"Bonnsai" bleiben ungeschlagen Frisbee-Turnier auf der Insel Grafenwerth

Bad Honnef · Hechten, springen, joggen: Zum sechsten Mal trafen sich auf der Insel Grafenwerth in Bad Honnef 200 Männer und Frauen zum Ultimate-Frisbee-Turnier um die traditionelle Siegertrophäe: den Mini-Bonsai.

 Beim Rheinwerfen werden die Partien immer „mixed“ gespielt: Pro Team muss immer mindestens ein Mann und eine Frau auf dem Platz stehen.

Beim Rheinwerfen werden die Partien immer „mixed“ gespielt: Pro Team muss immer mindestens ein Mann und eine Frau auf dem Platz stehen.

Foto: Frank Homann

Die Frisbees schwirren, die Schweißperlen kullern – und mittendrin mahnt die Zeitansage vom Band: „Noch fünf Minuten, five minutes remaining“. Seit den frühen Morgenstunden schon hechten, springen und joggen über 200 Frisbee-Begeisterte in zwölf Teams über die Grafenwerther Inselwiesen; der Wettstreit um den Mini-Bonsai, der als traditionelle Siegertrophäe bei der nunmehr sechsten Ausgabe des „Rheinwerfen“-Turniers winkt, ist in vollem Gange.

Am Spielfeldrand wartet Christian Lenz, Veteran des ausrichtenden Frisbee-Vereins und letztjährigen Turniersiegers „Bonnsai“, auf seinen Einsatz – diesmal jedoch nicht für seine Bonner Lokalmatadoren, sondern ausnahmsweise für das Bonn-Berliner Freundschaftsteam „Not Cool“. „Heute“, scherzt der 29-Jährige, „gehe ich meinem Team mal fremd“. Seit Jahren begeistert vom „Ultimate“, jetzt sogar in zwei Mannschaften aktiv – Anlass genug, einmal nachzuhaken: Was macht den Frisbee-Sport eigentlich so attraktiv? Drei Gründe, warum das „Rheinwerfen“ eines der coolsten Sportevents der Region ist.

Der Spaßfaktor. Ultimate Frisbee ist erstaunlich komplex – und reißt das Honnefer Laufpublikum bereits beim bloßen Zuschauen mit. Nur einer Plastikscheibe hinterherjagen? Von wegen! Wer bei dem kuriosen Hybridsport aus Handball, Basketball und American Football mithalten will, braucht mindestens genauso viel Kondition wie Köpfchen.

Der fairste Sport der Welt?

Denn das Frisbee ist bei diesem laufintensiven Spiel stets in Bewegung; lediglich der Spieler oder die Spielerin mit Scheibenbesitz muss stehenbleiben, ein Sternschritt ist jedoch erlaubt. Stillstand gibt es auch in der Partie „Not Cool“ gegen die Münchner von „Lyme“ kaum: gewitzte Antäuschmanöver, waghalsige Hechtsprünge, elegante Sternschritt-Pirouetten. Ultimate-Frisbee-Action vom Feinsten.

Ziel des Ganzen ist es, das Frisbee in der gegnerischen Endzone des Spielfeldes zu fangen – ein Punkt pro gefangenen Wurf. Wer nach Ablauf der Spielzeit die meisten Punkte hat oder frühzeitig die Obergrenze von 13 Punkten erreicht, gewinnt.

Die vielleicht fairste Sportart der Welt. Mit einem Schrei stürzt Lenz' Mitspieler kurz vor der Endzone zu Boden – nach einem Sprung falsch aufgekommen, vermutlich das Knie verdreht. Sofort wird das Spiel unterbrochen, eine Teamkollegin treibt ein Kühlpack auf, während die anderen sich um den Verletzten kümmern und beraten, ob der Punkt gegeben werden sollte oder nicht: „Die Scheibe hätte er ja sicher gefangen“.

Lenz springt ein, läuft aufs Feld. Hier beweisen beide Teams den „Spirit of the Game“, der den Frisbee-Freunden so wichtig ist: Beim „Rheinwerfen“ wie auch beim Ultimate-Sport allgemein ist das Siegen Silber, Fair Play hingegen Gold. Einen Schiedsrichter gibt es nicht, stattdessen verpflichten sich die Spieler selbst zu Fairness und Eigenverantwortung. Die Ultima Ratio im Falle eines Falles ist hier nicht der Platzverweis, sondern eine gemeinsame Streitschlichtung. Nach jedem Spiel sammeln sich die Sportler zudem im Spirit-Kreis und reflektieren: Was lief gut, was geht noch besser?

Spaß steht im Vordergrund

Echter Teamgeist. „Not Cool“ kämpfen, was das Zeug hält, sehen jedoch kein Land gegen die befreundeten Münchner. Das Spiel können sie nicht mehr drehen und verlieren mit 13 zu 1 Punkten. „Viel deutlicher geht nicht“, meint Lenz und muss lachen. Aber alles halb so wild, beim „Rheinwerfen“ ist der Spaß am Spiel ohnehin wichtiger als der Sieg. Jetzt lautet die Devise: sich für die Gegner freuen und beim nächsten Mal erst recht alles geben.

„Man siegt und fällt mit dem Team“, resümiert Lenz, „und muss für einander kämpfen.“ Und diesmal waren die Gegner einfach die bessere Mannschaft. Aber immerhin: Gegen das mit Abstand dominanteste Team der Gruppenphase zu verlieren, ist für „Not Cool“ weder Hals- noch Beinbruch – und auch Lenz' „Bonnsais“ stehen nach Ende der Samstags-Spiele ebenfalls ungeschlagen im Halbfinale des Turniers.

Ende August bieten die Bonnsais einen Anfängerkurs für Frisbee-Interessierte ab 16 Jahren an. Termin und Treffpunkt werden auf der Vereins-Website www.bonnsai.org oder auf fb.com/BonnsaiFrisbeesport rechtzeitig mitgeteilt.

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