Stadion am Menzenberg Gutachter empfiehlt Natur- statt Kunstrasen in Bad Honnef

Bad Honnef · Bei der Sitzung des Bad Honnefer Sportausschusses stellte Holger Furhmann das Sportentwicklungskonzept vor: Er kommt zu dem Schluss, dass im Stadion Menzenberg wie bisher ein Naturrasen das Beste für alle Sportler sei.

Wilhelm Strohmeier war die Emotion ins Gesicht geschrieben. Er sei „fassungslos“, ließ der Erste Vorsitzende des Hockey-Clubs Bad Honnef (HCH) am Rande der Sitzung des Ausschusses für Bildung, Sport, Kultur und Soziales wissen. Grund: Um den erklärten Wunsch, bei Aufgabe des heutigen HCH-Naturrasenplatzes zugunsten einer Wohnbebauung im benachbarten Stadion Menzenberg einen Kunstrasenplatz zu bekommen, scheint es schlecht bestellt. Zumindest, wenn man den Buchstaben des Sportentwicklungskonzeptes folgt: Gutachter Holger Fuhrmann kam darin zu dem Schluss, dass im Stadion wie bisher ein Naturrasen der gangbarste Weg für alle Sportler sei.

Entschieden ist in der Sache noch nichts. Der Ausschuss beschloss, die Verwaltung solle ein Konzept erstellen und durchrechnen. Auf Antrag der CDU soll dabei auch der Kunstrasen in den Blick genommen werden. Hansjörg Tamoj: „Wir wollen das genau geprüft wissen. Wenn der HCH damit gut leben kann, ist das okay. Unser Stand ist da allerdings ein anderer.“

Die Fortschreibung des Konzeptes hatte Fuhrmann zuvor bereits den Vereinen vorgestellt. Am Dienstag wiederholte er seine Ausführungen im Ausschuss, dessen Mehrheit sich zu dem Vorschlag der Verwaltung, eine Sanierungsplanung alleine mit Naturrasen zu erstellen, nicht durchringen konnte.

Demografischer Wandel in Bad Honnef

Zwei Fragestellungen, so Fuhrmann, lagen auf dem Tisch: Kann der HCH, der heute unterhalb des Stadions einen eigenen Platz sowie ein kleines Vereinsheim hat, verlagert werden? Und wie kann das Stadion so weiterentwickelt werden, dass die Zukunft des Schul- und Vereinssports insgesamt gesichert ist? Wie so oft, spielt dies eine große Rolle: Bad Honnef, so Fuhrmann, „ist vom demografischen Wandel erfasst“.

Vom Rückgang der jungen Menschen – seit 2014 sei der Anteil der Null- bis Sechsjährigen um 21,1 Prozent, jener der Sieben- bis 14-Jährigen um 13,9 Prozent und jener der 15- bis 18-Jährigen um 16,7 Prozent gesunken – spiegele sich auch in den Vereinen wieder. So liege der Rückgang der Mitglieder im Sportverband Bad Honnef (SvB) alles in allem bei acht Prozent. Fuhrmann: „Vor allem in den Ballsportarten wie Fußball, Basketball und Hockey wird die Nachfrage sinken.“

Der Gesundheitssport werde zunehmen – analog zum steigenden Anteil der über 60-Jährigen. Seit 2014 gab es hier ein Plus von 1,6 Prozent. Was die Kapazitäten des Stadions angeht, so seien diese auch bei einem HCH-Umzug ausreichend. Voraussetzung: Eine Flutlichtanlage, ohnehin Wunsch der Vereine, sorge für längere Trainingszeiten auch im Herbst und Winter. „Es gibt Für und Wider für beide Beläge“, so Fuhrmann zur Frage Rasen oder Kunstrasen. Für den HCH mit konstant 110 Aktiven sei ein Kunstrasen besser, „das ist heute Standard im Hockey“.

Jedoch: Die anderen Sportarten, vor allem Leichtathleten mit alleine 250 Aktiven und davon 180 Kindern beim TVE, sowie der Schulsport bräuchten Naturrasen. Fuhrmann: „Der Bedarf ist klar gegeben. Es gibt hier eine sehr starke Leichtathletik.“ Fuhrmanns Empfehlung: „Man sollte beim Naturrasen bleiben, weil er für alle nutzbar ist. Für Hockey bedeutet das keine Verschlechterung.“ Zugleich sei es „essenziell wichtig“, dass Qualität und Belastbarkeit des Rasens gesteigert werden müssten. Fuhrmann empfahl den Neuaufbau samt computergesteuerter Bewässerung, die das Gras dichter und robuster werden lasse.

„Wir sehen uns gegenüber dem HCH in der Pflicht“, erinnerte Tamoj daran, dass eine eventuelle Bauplanung auf dem heutigen HCH-Platz an Verbesserungen für den Club geknüpft worden war. Werner Sünnen (SPD) untermauerte: „Wir sollten städtische Sportflächen halt nicht leichtfertig aufgeben.“ Marie-Jose Püllen, SvB-Vorsitzende, pochte darauf, dass ein Rasenplatz die einzige Möglichkeit gerade für die Wurfdisziplinen und damit auch den gesamten Schulsport sei. Püllen: „Der Bericht spiegelt die Situation sehr gut wider. Das ist für niemanden eine Verschlechterung.“

Das sagt der Hockey-Club Bad Honnef

„Für uns wäre diese Lösung eine eindeutige Verschlechterung, weil wir nicht nur unseren Platz samt Vereinsheim verlieren würden, sondern auch keinen Kunstrasen bekämen“, so Wilhelm Strohmeier, Erster Vorsitzender des Hockey-Clubs Bad Honnef. Der Kunstrasen sei immer zugesagt worden, so von Bürgermeister Otto Neuhoff.

Werde der heutige Hockeyplatz bebaut ohne zeitgleiche Schaffung einer optimalen Ersatzanlage, so sieht Strohmeier die Existenz des Hockeysports bedroht. Kunstrasen sei heute Standard; eventuell würden Sportler abwandern, wenn auch die familiäre Atmosphäre mit Clubhaus verloren gehe. Irritiert zeigte er sich über SvB-Chefin Püllen. „Das ist mit uns nicht abgestimmt. Wir haben nur gesagt, die Zahlen des Gutachters stimmen.“ Püllen hatte im Ausschuss gesagt, vom HCH sei zur SvB-Sitzung niemand erschienen, obwohl das Thema auf der Tagesordnung stand.

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