso eine Herausforderung. „Ich höre den Rhythmus, und was ich dann singe, kommt spontan aus meinem Inneren. Es hängt nicht nur ab von der Atmosphäre im Raum und von der Energie, die ich spüre, es ist auch Ausdruck meiner Seele.“ Die Zuhörer jedenfalls waren begeisterte Zeugen eines absolut einmaligen Konzerts. Denn auch wenn es eine Wiederholung geben sollte, der Klang wird immer ein Unikat bleiben.

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