Haus soll keinen alten Eindruck erwecken Hinter den Kulissen bei der Jugendherberge Bad Honnef

Siebengebirge · Jugendfreizeiten, Orchesterproben oder Familienurlaub - In den Ferien finden sich ganz unterschiedliche Gäste in der Jugendherberge in Bad Honnef. Was macht den Reiz der Herberge aus?

Eine Treppe führt hinein in das grüne Jugendherbergshaus. Sattgrün ist auch die Landschaft, die das Haus umgibt. Gleich hinter dem Eingang liegt der große Speisesaal, es riecht nach Mittagessen. „Das ist das Herzstück unseres Hauses“, sagt Christiane Becker und blickt in den noch leeren Raum. Seit bald 20 Jahren ist Becker die Herbergsmutter in Bad Honnef.

Hell und freundlich wirken die Flure und Räume. Von Gemeinschaftsduschen und -toiletten, dunklen Möbeln und alten Holzvertäfelungen keine Spur. „Das Haus soll modern und bunt sein“, sagt Becker, „und keinen alten, verstaubten Eindruck erwecken.“ Rote und orangefarbene Vorhänge an den Fenstern, blaue Lampen an der Decke, gelbe Stühle an den Tischen. Durch eine Fensterfront fällt viel Licht in den Speisesaal. Die Aussicht geht nach draußen in den grünen Innenhof.

Großer Reiseansturm ist vorbei

Kurz vor dem Ende der Sommerferien in NRW haben Becker und ihr 20-köpfiges Team den großen Reiseansturm hinter sich. Familien, aber auch Teilnehmer von Ferienfreizeiten schätzen das Platzangebot und die zahlreichen Ausflugsmöglichkeiten in der Umgebung. „Die Kinder stören hier niemanden, und wir können laut sein“, sagt Katharina Brune. Sie ist Leiterin einer Ferienfreizeitgruppe aus Köln, die derzeit zu Gast in der Herberge ist. Sogar das Essen am Buffet sei auf den Geschmack der Kinder ausgerichtet: Da dürfe es auch mal die zweite Portion Nudeln mit Tomatensoße sein. Und zum Nachtisch Schokoladenpudding und Melone.

Danach heißt es: Geschirr wegbringen und Tisch abwischen. „Wir sind halt in einer Jugendherberge, nicht im Hotel“, sagt Petra Blankenheim. Die 65-Jährige arbeitet seit 21 Jahren in der Jugendherberge und ist für die Spülküche verantwortlich. „Es ist vor allem der Teamgeist, der mich schon so lange hier hält“, sagt sie. „Es ist wie eine Familie, hier hat immer jemand ein offenes Ohr.“ Aber auch die Arbeit mit den Kindern mache ihr Spaß.

„Da muss man manchmal natürlich durchgreifen, aber so sind Kinder halt. Wenn man das nicht ertragen kann, dann ist man hier falsch“, sagt Blankenheim. Am Esstisch gleich neben einer Kindergruppe sitzt Peter Dannenberg. Zum Urlaub ist er allerdings nicht hier. Zusammen mit seinen Kollegen von der Kölner Universität nutzt er die Räumlichkeiten in der Jugendherberge zum Arbeiten. „Hier haben wir unsere Ruhe und wenig Ablenkung“, sagt er.

Haus ist wie ein Fuchsbau

Vom Speisesaal geht es durch ein blau gestrichenes Treppenhaus hinauf zu den Zimmern. „Das Haus ist wie ein Fuchsbau, die Farben sollen für ein wenig Orientierung sorgen“, erklärt Becker. Im Gang führen Türen rechts und links in die Gästezimmer. Mal ein Zweibett-Zimmer, mal bieten in einem weiteren Raum Stockbetten Platz für sechs Personen. „Wir haben immer ganz unterschiedliche Gäste bei uns“, so die Herbergsmutter. Familien, Chöre, Vereine, Auszubildende, Ferienfreizeiten: Da gelte es, allen Ansprüchen gerecht zu werden. „Es kommt auch schon mal vor, dass in einem Raum ein Seminar abgehalten wird, und gleich daneben probt ein Orchester“, so Becker. „Dann muss man halt die Tür zu lassen, aber auch das geht.“

Gerade auch für Kinder und Jugendliche sei das Angebot vielfältig: Gefeiert werde in der Disco im Keller, für gemütliche Abende auf der Couch stehe die Lounge zur Verfügung, zum Austoben das Fußball- und Basketballfeld. „Jugendherbergen sind dafür da, dass Kinder herumrennen“, findet Becker. „Sie können Krach machen und auch mal mit dreckigen Schuhen durch die Flure laufen. Das alles geht in Hotels nicht, deshalb ist der Urlaub für Familien mit Kindern in einer Jugendherberge oft entspannter.“

In der kommenden Woche gehen in NRW die Sommerferien zu Ende. Doch Zeit zum Durchatmen bleibt Becker und ihren Mitarbeitern in der Jugendherberge nicht: Es stehen wieder die Klassenfahrten an. „Es ist immer viel los im Haus. Das geht nur im Team, alleine hat man keine Chance“, so Becker. Das stört sie aber nicht. „Ich habe hier meinen Traumberuf gefunden“, sagt sie. „Urlaub in der Jugendherberge bedeutet Freizeit und Spaß, die Gäste sind gut drauf.“

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