Museum in Bad Honnef Gutenberghaus macht Stadthistorie erlebbar

BAD HONNEF · Das Gutenberghaus an der Honnefer Hauptstraße ist von außen eines der vielen schmucken Bürgerhäuser der Stadt. Im Innern aber führt es seit zwei Jahren tief in die Geschichte der Stadt hinein.

Mal ist eine Ausstellung alter Ansichtskarten der einstigen Kurstadt aus dem 19. und 20. Jahrhundert, mal eine Veranstaltung über die Auswirkungen der Kriegswirtschaft 1914 bis 1918 auf die Menschen am Rhein. Besucher des kleinen, privaten Museums können anhand von Fotos, Büchern, Zeitungsartikeln und Dokumenten in zwei Jahrhunderten Bad Honnefer Geschichte stöbern.

Jeden Sonntag lädt das Haus zu Ausstellungen ein. Außerdem locken Sonderveranstaltungen, oftmals in Kooperation mit Vereinen oder Schulen, sowie das große Archiv an. Dabei wird das Programm privat geleitet und kommt ohne städtische Zuschüsse aus: Die Historikerin Renate Mahnke übernahm die beiden Wohnungen über der Buchhandlung Werber an der Hauptstraße, als sie zum Verkauf standen.

2013 eröffnete sie Archiv und Museum mit zahlreichen Bilder- und Textquellen zur Geschichte Bad Honnefs. Ein Kleinod, das ungefähr 200 Besucher im Halbjahr anzieht. Zufrieden ist Mahnke mit der dreistelligen Besucherzahl schon, "doch könnten es noch mehr sein". Denn wenn eine Ausstellungsreihe nach rund sechs Monaten vorübergeht, ist das Thema abgeschlossen und wird nicht noch einmal gezeigt.

Das Gutenberghaus erfüllt den Wunsch vieler Bürger nach einem Stadtarchiv. Denn ein städtisches Museum mit Archivalien gab es bis dato nicht: "Dabei hat Honnef so viel Geschichte zu bieten", meint Mahnke. Also gründete sie im April 2013 den Trägerverein "Gutenberghaus - Archiv, Museum Treff", dem mittlerweile mehr als 60 Mitglieder angehören.

Von der Stadt erntet Mahnke Lob und Zustimmung, erzählt sie. "Doch mehr als warme Worte gibt es nicht." Dabei werden Spenden und helfende Hände für das private Unternehmen dringend benötigt: Finanzielle Unterstützung für anfallende Kosten, eine ehrenamtliche Tätigkeit im Verein oder aber die Spende von Material und Archivalien helfen dem Museum. "Wir würden uns freuen", so die Historikerin im Ruhestand, "wenn mehr Honnefer die Stadtgeschichte auch als ihre Sache ansehen würden".

"Ich will mich für Honnef einsetzen"

Die 70-Jährige ist die treibende Kraft des privaten Stadtmuseums. Sie organisiert das Programm, leitet durch Ausstellungen und sammelt Archivalien. "Ich will mich für Honnef einsetzen und die Geschichte wachhalten", sagt Mahnke. Unterstützung erhält sie durch Ehrenamtliche und eine Kunsthistorikerin. Nicht zuletzt hilft auch Mahnkes Sohn aus, der das Amt des Kassenwarts im Trägerverein übernommen hat.

Das Haus an der Hauptstraße 40 mit der Buchhandlung im Erdgeschoss ist der einstige Stammsitz der Familie Werber. Als Marianne und Karl Günter Werber das Haus zum Verkauf stellten, kam Mahnke die Idee, der Stadt dort ein Archiv einzurichten. Die Renovierung der Wohnräume erfolgte unter Aufsicht des Denkmalschutzes, ehe dann zur ersten Ausstellung geladen werden konnte, die die Geschichte des Hauses und der Familie Werber behandelte. Dankbar ist Mahnke für Fotoalben und historisches Mobiliar, das ihr die Familie im Haus überließ.

Zuletzt stellte das Gutenberghaus sonntags mit "Grüße aus Honnef" eine Auswahl an mehr als 400 historischen Postkarten aus dem 19. und 20. Jahrhundert aus. Anhand der Motive auf den Karten ließ sich die geschichtliche Entwicklung Bad Honnefs erkennen: Auf vielen Postkarten sind Ausflugslokale wie das Inselrestaurant oder ein gut besuchter Kurgarten des ersten Kurhotels "Villa Haarhaus" zu bestaunen.

Auch die historische Weinschenke Rheingold mit Blick ins Rheintal lässt sich erkennen. "Bemerkenswert dabei ist", findet die Kunsthistorikerin, "dass so viele Ausflugslokale mit wunderschönen Ausblicken über das Rheintal verschwunden sind. Da werde ich richtig neidisch, wenn ich alte Aufnahmen sehe."

Derzeit läuft eine wirtschaftsgeschichtliche Ausstellung über die Geschichte der Bad Honnef AG. Verrostete Strommessgeräte, Isolierzangen und historische Rechenmaschinen sind im Gutenberghaus zu sehen und dürfen sogar von den Besuchern ausprobiert werden. Zusätzlich zeigen Jahrzehnte alte Fotos die Entwicklung des Stromversorgers.

Zur Zukunft des Gutenberghauses meint Mahnke: "Ich möchte alles gut eingerichtet wissen, damit es Bestand hat". Bestand für alle, die sich für die Geschichte Bad Honnefs interessieren. Denn "das Haus ist für alle da. Jeder, der möchte, darf vorbeikommen".

Das Programm

Anhand von Feldpostkarten aus dem ersten Weltkrieg zeigt Renate Mahnke in einem Vortrag am Montag, 1. Juni, die Auswirkungen des Kriegsverlaufs. Die kostenfreie Veranstaltung im Gutenberghaus gewährt Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt der Soldaten und beginnt um 19 Uhr.

Mit der Veranstaltung "Die Landesvermessung des preußischen Hauptmanns Bendemann Ende des 19. Jahrhunderts im Rheinland" am Dienstag, 23. Juni, wird die Rheinlandvermessung unter den Preußen präsentiert. Professor Dr. Hans Fröhlich stellt an diesem Tag ab 19.30 Uhr anhand des Tagebuchs von Bendemann den Vorgang der Vermessung vor. Um einen Spendenbeitrag von 7,50 Euro wird gebeten.

Weitere Informationen gibt es im Internet unter der Adresse www.gutenberghaus.org

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