Aktion zum Thema Flucht Honnefer Jugendliche machen Ladenlokal zum Kleinmuseum

Bad Honnef · Was sie durch das Schaufenster des ehemaligen Guthy's Depot in Bad Honnef sehen, macht viele Passanten stutzig: Dort haben Jugendliche ein interaktives Kleinmuseum zum Thema Flucht eingerichtet.

 Sara Kikillus (vorne) und Laura Buschmann haben das ehemalige „Guthy's Depot“ in ein interaktives Museum verwandelt.

Sara Kikillus (vorne) und Laura Buschmann haben das ehemalige „Guthy's Depot“ in ein interaktives Museum verwandelt.

Foto: Frank Homann

Manchmal stehen Passanten am Schaufenster und starren in das ehemalige Ladenlokal. „Nicht jeder traut sich sofort rein, viele schauen erst einmal“, sagt Sara Kikillus. Denn was im ehemaligen Guthy's Depot in der Ladenzeile des Postgebäudes an der Bahnhofstraße zu sehen ist, erscheint auf den ersten Blick höchst ungewöhnlich. Ein Bett, ein kleiner gedeckter Tisch, ein Schreibtisch mit einem Vokabelheft. Der Raum ist Teil des Kunstprojekts „Tatort Frieden“ der Evangelischen Jugend Bad Honnef.

Fluchtwege eines Syrers und eines Irakers

Unter der Leitung von Franca Perschen setzten sich die Jugendlichen mit dem Begriff Frieden auseinander. Sara Kikillus und Laura Buschmann hatten sich für das Thema Flucht entschieden. Das Ergebnis: eine „Flüchtlingsunterkunft“. „Wir haben uns vom DDR-Museum in Berlin inspirieren lassen“, erklärt Laura Buschmann. Doch bevor sie das leer stehende Ladenlokal in ein Zimmer einer Flüchtlingsunterkunft und ein interaktives Kleinmuseum verwandelten, informierten sich die beiden Studentinnen aus erster Hand: Sattar und Ahmad aus Damaskus und Mossul erzählten den jungen Frauen die Geschichte ihrer Flucht über die Türkei und Griechenland und von ihrem neuen Leben in Deutschland.

Der Kontakt entstand über einen Bekannten. Ins Gespräch zu kommen, war am Anfang gar nicht so einfach. „Man will den Menschen ja nicht zu nahe treten“, so Sara Kikillus. Andererseits hätten der Iraker und der Syrer nicht verstanden, was die beiden Frauen so interessant an ihnen und ihrer Geschichte finden. Im Hinterzimmer des ehemaligen Ladens lässt sich der Weg der Flüchtlinge nachvollziehen. Auf einer Weltkarte sind die Fluchtetappen eingezeichnet. Zitate aus den Gesprächen mit den beiden umgeben die Karte. Ausführliche Texttafeln informieren über Hintergründe.

Ein Raum ist ein Flüchtlingsheim-Zimmer

„Manche Besucher sind da schnell durch“, hat Laura Buschmann beobachtet. Andere beginnen zu lesen und sind so gefesselt, „dass sie die ganze Geschichte aus Interesse lesen. Auf einem Hocker steht ein Rucksack, dem man die Spuren der weiten Reise ansieht. Man darf ihn auspacken, um zu sehen, was die Männer auf ihrer Flucht dabei hatten. So, wie überhaupt anfassen ausdrücklich erlaubt und gewünscht ist. Auch in dem „Flüchtlingsheim-Zimmer.“

Die Einrichtungsgegenstände haben die Studentinnen auf dem Sperrmüll, bei Ebay und in den eigenen Familien zusammengesucht. Ergänzt werden sie durch Fotos und private Gegenstände. „Gedankenblasen“ baumeln an einem Mobile und spiegeln die Sorgen der Männer, die Fragen, ob die Flucht die richtige Entscheidung war und was die Zukunft bringt. Eine Antwort haben sie mittlerweile: Während das Projekt entstand, erhielten beide ein Bleiberecht.

Die „Flüchtlingsunterkunft“ im ehemaligen Guthy's Depot, Bahnhofstraße 1, ist am Mittwoch, 21. und 28. Juni, von 17 bis 19 Uhr geöffnet sowie an den Kunsttagen Königswinter am Freitag, 23. Juni, von 17 bis 19 Uhr, am Samstag, 24. Juni, von 10 bis 12 Uhr, am Sonntag, 25. Juni, von 12 bis 14 Uhr.

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