Angebot für Familien Honnefer Angebot "Hallo Baby" hilft seit zehn Jahren

Bad Honnef · Vor zehn Jahren startete in Bad Honnef das Angebot „Hallo Baby“. Die Mitwirkenden zogen jetzt eine positive Bilanz. Der Bedarf an „Frühen Hilfen“ steigt.

Die handgestrickten Babysocken haben ganz praktischen Nutzen. „Wenn die Füße warm sind, klappt's mit der Verdauung“, sagt Hebamme Evelyn Wagner. Was profan klingt, ist für Eltern nicht immer selbstverständlich. Täglich gibt Wagner das unschätzbare Fachwissen eines Berufes, der für die optimale Versorgung von Schwangeren und Familien steht, an werdende und junge Eltern weiter. Seit Sommer 2016 ist sie zudem Familienhebamme bei „Hallo Baby“. Das Ziel aller Akteure des Angebots: Kompetenzen von Eltern stärken beim Start in das (neue) Leben mit Kind – und so die Basis legen für das Kindeswohl. Vor zehn Jahren ging „Hallo Baby“ vom Sozialdienst Katholischer Frauen (SKF) in Kooperation mit dem Jugendamt Bad Honnef an den Start. Und ist längst ein Erfolgsmodell.

Die Söckchen, gestrickt von einer Ehrenamtlichen, und eine Mütze fürs Neugeborene sind Teil des Begrüßungsgeschenks, das der „Hallo Baby“-Besuchsdienst frischgebackenen Bad Honnefer Eltern im Cura-Krankenhaus an die Hand gibt. Wichtiger noch: Dazu gibt es Informationen zu allen „Hallo Baby“-Angeboten, Öffnungszeiten der Familiencafés, Ansprechpartner beim SKF und im Jugendamt. Und einen ersten persönlichen Kontakt: die Keimzelle nicht selten eines eigenen sozialen Netzwerks mit Baby, das Eltern zur Seite steht, wenn ein kleiner Erdenbürger ihr bisheriges Leben gründlich auf den Kopf stellt.

Gestartet war „Hallo Baby“ als Teil des Projekts „Frühe Hilfen“ des Diözesan-Caritasverbandes Köln, zunächst mit einer Anschubfinanzierung für drei Jahre. Schnell entwickelte sich, was Julian Schimkowski vom Jugendamt als unverzichtbaren Baustein der „Frühen Hilfen“, die im Siebengebirge in einem sehr gut funktionierenden Netzwerk zusammengefasst seien, bezeichnet. Schimkowski: „Wir sind sehr froh, über einen so langen Zeitraum schon einen so verlässlichen Partner zu haben.“

Frühe Hilfen gesetzlich verankert

Als die „Frühen Hilfen“ 2012 mit Inkrafttreten des Bundeskinderschutzgesetzes gesetzlich verankert wurden, hatten der SKF und hier allen voran Fachberaterin Rita Rixen-Willmann und das Jugendamt schon eine gute Wegstrecke zurückgelegt. So konnten nach dem Start 2007 in 2008 die ersten Ehrenamtlichen geschult werden, begann der Besuchsdienst auf der Neugeborenenstation.

Mit Auslaufen der Anschubfinanzierung 2010 übernahm die Stadt die Finanzierung und warb Fördermittel ein, die bis heute etwa ein Drittel der Finanzierung sichern. Denn: „Hallo Baby“ ist nicht nur ein niederschwelliges Angebot. Bedeutet: Nichts muss, aber alles kann angenommen werden; Datenschutz ist selbstverständlich. Die präventiven Bausteine sind für die Eltern auch kostenfrei. Wie das SKF-Elterncafé in Selhof, das 2010 eröffnete. Rixen-Willmann: „Wir sahen, es braucht eine ambulante Anlaufstelle.“ Weitere Anlaufstellen entstanden in Kooperation der Stadt mit Trägern wie der Awo und der Diacor in Aegidienberg und mit dem Internationalen Mütter-Väter-Café in der „Oase“.

Alle, auch zuziehende, Eltern bekommen ein Begrüßungsschreiben und den „Wegweiser Frühe Hilfen“. 2013 kam als weiterer Baustein die ehrenamtliche Familienbegleitung hinzu. Denn manchmal gehe es auch darum, ein wenig die Lasten des Alltags teilen oder sogar abgeben zu können, so Rixen-Willmann – zumal nicht in jedem Fall „die Oma nebenan wohnt“. Hier – wie bei allen Bausteinen – ziehen auch Hildegard Lucks, Fachgebietsleitung SKF, und SKF-Geschäftsführerin Jutta Oehmen eine positive Bilanz. „Ich bin immer wieder fasziniert, wie einzigartig die 'Frühen Hilfen' hier umgesetzt werden“, so Oehmen. „Alle Bausteine gehen Hand in Hand“, lobte auch Lucks, und das „von Anfang an in enger Kooperation mit dem Jugendamt“.

Beratung durch die Familienhebamme

Hand in Hand mit den Eltern für die Kinder: Dieser Leitgedanke ist prägend. Carmen Buchhagen-Berger, die 2011 zum heute elfköpfigen ehrenamtlichen Team stieß: „Die Kinder sind im Fokus, und die erreicht man nur über die Eltern. Ich habe noch keine Situation erlebt, in der ich nicht willkommen war – auch, wenn im Anschluss dann keine vertiefenden Angebote wahrgenommen wurden.“

Die Fragestellungen bei „Hallo Baby“ seien ebenso vielfältig wie das Thema (neuer) Elternschaft generell. Da gehe es um Kontakt und Austausch mit Gleichgesinnten und/oder Fachleuten, um Überforderung, um Ängste, manchmal auch um schwerwiegenderes wie postnatale Depression, tabuisiert und zugleich in der Tendenz steigend. Wagner: „Da heißt es, die muss doch glücklich sein mit Kind.“ Über das Netzwerk „Frühe Hilfen“, auch ein Beispiel funktionierender interkommunaler Zusammenarbeit und mit den Trägern, stehen dann zahlreiche Angebote zur Verfügung.

Und auch das sei ein immer größeres Thema, so Wagner: „Die Kinder müssen spielen lernen.“ Smartphone und Tablet schon im frühesten Kinderalter als Ersatz für Bauklötzchen & Co.? Das treffe heute sicher auf 40 Prozent der Familien zu, schätzt Wagner. Wenn aber der Blickkontakt zum Handy statt zur Mutter gehe, „wie soll dann Beziehung wachsen?“, so Wagner. „Hallo Baby“ unterstützt auch dabei, berät, stellt den Raum zur Verfügung.

Alleine im Elterncafé Selhof werden so Jahr für Jahr 40 neue Mütter und Väter erreicht, zusätzlich zu den Stammbesuchern. Jährlich an die 100 Honnefer Eltern werden auf der Neugeborenenstation besucht, bei 180 Geburten dort im Jahr also mehr als die Hälfte. „'Hallo Baby' ist fachlich eine absolut sichere Bank“, so Schimkowski. Und, um es auf einen Nenner zu bringen: „'Hallo Baby' wird gebraucht.“

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