Schützenkönig in Rhöndorf König wider Willen

RHÖNDORF · Und er hat's wieder getan: Clemens Stroetmann ist der neue Rhöndorfer Schützenkönig. 1993 war er das schon einmal. Damals lebte er in Rhöndorf. Als beamteter Staatssekretär hatte er ab 1987 das neu geschaffene Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit unter Minister Klaus Töpfer aufgebaut.

 Ein Wetter wie in der Waschstraße: Bei Sprühregen zog der Schützenzug am Sonntagmorgen durch Rhöndorf.

Ein Wetter wie in der Waschstraße: Bei Sprühregen zog der Schützenzug am Sonntagmorgen durch Rhöndorf.

Foto: Homann

Nun besuchte er wieder einmal das Schützenfest seiner Sankt Hubertus-Schützengesellschaft Rhöndorf, deren Mitglied er seit 1988 ist. Und schoss den Vogel ab. "Ich wollte feiern und auch mal wieder schießen, aber nicht König werden. Das muss ich erst einmal sacken lassen", sagt Stroetmann. Präsident Peter Profittlich meinte lachend: "Zwei Jahre hintereinander haben wir absolute Überraschungskönige." Auch Franz-Josef Weber, der König von 2014, hatte es nicht darauf angelegt.

Warum Clemens Stroetmann dann trotzdem in der Endphase noch mitgehalten hat? "Ich habe nicht gekniffen. Das gehört zu meinen Wesensarten", sagte der Staatssekretär a.D., der 1995 von Angela Merkel kurz nach deren Amtsantritt als Umweltministerin aufsehenerregend von seinem Posten entlassen worden.

Zuletzt hatten vier Schützen auf den Rumpf geschossen - neben Stroetmann auch Präsident Peter Profittlich, Ralf Wagner und Peter Schwebach. Mit dem 274. Schuss putzte Stroetmann den Rumpf von der Stange. Wenn das kein Omen war: Auch der Krone hatte der spätere König gleich zu Beginn schon den Garaus gemacht. Ob er irgendwann auch Kaiser werden will? Stroetmann, der in Berlin als Rechtsanwalt tätig ist, meinte lachend: "In einer Republik ist König schon sehr viel."

An seiner Seite hat er seine Frau Brigitte (62) als Königin. "Ich war sprachlos, aber ich habe es ihm gewünscht!" Auf Königswürde war sie nicht vorbereitet. "Ich habe nur noch ein T-Shirt zum Wechseln mit."

Und während die Schützen nach dem dreifachen "Horrido" den Fußball-Gesang "Berlin, wir fahren nach Berlin" anstimmten, nahm es Stroetmann sportlich: "Dann sind alle herzlich willkommen." Und er nannte auch schon den passenden Anlass: Im Mai kommenden Jahres wird er 70.

Aber der gebürtige Hildesheimer möchte auch seinen Pflichten als König im Siebengebirge gut nachkommen. Ohnehin: "Hier in dieser Gesellschaft und als Senator der Ziepches Jecke fühle ich mich sehr wohl." Seine Hobbys sind außerdem der Lazarus-Orden, in dem er sich karitativ engagiert, und die Literatur. "Ich lese gerade Alfred Döblin, November 1918." Seine Königin mag besonders die Natur.

Vorjahreskönig Franz-Josef Weber sagte: "Mein Königsjahr war schön. Ich bin froh, dass wir einen würdigen Nachfolger gefunden haben." Beim Laternenfest musste er sich von der Königskette trennen und seine Schwester Brigitte, seine Königin, vom Diadem. Präsident Profittlich dankte ihm zunächst für eine größere Spende auf das Jubiläumskonto. Vizepräsident Franz Gunkel und Kommandeur Harald Sroke schmückten Clemens Stroetmann und Neu-Königin Brigitte mit den königlichen Insignien.

Am Sonntag ging es dann nach dem Festhochamt und der Kranzniederlegung am Ehrenmal zum Schützenhaus.

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