Rhein in Flammen im Siebengebirge Inselstimmung pur auf Grafenwerth

Siebengebirge · Es muss zu Rhein in Flammen nicht immer die Bonner Rheinaue sein - auch das Inselfest auf Grafenwerth hatte ein zweitägiges Spektakel zu bieten, das sich sehen lassen konnte. Erstmals war in diesem Jahr mit RheinEvents ein neuer Veranstalter am Start.

Das Ziel des neuen Veranstalter-Teams: „Den Honnefern zu zeigen, dass sie nicht extra nach Bonn müssen, um ein tolles Rhein in Flammen zu erleben.“ Denn Max Baumgarten, Veranstaltungsleiter des Inselfestes auf Grafenwerth, ist zuversichtlich: „Wir haben hier eine traumhafte Location und können eine wunderbare Alternative zum Rheinauen-Programm bieten.“

Allerdings fällt das Fazit nach dem ersten Inselfestival unter RheinEvents-Regie, wenn auch insgesamt reichlich positiv, in Teilen kritisch aus: Ein gutes Programm, tolle Musik, aber da wäre noch mehr drin gewesen. Denn erst am Samstagabend, kurz vor Einbruch der Dunkelheit, strömten die Besucher scharenweise auf die Insel – dann jedoch nicht nur das jugendliche Stammpublikum, sondern auch die Eltern-Generation.

Aber was noch nicht ist, kann schließlich noch werden: „Wir wollen besonders den Freitagabend stärker etablieren“, so Baumgarten. „Wir sind mehr als zuversichtlich, dass in ein paar Jahren nicht nur der Samstag, sondern beide Tage gut besuchte, tolle Events sein werden.“

Am Programm zumindest gab es nichts zu beanstanden. Wirkliche „Flower Power“, so lautete das Samstags-Motto, gab es zwar nur bei der Hauptattraktion, als bunt strahlende Feuerwerksblüten den Himmel über den Inselwiesen erleuchteten. Dafür aber machte „Rhein in Flammen“ in der Dämmerung seinem Namen alle Ehre: In prächtigem Magenta loderte der Himmel über dem Wasser, als „Handmade“ mit Chuck Berrys „Roll Over Beethoven“ die letzte Stunde Wartezeit vor dem Feuerwerk einläutete.

Oldies und Evergreens

Oldies und Evergreens, das Beste von den Siebzigern bis heute – das war gute Laune in Reinform. „Wollen wir den Abend zusammen verbringen, drei Stunden lang?“, raunte das Sängerduo Rolf Siebenhaar und Andrea Künz ins Mikro. Und für die etlichen Besucher, die sich vor der Bühne versammelt hatten, konnte es da – ganz im Sinne der Stones – natürlich nur eine Antwort geben: Na klar, „Let's Spend the Night Together“!

Dunkelheit legte sich langsam über die Insel, und in Jacke und Schal gehüllt, kuschelten Pärchen – ganz „Addicted to Love“ – auf Picknickdecken im blau-grünen Scheinwerferlicht zu „Time of My Life“. Wenige Schritte entfernt schwebten zwei Freundinnen Arm in Arm als Johnny und Baby zwischen den Menschenreihen hindurch über das Gras. Und nachdem die Bonner Cover-Experten ihr Repertoire mit „Lady Madonna“, „Crazy Little Thing Called Love“ und „Nights on Broadway“ aufgestockt hatten, stimmten sie Tina Turner an, und die Gäste waren sich einig: Ja, „Handmade“ waren „Simply the Best“.

Dabei hatten es nicht nur die Headliner, sondern beide Programmtage in sich. Der lebendigen Honnefer Vereinskultur gewidmet war der hochkarätige, wenn auch leider spärlich besuchte Kölschrock-Freitag mit Björn Heuser und De Räuber. „Das“, resümierte Max Baumgarten, „hatten wir uns doch etwas anders vorgestellt“. Im nächsten Jahr wird der Kölschrock zwar bleiben, doch an der Taktung des Programms wird voraussichtlich geschraubt werden.

Freudiges Quietschen hingegen am Samstagnachmittag, als der Honnefer Nachwuchs sich beim Familienfest auf Hüpfburg, Karussell und Bungee-Trampolin vergnügte. Die Eltern säumten derweil die Wiesen und lauschten den Rockern von „Midnight Recovery“ und „The Saltshakers“, die das Eis brachen. Bevor die Lokalmatadore von „Part of the Crowd“ mit beinharten Riffs und dröhnenden Verstärkern wie ein Hardrock-Orkan über Grafenwerth fegten – „die sind deutlich härter als ich dachte“, meinte eine Besucherin überrascht –, rockte Bürgermeister Otto Neuhoff mit „Bäd Honnef“ ab.

Teenager in Oldie-Laune

Genre-Klassiker mit rheinischem Charme gecovert von „The Hoff“ und seinen Jungs – wie immer ein Vergnügen, das mit reichlich Applaus belohnt wurde. Dann kamen „Handmade“ und brachten selbst die Teenager in Oldie-Laune. Und die Eltern? Die machten ihren Kindern Konkurrenz und groovten selbst mit, als seien sie schlagartig 20 Jahre zurückversetzt worden. Da war sie also, die Inselstimmung pur.

Eine „ruhige Veranstaltung“ sei es für DRK und Malteser gewesen, die mit 20 Helfern vor Ort waren, meinte der stellvertretende Einsatzleiter Jakob Wassmann. Lediglich zwölf Mal wurden kleinere Blessuren verarztet, vier Personen wurden zudem mit Schnittverletzungen ins Krankenhaus gebracht. Das Glasverbot sei bis auf wenige Ausnahmen eingehalten worden, sagte Max Baumgarten.

Mehrere Tausend Besucher, vor allem zum Schluss beim Feuerwerk, dazu tolle Musik, entspannte Atmosphäre und eine gelungene After-Show-Party – „insgesamt sehr zufrieden“ sei er mit der Erstausgabe auf Grafenwerth, so Baumgarten. Bloß für den Freitag, hofft er, könne man die Gäste in Zukunft noch ein wenig heftiger entflammen.

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