"Unser Dorf hat Zukunft" Kommission nimmt Rhöndorf in Augenschein

RHÖNDORF · Vor dem Café Profittlich wurde gekehrt. An der Löwenburgstraße zupfte eine Frau einige Grashalme aus den Ritzen der Gehwegplatten. Zufall? Oder der letzte Schliff?

Die Bewertungskommission für den Kreiswettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" bereiste Rhöndorf. Es war die vorletzte Station für die Jury. Insgesamt 16 Orte bewerben sich um den Titel der "Dorfschönsten" im Rhein-Sieg-Kreis. Und die Rhöndorfer schlugen sich wacker. Genau 90 Minuten hatten die Mitglieder des Bürger- und Ortsvereins, um die Vorzüge ihres Heimatortes anzupreisen.

Zu Beginn gab es Schützenhilfe von Bürgermeister Otto Neuhoff. Er zeigte der Jury die ungewöhnliche Ortsmarke am Rheinufer. Roderich Kammerer führte die Juroren an die Willkommenstafel vor der Straßenbahnhaltestelle. "Wir haben hier zwölf gute Gründe dargestellt, weshalb es sich lohnt, Rhöndorf zu besuchen." Als er auf der Rückseite die aufgeführten Häuser zum Speisen und Logieren zeigte, fragte Kommissionsmitglied Marie-Theres Schnause auch schon nach Bettenzahl und Auslastung.

Mehrere Schüler von Haus Rheinfrieden im Rollstuhl machten deutlich, wie wichtig ein weiteres Projekt ist, für das sich Verein und Stadt gemeinsam eingesetzt hatten: die Barrierefreiheit am Bahnhof. Neuhoff erläuterte das Problem und die Lösung, die 2017/18 realisiert werden soll. "Dieser behindertengerechte Bahnhof ist für uns Gold wert."

An der Europaschule, am Weingut Broel und an der Marien-Kapelle wurde Halt gemacht. Die Tafel zum Geschichtsweg und das Achtung-Kinder-Schild fielen ins Auge. "Wer hat die angebracht?", wollte Jury-Vorsitzende Renate Becker-Steinhauer wissen. Marlene Barth erläuterte die "Dorf-Charity" Rhöndorfs: "Der Erlös des jährlichen Sankt-Martin-Dotzens geht je zur Hälfte an Schule und Kindergarten." Sie berichtete auch, wie die Rhöndorfer die Schließung ihrer Schule verhinderten. Und Claudius Thiele erklärte, dass Uhrmachermeister Karl Schürmann die Kapellenuhr wieder flott gemacht hat.

Wenige Meter weiter dann die große Überraschung. Hildegard und Götz Teichgreeber füllten mit Alfred Höhler den Jahrgang 2013 vom Lehrweinberg ab. Auch hier wissbegierige Juroren: Werden die Flaschen mit Kork geschlossen, bekommen sie ein Etikett, und wer trinkt sie eigentlich aus?

Zu den Antworten gab's ein Probier-Schlückchen. Bevor die Kommission den Lehrweinberg aufsuchte, schaute sie noch das Haus im Turm an. Am Ziepchensplatz hatte sich Walter Spitz von der "Bürgerwehr" mit Standarte postiert. Walther Wuttke erklärte hier den Kampf um den Weinbau am Drachenfels mit Demos, Heinzelmännchen und Wingert-Guerilla. Im neuen Heimatmuseum meldete sich per Videofilm Vorsitzender Jörg Erich Haselier zu Wort und informierte über den Weinbergpfirsichanbau im Rahmen des Naturschutzprojekts Chance 7.

Am Ziepchensbrunnen kredenzten die Rhöndorfer einen Wein vom Jahrgang 2012. "Sehr lecker", lobte Beate Klüser. Ihr imponierte auch die Neubebauung an der Drachenfelsstraße. Marianne Severin: "Rhöndorf hat Charakter. Die schnuckeligen Gassen, der Drachenfels..." Becker-Steinhauer lobte: "Rhöndorf hat sich gut präsentiert. Die Begehung war spannend. Besonders imponierend war der Lehrweinberg und die geplante Pfirsichallee." Am 20. Oktober wird das Sieger-Dorf gekürt.

Wülscheid macht mit

Auch Bad Honnefs Ortsteil Wülscheid macht beim 21. Kreiswettbewerb mit. Die Bewertungskommission mit Mitgliedern aller Kreistagsfraktionen sowie Vertretern von Behörden und Verbänden besichtigte mit Dorfgemeinschaftschef Bernd Blessgen und Kassierer Torsten Pannecke den Backes und erfuhr, dass der Verein einen Blumenschmuckwettbewerb durchführt, einen Fußballplatz in Eigenregie angelegt hat, für eine Adventsbeleuchtung sorgt und dass Wülscheid eine "Heilquelle" besitzt.

Der Traum des Vereins: ein Dorfgemeinschaftshaus mit Gastronomie. Einen anderen Traum haben sich die Ortsbewohner bereits erfüllt: Mit dem Eifelverein konzipierten sie die "Wülscheider Traumwege".

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