Geldmangel in Bad Honnef Heimatmuseum hat keine Bleibe mehr

Bad Honnef · Der Verein Gutenberghaus muss seine Räume bis Mitte Januar verlassen. Eine Alternative fehlt aber nach wie vor. Der Verein kann sich neue Räume nicht leisten und die Stadt hat keine Alternativen zur Hand.

Alle Versuche sind gescheitert: Der Verein Gutenberghaus hat keine neue Bleibe gefunden. Und wird nun heimatlos. Bis Mitte Januar müssen die 104 Quadratmeter Archiv- und Museumsräume, die der eingetragene Verein seit Januar für gerade einmal 300 Euro monatlich nutzt, geräumt sein. Genau ein Jahr, nachdem die Vereinsvorsitzende Renate Mahnke mit der Suche nach neuen Räumen an die Öffentlichkeit gegangen war, endet damit das Kapitel Archiv, Museum und Treff im Gutenberghaus. Was mit den Archivalien geschieht, ist offen.

„Schöne Bescherung“, so überschrieb Mahnke ihren jüngsten Hilferuf an die Presse – im Anhang das auf den 22. Dezember datierte Schreiben einer Rechtsanwaltskanzlei. Darin wird sie aufgefordert, die Räume bis zum 16. Januar dem Eigentümer zu übergeben und Nachzahlungen zu leisten. Andernfalls sei eine Räumungsklage nicht ausgeschlossen. Mahnke dazu: „Jetzt weiß ich alleine wirklich nicht mehr weiter.“

Überraschend gekommen sein kann das alles freilich nicht: Die Sache hat einen Vorlauf von annähernd zwölf Monaten. „Honnefer Heimatmuseum muss umziehen“, so titelte der GA am 5. Januar 2016. Mahnke selbst hatte das Haus an der Hauptstraße 40 einige Jahre zuvor erworben und saniert. Auf zwei Etagen entstanden – ohne jeden öffentlichen Zuschuss – Archiv und Heimatmuseum. Die Finanzierung der Vereinsarbeit sicherte sie durch die Mieteinnahmen der anderen Hauseinheiten.

Dabei blieb es bis Ende 2015. „Ich war gezwungen, das Haus abzugeben, wodurch die finanzielle Grundlage für die bisherigen Aktivitäten entfiel“, so Mahnke dann aber im Januar zum GA – aus der Vermieterin wurde die Mieterin. Seither zahlt Mahnke laut Anwalt „von sich aus eine monatliche Nutzungsentschädigung von 300 Euro“ – bei „ortsüblicher Miete von rund 1100 Euro monatlich“. Laut Mahnke basiert diese Regelung auf einem Mietvertrag, den sie selbst, damals noch als Eigentümerin, mit dem Verein geschlossen hatte.

Klar war ihr gleichwohl schon im Januar: Eine neue Bleibe muss her. Die neuen Eigentümer könnten nachvollziehbarerweise nicht auf die Miete verzichten, sagte Mahnke damals – aber „zwei Etagen in einem Jugendstilhaus kann der Verein nicht finanzieren, nicht einmal eine“. Archiv und Museum wurden auf einer Etage zusammengefasst, es begann die Suche nach einem anderen Quartier. Dabei mit im Boot war auch die Stadtverwaltung. Problem unter anderem, so Mitarbeiter Klaus Linnig jetzt auf GA-Anfrage: Städtische Räume stünden nicht zur Verfügung; wegen der Rathaussanierung seien sogar Ämter in Mieträume ausgelagert. Und private Räume – Linnig: „Es gab da Angebote.“ – habe der Verein stets als zu teuer abgelehnt. Linnig: „Die Stadt hat natürlich großes Interesse am Erhalt des Archivs. Aber mietfrei geht das eben nirgendwo.“ Ein weiteres Problem sei die öffentliche Zugänglichkeit des Archivs. Mahnke mache diese zur Bedingung, sie sei im eventuellen direkten örtlichen Nebeneinander mit städtischen Archivunterlagen aber schon datenschutzrechtlich nicht möglich.

Die ganze Entwicklung sei „sicher nicht schön“, sagt auch Philipp Schmiel, Eigentümer der Archivräume. Dennoch: An der Beendigung des „Gentleman Agreements“, nach dem der Verein Gutenberghaus die Räume für einen Bruchteil der ortsüblichen Miete habe nutzen können, führe für ihn nach fast einem Jahr einfach kein Weg mehr vorbei – und daraus habe er nie einen Hehl gemacht. Schmiel: „Ich habe Frau Mahnke immer wieder darauf hingewiesen, dass es nur um eine vorübergehende Lösung gehen kann.“ Gedacht gewesen sei an etwa drei Monate. Daraus sei mittlerweile fast ein Jahr geworden, in dem er das Heimatmuseum aus eigener Tasche mit mehreren Tausend Euro „gesponsort“ habe. Schmiel: „Ich kann nicht Monat für Monat auf das Geld verzichten. Meine Leidensfähigkeit ist begrenzt.“ Auf ein Angebot, zu einer Miete von 840 Euro zuzüglich Nebenkosten in den Räumen bleiben zu können, sei Mahnke nicht eingegangen.

Dass der Termin Ende Dezember gewählt worden sei, habe mit der Wahrung von Fristen zu tun; hilfsweise wurden die Räume nämlich zugleich formal zu Ende Juni gekündigt. Von einer „plötzlichen Bescherung“ könne bei alledem sowieso keine Rede sein. Schmiel: „Frau Mahnke war jederzeit informiert. Ich habe wirklich geholfen, soweit es ging. Aber jetzt hat meine Geduld ein Ende.“

Mahnke äußerte gegenüber dem GA durchaus Verständnis für den Vermieter – wenn auch das Schreiben samt Klageandrohung und Kosten sie in seiner Härte unvorbereitet getroffen habe. Mahnke: „Herr Schmiel weiß doch, dass wir noch nicht fündig geworden sind.“ Die Suche nach anderen Räumen sei stets am Geld gescheitert. Mahnke: „Ich hatte Angebote, aber die lagen immer bei deutlich über 1000 Euro.“ Auch Gespräche mit anderen Vereinen seien gescheitert. Einmal seien die Räume viel zu klein gewesen. Im Oktober habe sich die lang gehegte Hoffnung auf eine Lösung in der Rhöndorfer Heimatstube für sie unerwartet zerschlagen. Mahnke: „Die Stadt ist in der Pflicht. Wenn sich keine Lösung findet, muss ich den Verein auflösen.“ Für Januar will sie zunächst die 60 Mitglieder einladen. Mahnke: „Wenn alles nicht hilft, werfe ich hin und lade alles im Rathausfoyer ab.“

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