Flammenwerth auf der Insel Grafenwerth Hypnotische Atmosphäre bei „Any Colour“

BAD HONNEF · Das dreitägige Festival auf der Insel startet mit einem spektakulären Konzert der Pink-Floyd-Coverband.

Was für eine Show. „Remember when you were young, you shone like the sun...“ Während sich die berührend melancholischen Anfangsakkorde von Pink Floyds Meisterwerk „Shine On You Crazy Diamond“ minutenlang zum psychedelischen Crescendo hochwiegelten, tanzten leuchtend bunte Laserstrahlen durch die sich in der Abendbrise gemächlich zerstäubenden Kunstnebelschwaden.

Erst das perfekte Zusammenspiel von Keyboard, Synthesizer und Gitarre, dann das Schlagzeug und schließlich der Gesang – dazu sanft rotierende, diamantförmige Gebilde aus Licht, die sich vor den pechschwarzen Nachthimmel schoben und sogar noch die Bäume am anderen Ende der Insel illuminierten. „Now there's a look in your eyes, like black holes in the sky...“

Ohne Zweifel war Pink Floyds Tribut an ihr einstiges Band-Mitglied Syd Barrett einer der Gänsehautmomente des Abends. Ja, die Stimme von Roger Waters ist und bleibt unnachahmlich, aber wenn sich „Any Colour“ als Headliner des Freitagsfestivals bei „Rhein in Flammen“ die Seele aus dem Leib spielten, dann konnte man mit geschlossenen Augen fast meinen, es handele sich bei der Coverband um das Londoner Original. Und das Publikum sog die hypnotische Atmosphäre sichtlich begeistert auf – der Freitags-Auftakt zum Jubiläum von Rhein in Flammen war ein voller Erfolg.

Schon auf dem Weg nach Grafenwerth am späten Nachmittag die erste Überraschung: Nanu, Einlasskontrolle auf den Inselbrücken? Wer für die Pink-Floyd-Show kam, wurde um einen kleinen Kostenbeitrag zur Finanzierung der Lasershow, aufwendig inszeniert von Lasertechniker Holger Conrad, gebeten. Um fünf Euro erleichtert und mit einem Einlassbändchen am Handgelenk – natürlich in Pink – ging es weiter auf die Insel, wo Moderatorin Sigrid Haverkamp das Publikum bereits mit ein wenig Verspätung heiß machte für den Auftritt des Warm-up-Acts „Bäd Honnef“.

Wer gekommen war, um den Verwaltungschef live zu sehen, wurde nicht enttäuscht: Bürgermeister Otto Neuhoff, der als Frontmann gleichzeitig in die Tasten griff und ins Mikrofon röhrte, rockte ganz im Sinne von ZZ Tops „Sharp Dressed Man“ mit roter Hose, Deep-Purple-Shirt und Cowboyhut gemeinsam mit seiner Truppe durch die frühen Abendstunden. Thin Lizzy, Billy Joel, AC/DC, Cream, Bob Dylan und Oasis – für ihren Rock-Cocktail hatten „The Hoff“ und seine Jungs nur die besten Zutaten mitgebracht. Und nachdem zu „Knocking On Heaven's Door“ auch Helge Kirscht, der gemeinsam mit Helga Ebel-Gerlach das Festival leitete, auf der Bühne mitrockte und die letzten Sonnenstrahlen hinter dem Rheinhorizont ertranken, starteten „Any Colour“.

Mit Einbruch der Dunkelheit strömten die Besucher regelrecht in Scharen vor die Bühne. Denn das Beste aus „The Wall“, „The Dark Side of the Moon“ und „Wish You Were Here“, garniert mit vielen weiteren Perlen aus der jahrzehntelangen Floyd-Bandgeschichte, spektakulär zum Leben erweckt in Form von schillernden Lasereffekten, musste man einfach aus der Nähe sehen.

Und als sich dann zu den elegischen Gitarrensoli von „Coming Back to Life“ die blauen Lichtwellen sanft auf und ab wogend ihren Weg durch den Nebelvorhang bahnten, bevor sie zu einem farbenfrohen Wirrwarr zersplitterten, entfaltete sich erst recht die zarte Magie Pink Floyds. Und beinahe wirkte es, als sei das große Samstagsfeuerwerk vorgezogen worden.

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