77 Wildschweine, 36 Rehe und einen Fuchs erlegt Jäger des Siebengebirges trafen sich zur Adventsjagd

AEGIDIENBERG · Die Jäger des Hegerings Siebengebirge und aus benachbarten Revieren trafen sich zur traditionellen Adventsjagd vom Schmelztal bis zum Rheinbreitbacher Graben. Vor allem die Überpopulation an Wildschweinen bereitet immer wieder Probleme.

Sau tot. Reh tot. Fuchs tot. Mit diesen speziellen Jagdhornsignalen gaben die Bläser des Hegerings Siebengebirge dem Wild auf der Wiese oberhalb des Servatiushofes die letzte Ehre. Das Verblasen der Strecke und das Halali nach einem althergebrachten Ritus stellten nach der Hubertusmesse in der Servatius-Kapelle mit Pfarrer Herbert Breuer den Abschluss der traditionellen Adventsjagd dar. Eine Würdigung der Kreatur und ein Abschluss des Jagdtages, an dem sich 110 Jäger und 40 Treiber aus vier benachbarten Revieren beteiligten. Die Männer und Frauen hatten 77 Wildschweine, 36 Rehe und einen Fuchs erlegt, die von Profis danach fachmännisch aufgebrochen wurden.

Forstdirektor Stephan Schütte vom Forstamt Rhein-Sieg-Erft: „Das ist ein sehr gutes Ergebnis.“ Auf einer Fläche von 1500 Hektar zwischen Schmelztal und dem Rheinbreitbacher Graben hatte die Ansitzdrückjagd stattgefunden. Dieses Gebiet ist aufgeteilt in Staatswald NRW mit einem Jagdrevier, Stadtwald Bad Honnef mit zwei Jagdrevieren und dem Gemeinschaftlichen Jagdbezirk Siebengebirgshänge am Honnefer Stadtrand mit einem Jagdrevier.

Wildschweine durchpflügen Gärten

Als vor mehr als 20 Jahren diese ersten Gemeinschaftsjagden, immer mittwochs vor dem ersten Advent, angesetzt wurden, gab es bereits das Problem der Überpopulation der Wildschweine. Die Schweine durchpflügten gern Gärten, plünderten Leckerbissen von den Beeten und labten sich in Weinbergen an den Trauben. Das gilt nach wie vor. Schütte: „Mit dieser erfolgreichen Jagd ist die Überpopulation der Wildschweine zwar noch nicht eingedämmt, aber ein wichtiger Schritt wurde gemacht. Es ist aber weiterhin eine intensive Bejagung erforderlich.“

Früher wurden die einzelnen Dickungskomplexe von Jägern umstellt und von Treibern durchforstet, so dass das Wild in hoher Geschwindigkeit aus der Dickung türmte und die Jäger oft vorbeischossen. Bei der Ansitzdrückjagd postierten sich die Schützen nun an bekannten Wildwechseln und Schneisen mit guter Sicht auf kleinen, eigens für diese Jagd gebauten Hochsitzen im gesamten Waldgebiet.

Fünf Treibergruppen mit Hunden

Fünf Treibergruppen mit Jagdhunden trieben den Jägern das Wild vor die Büchse. Eine schwere Tätigkeit, denn sie durchkämmten schwerpunktmäßig die Bereiche mit intensivem Dickicht, kletterten Siefen hoch und wieder runter, kämpften sich durch Gestrüpp, stachelndes Ilex und wild wuchernde Brombeerhecken, denn genau in diesen Verstecken fühlen sich die Schweine wohl.

Aufgescheucht von den Treibern, flüchteten sie nun aus ihrem Paradies, um die nächste Dickung zu erreichen – liefen aber den Jägern „in die Arme“, die die Ankunft des Wildes genau überblicken und die Tiere „ansprechen“ konnten, wie es im Jägerjargon heißt. Schütte: „So können die Jäger die passenden Wildschweine erlegen und dabei die Bachen, die noch kleine Frischlinge mit sich führen, schonen.“

Besonders die Weinbergbrachen, wo es angenehm warm ist und Stachelsträucher die Menschen fernhalten, befinden sich die „Wohnzimmer“ der Schweine. Schon vor der großen Treibjagd hatten die Jäger bei Einzeljagden 100 Schweine erlegt, allein 60 davon zwischen Rhöndorf und Bad Honnef Süd, das Eldorado des Borstenviehs. Dort mussten 33 der 77 nun ihr Leben lassen. Sie werden zu Wildbret. Das gilt auch für die Rehe. Schütte: „Ihr Abschuss ist aus waldökologischer Sicht sehr positiv zu beurteilen, denn die Rehe fressen im erheblichen Umfang die Gipfelknospen junger Waldbäume und beeinträchtigen die natürliche Verjüngung des Waldes. Da natürliche Feinde fehlen, muss der Mensch hier regulierend eingreifen.“

Schilder weisen auf die Jagd hin

Schütte dankte allen Jägern, Treibern und Hundeführern für ihre Disziplin. Stadtförster Josef Klöckner: „Wir haben eine gute jagdliche Zusammenarbeit hier.“ Und Altbürgermeister Peter Brassel, Pächter des Jagdbezirks II, überreichte jedem Jäger einen Bruch als Hutschmuck. „Noch nie haben wir so viele Sauen erlegt wie diesmal“, meinte Brassel, der bereits seit 45 Jahren Jäger ist und die Gemeinschaftsjagd mit ins Leben gerufen hatte. Auf das Fleisch wartet nun schon die Gastronomie. Weihnachten ist Wildbret-Zeit. Übrigens hatten Spaziergänger nichts zu befürchten. Schilder machten auf die Jagd aufmerksam. Schütte: „Auf den Hauptwegen kann nichts passieren.“

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