Theater gegen Mobbing Honnefer Grundschüler fordern "Null Toleranz für Hass"

ROMMERSDORF · Mädchen und Jungen der Löwenburgschule haben zum Thema Mobbing ein Theaterstück einstudiert. Anfang 2019 produzieren die Sieben- bis Zwölfjährigen aus dem Stoff ein Hörbuch.

 Gemeinsam stark: Freundinnen helfen und trösten sich.

Gemeinsam stark: Freundinnen helfen und trösten sich.

Foto: Frank Homann

Hier wurde keiner gemobbt. Das Premierenpublikum in der Sibi-Aula erhob sich, applaudierte begeistert und war hingerissen von der schauspielerischen Leistung der sieben- bis zwölfjährigen Löwenburgschüler. Die Kinder hatten das Theaterstück „Schrei, wenn du kannst, Löwe“ zum Thema Mobbing in der Schule selbst erarbeitet und nun auf die Bühne gebracht.

Wobei die 14 Darsteller nicht etwa einstudierte Sätze aufsagten, sondern während ihres Spiels sprachlich improvisierten und mit dem eigenen Lied einen eindrucksvollen Schlusspunkt unter 90 Minuten Theaterspiel setzten.

Die Pänz sangen: „Du bist ein Löwe und kein Stier, Mobbing trifft dich jetzt und hier. Die Schule ist kein schöner Raum, Mobbing macht jeden Tag für dich zum Albtraum. Schrei, schrei, wenn du kannst, für Hass null Toleranz. Stopp Mobbing.“ Ja, das Stück ging gut aus. Die Klasse des Mobbing-Opfers Jana solidarisiert sich mit ihr. Und Jana schafft es mit Hilfe des Löwen, mutig jeden Mobbing-Spruch abzuwehren.

Schon der Einstieg in die Geschichte war dramaturgisch spannend. Theaterpädagoge Carsten Krause erzählte dem Publikum gerade, wie aufgeregt seine kleinen Schauspieler wären, da rannte ein Mädchen mit großer Brille zu ihm auf die Bühne und rief: „Meine Mitschüler verfolgen mich.“ Das war natürlich Jana.

Konflikte aus dem Familien- und Schulalltag

Das Stück zeigte dann Familien- und Schulleben und die Konflikte, mit denen sich die neue Klassenkameradin herumschlagen muss. Sie wird gehänselt, ihre Süßigkeiten aus der Schultüte werden gestohlen, ein Foto wird gepostet. Und zum Geburtstag singen die anderen gehässig: „Happy birthday, du Loser!“

Seit Februar hatten die Akteure an dem Theater-Schreib-Projekt teilgenommen, das eine Kooperation der Löwenburgschule mit der KinderKunstschule Unkel und dem Casimir-Verlag Carsten Krause darstellt. Durchgeführt wird es unter dem Dach des Netzwerks „Gewaltfrei“ des Stadtjugendrings und mit Mitteln des Aalkönigkomitees gefördert.

Das Ziel: Kinder, die bereits direkt oder indirekt Erfahrungen mit Mobbing gemacht haben, sollen lernen, präventiv die Gefahren und Auswirkungen zu erkennen und Lösungen zu entwickeln.

Maja (8) spielte die Jana. „Selbst habe ich Mobbing noch nicht erlebt. Das wäre wirklich blöd“, so die Drittklässlerin. „Und wenn, würde ich versuchen, das Problem selbst zu lösen, wenn ich dazu den Mut hätte, oder ich würde mich meinen Eltern anvertrauen.“ Maja (9), die am Mobbing gegen die Theaterfigur Jana beteiligt war, meinte: „So wie im Text bin ich nicht.“

Echten Mobbingfall an der Schule gelöst

Auch Evy (9) stand auf der Bühne: „Das macht Spaß. Ein schönes Stück.“ Die Mädchen berichteten, wie durch die Geschichtenerfinder-Werkstatt tatsächlich ein Mobbingfall an ihrer Schule bekannt und auch gelöst wurde. Die Theaterkinder zeigten den betreffenden Schülern, wie es sich anfühlt, gemobbt zu werden.

Vor der Entwicklung des Theaterstücks hatten die Kinder zunächst in Casimirs Geschichtenerfinder-Werkstatt eigene Geschichten verfasst. Die professionelle Anleitung dazu gab Carsten Krause. Der 42-jährige Unkeler ist Verleger, Geschichtenerfinder, Schreib-, Musik- und Theaterpädagoge, Leiter der KinderKunstschule und Mitarbeiter des Stadtjugendrings an der Offenen Ganztagsschule der Löwenburgschule. Elf Storys von Kindern und einen Ausschnitt einer eigenen Geschichte hat Krause im Buch „Schrei, wenn du kannst, Löwe!“ veröffentlicht.

Alle Texte werden im nächsten Jahr auch als Hörbuch erhältlich sein. In einem Tonstudio in Sankt Augustin sollen die Kinder im Januar ihre Geschichten einsprechen und auch ihren Anti-Mobbing-Song aufnehmen.

Unterstützung erhalten sie dabei von prominenten Sprechern wie Cat-Ballou-Sänger Oliver Niesen, von Schauspielern und Politikern, die mit ihrer Stimme diesem Anti-Mobbing-Projekt noch mehr öffentliche Aufmerksamkeit schenken wollen. Im März soll das Hörbuch fertig sein und zusammen mit dem Buch vorgestellt werden.

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