Geologischer Dienst NRW Gutachten sieht keine Alternative zu Sicherungen am Siegfriedfelsen

RHÖNDORF · Ohne Schutzzäune und Anker im Fels wird es nicht gehen. Das ist das Fazit eines Gutachtens des Geologischen Dienstes des Landes Nordrhein-Westfalen zu den Steinschlägen am Siegfriedfelsen. In dem Papier, das dem General-Anzeiger vorliegt, heißt es: "Die latente Steinschlaggefahr stellt sowohl für die Bewirtschafter der Weinberge als auch für Wanderer und Passanten auf den Weinbergswegen ein hohes Risiko dar."

Auf ein Handeln der Behörden warten die Betroffenen, allen voran Winzer Bobbi Pieper, noch vergebens. "Es sieht so aus, als bewegten sich die Steine am Drachenfels schneller als die Beamten", so Pieper gestern. Wie berichtet, war am 4. Januar 2011 ein Felsbrocken in den Weinberg gestürzt, im Nachgang wurden Wege gesperrt. Im Gutachten ist von einem 2,4 Kubikmeter großen Brocken die Rede.

Wenig überraschend sind die Gründe, die die Experten für derlei Ereignisse ausmachen: Erosion, Niederschläge, Frost-Tau-Wechsel oder Wurzeldruck etwa. Gleichwohl hielt der Siegfriedfelsen auch Ungeahntes bereit: "Bei den geotechnischen Untersuchungen wurde eine sehr hohe Anzahl von potenziell absturzbedrohten Gesteinspartien festgestellt, die das erwartete Ausmaß überstiegen", heißt es wörtlich. Im Ergebnis stellen die Gutachter fest, dass unterhalb des Felsens "sowohl im südlichen als auch im westlichen Bereich in Zukunft mit weiteren Stein- und Blockschlägen zu rechnen ist.

Es besteht akute Stein- und Blockschlaggefahr." Und: "Es ist davon auszugehen, dass aufgrund der schwierigen Zugänglichkeit des Geländes nicht alle Gefahrenbereiche erreicht und erkannt werden konnten, so dass noch weitere, in der geotechnischen Beurteilung nicht erfasste, absturzgefährdete Gesteinspartien möglich sind.

Steine beziehungsweise Blöcke mit einem geschätzten Volumen von drei Kubikmetern und einem Gewicht in der Größenordnung von circa acht Tonnen können auch bis in den unteren Bereich der Weinberge und Weinbergswege stürzen." Um den Fels zu sichern, seien "sowohl Einzelsicherungen von größeren absturzgefährdeten Felspartien durch zum Beispiel Netze, als auch Sicherungen durch technische Barrieren wie unter anderen Steinschlagschutzzäune" möglich.

Zwei Varianten werden angedeutet. Die Krux: Die Variante, die die Nutzung aller Weinberge und Wege sicherstellen würde - ein Schutzzaun direkt in der Felswand - "ist ein höherer Aufwand für die Bemessung, Konstruktion und Wartung der Sicherungseinrichtung erforderlich, was sich voraussichtlich in wesentlich höheren Kosten niederschlägt".

Idee zwei, ein Schutzzaun "im Weinberg östlich vom Turm beziehungsweise Wachhäuschen", hätte zur Folge, "dass der oberhalb des Schutzzaunes gelegene Weinberg nicht mehr bewirtschaftet werden könnte". Für Winzer Pieper, dessen Arbeit im betroffenen Weinberg bisher normal weiter geht, naturgemäß keine Alternative: Land, VVS und die Städte Königswinter und Bad Honnef seien in der Pflicht, tätig zu werden - auch finanziell. "Das ist meine beste Lage, meine Existenz. Gegebenenfalls klage ich." Hoffnung setzt Pieper in die Petition von Bürger- und Ortsverein Rhöndorf und dem Weinbauverband Mittelrhein.

Eselsweg und Siegfriedfelsen

Mit dem Steinschlag-Problem steht die Stadt Bad Honnef, die wegen ihrer Verkehrssicherungspflicht Wege gesperrt hat, nicht alleine da. Auch am Eselsweg in Königswinter bröckelte es. Letzterer soll 2014 in Ordnung gebracht werden; die Bezirksregierung bewilligte 90 Prozent der Kosten.

Den Förderantrag hatte der Verschönerungsverein für das Siebengebirge (VVS) als Eigentümer des Weges gestellt. Zehn Prozent der Gesamtkosten in Höhe von 480.000 Euro übernimmt die Stadt. Der Vergleich zwischen Eselsweg und Siegfriedfelsen hinke aber, so etwa Kreis-Umweltdezernent Christoph Schwarz. So habe man beim Eselsweg auch davon profitiert, dass mit der Regionale 2010 ein Förderinstrument zur Verfügung stand.

Beim Siegfriedfelsen gelte: Das Flurbereinigungsverfahren sei abgeschlossen; "deshalb gibt es auch keine Verpflichtungen des Landes, nachzubessern". Vielleicht bringe die Petition Bewegung. "Bevor die technischen Einzelheiten diskutiert werden, ist davon auszugehen, dass eine relativ hohe Geldsumme aufzubringen ist." Das gehe nicht ohne Landes-Gelder, sozusagen als "freiwillige Wiedergutmachung der Fehler der Flurbereinigung", bei der die Gefahren unterschätzt wurden. Gefragt sei auch die Stadt. Schwarz: "Gängige Förderprogramme verlangen einen Eigenanteil von 20 bis 30 Prozent.

Das kann bei den Maßnahmen, die jetzt in Rede stehen, schnell 100.000 bis 200.000 Euro Eigenanteil sein. Wenn sich die Stadt oder die Petenten um Fördermittel bemühen, muss mit geklärt werden: Ist die Stadt willens, eine solche Summe an Eigenmitteln aufzubringen?" "Es wird, glaube ich, deutlich, dass viele Akteure zusammenarbeiten müssen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort