Papageien in Bad Honnef Halsbandsittiche bevölkern die Insel Grafenwerth

Siebengebirge · An vielen Orten in der Region sind sie bereits gesichtet worden, nun auch auf der Insel Grafenwerth: Halsbandsittiche bevölkern die Insel und die Ufer entlang des Rheins. Warum es die exotischen Tiere in die Region zieht.

Meist hört man sie, bevor man sie in den Baumwipfeln erkennen kann. Versteckt zwischen Ästen und Mistelzweigen plappern die Papageien und tänzeln von Zweig zu Zweig. Hoch über den Köpfen der Spaziergänger, die über die Insel Grafenwerth flanieren. Einmal im Geäst der Baumkronen ausgemacht, sticht ihr leuchtend grünes Federkleid ins Auge. Es sind sogenannte Halsbandsittiche oder Kleine Alexandersittiche, die sich in den vergangenen Jahren entlang des Rheines ausgebreitet haben. In der Nähe der Bonner Nordbrücke, in Bonn-Tannenbusch, aber auch in den Rheinauen wurden die exotisch anmutenden Vögel bereits vermehrt gesichtet. Mittlerweile ist die Papageienart auch in den Bäumen auf der Insel Grafenwerth zu beobachten.

„Man hat immer die Vorstellung, dass Papageien in den Tropen vorkommen“, sagt Till Töpfer, Kurator für Ornithologie am Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig in Bonn. Ursprünglich waren die Halsbandsittiche nur in den subtropischen Gebieten Afrikas und Asiens beheimatet. Im 19. Jahrhundert wurden sie als Volierenvögel für Zoos oder den Zierhandel nach Deutschland gebracht. In den 1960er Jahren wurden zum ersten Mal wild lebende Exemplare gesichtet, die vermutlich aus beschädigten Volieren ausgebrochen oder sogar freigelassen worden waren. „Wahrscheinlich waren es mehrere Ausbrüche“, vermutet Töpfer angesichts der weiten Verbreitung der Tiere. Als Bewohner der Subtropen seien die Papageien auch kältere Temperaturen gewöhnt und „eigentlich relativ winterhart“, wie der Fachmann erklärt.

Im Rheintal fanden die ersten frei lebenden Exemplare daher mit dem milden Klima einen passenden Lebensraum und Brutmöglichkeiten in den alten Baumbeständen. Von Köln aus, wo in den 60ern ein wildes Brutpärchen in der Nähe des Zoos gesehen wurde, breiteten sich die Vögel nach und nach den Strom aufwärts aus – bis nach Bad Honnef. Jetzt im Winter bilden sie große Überwinterungsgemeinschaften, die auch neue Brutplätze für den Sommer inspizieren. Dabei bevorzugen sie alten Baumbestand, wie er in Parkanlagen, auf Friedhöfen oder eben auf den Rheininseln Grafenwerth und Nonnenwerth sowie in Ufernähe vorkommt.

Im Frühjahr lösen sich diese Gruppen wieder auf, und die Halsbandsittiche brüten in lockeren Kolonien. „Es könnte auch sein, dass ein paar Brutvögel bleiben“, so der Ornithologe. Dass sich die Papageienart auch weiter bis ins Siebengebirge und die Bergregionen verbreitet, sieht die Biologin Miriam Mews aus Heisterbacherrott aufgrund der klimatischen Bedingungen als eher unwahrscheinlich an. Auch Töpfer erklärt: „Die Struktur der Lebensräume ist entscheidend.“ So präferiere die Papageienart lichte Wälder oder auch Stadtgebiete mit Platanen, Hainbuchen und Kastanien.

Bisher hat die Forschung drei zentrale Verbreitungsgebiete ausgemacht: Das Gebiet vom Niederrhein bis zum Mittelrhein, das Rhein-Main-Gebiet und den Neckar-Raum. In mehr als 25 deutschen Städten hat sich der grüne Sittich bereits angesiedelt, wie die Pressestelle des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) in Bonn auf GA-Anfrage mitteilte. Laut Atlas deutscher Brutvogelarten von 2014 wird der Bestand auf 7500 Exemplare geschätzt. Aber nicht nur in Deutschland, auch in Belgien, den Niederlanden und in England hat sich der Halsbandsittich vermehrt.

Allerdings nicht ohne mögliche Konflikte für die heimische Tierwelt. „Der Halsbandsittich wird aktuell als 'potenziell invasive Art' eingestuft, die verstärkt beobachtet werden sollte“, so das BfN. Ob die Papageienart den heimischen Vögeln und Fledermäusen den Lebensraum streitig macht, kann aufgrund der bisherigen Erkenntnisse und Daten jedoch nicht abschließend beurteilt werden. „Es ist umstritten, ob es Eindringlinge oder Bewohner sind“, so Mews. Beim Anblick der leuchtend grünen Inselbewohner denken nur wenige an die Auswirkungen für Spatz, Meise und Amsel. Vielmehr wecken die Vögel die Assoziation mit fernen Ländern. „Das ist wie ein Feriengefühl“, sagt Mews.

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