Ausbildung von Party Guides Frauenzentrum Bad Honnef schult Schülerinnen

Bad Honnef · „Feiern – aber sicher“, heißt der Workshop, mit dem das Frauenzentrum Bad Honnef Jugendliche für K.-o.-Tropfen und sexualisierte Gewalt sensibilisieren will. Die ersten Party Guides stammen vom Siebengebirgsgymnasium.

Gute Musik, tanzen, dazu ein Bier im Kreis der Freunde. Das klingt nach einem gelungenen Abend. Mischen sich aber Faktoren wie aufdringliche Fremde in die Gleichung, schlägt der lustige Abend schnell ins Gegenteil um – und richtig schlimm kann's enden, wenn dann noch K.-o.-Tropfen ins Spiel kommen. Um junge Frauen sensibler für die Risiken beim Ausgehen zu machen, hat das Frauenzentrum Bad Honnef im Januar sogenannte Partyguides geschult. Sechs Schülerinnen des Siebengebirgsgymnasiums (Sibi) erhielten im Workshop „Feiern – aber sicher“ Informationen, Strategien und Tipps zum sicheren Feiern.

Sabrina Schulz, Lina Mertesdorf, Maren Schmidt und Linda Wieler aus der Q 1 gehören zu dieser ersten Generation der Partyguides. „Wir laufen aber nicht durch die Stadt und sagen 'Wir sind die Partyguides'“, erzählt Linda und lacht. Vielmehr sprächen sie mit ihren Freunden über die Themen, wenn es sich anbiete. Auch achteten sie bei Partys mehr darauf, ob jemand Hilfe brauche. Der Workshop habe vor allem ihr Bewusstsein für solche Situationen geschärft, meint Maren.

„Es war uns wichtig, dass die Partyguides sich damit wohlfühlen“, erklärt Christina Münk vom Frauenzentrum. Zusammen mit ihrer Kollegin Lisa Schulte leitete die Fachkraft für Prävention gegen sexualisierte Gewalt den Workshop. In lockerer Runde sei es einen Nachmittag lang darum gegangen, wie die Schülerinnen feiern gehen, was sie stört und wie die rechtliche Lage hinsichtlich sexualisierter Gewalt ist.

K.-o.-Tropfen kann jeder im Internet bestellen

Den Partyguides stellt das Zentrum „Party Packs“ zur Verfügung, die aus Informationsflyern und kleinen Geschenken wie dem Getränkeschutz Spikey bestehen. Auf den Strohhalm gesteckt, verhindert dieser, dass jemand Tropfen in das Getränk mischt.

Das Getränk nicht unbeaufsichtigt zu lassen, keine offenen Getränke von Fremden anzunehmen, immer bei den Freunden zu bleiben und sich nicht alleine von ihnen abzusetzen – das seien Tipps, die sie auch vorher schon gehört haben, meint Linda. „Wenn man aber erst einmal feiert, ist das schnell vergessen“, ergänzt Maren. Der Workshop habe das ganz deutlich gemacht. „Was uns alle besonders geschockt hat, waren die K.-o.-Tropfen“, sagt sie, wegen ihrer „krassen Wirkung“, dem kompletten Kontrollverlust, den sie nach sich ziehen, und der Tatsache, dass man sie – wenn überhaupt – nur zwölf Stunden lang nachweisen kann. Im Internet könne sie jeder bestellen. „Es gibt sogar eine Anleitung, um sie selber herzustellen“, weiß Christina Münk.

Aber es ging nicht nur um Fremde. „Es war auch ein Thema, dass auch Freunde und Bekannte Täter sein könnten“, sagt Maren und betont den Konjunktiv. „Natürlich leben wir nicht in ständiger Angst“, fügt sie hinzu. „Aber wir sind viel vorsichtiger geworden und achten noch mehr auf einander als vorher.“ „Ich habe trotzdem Spaß, aber ich weiß auch, wann Schluss ist“, fasst Sabrina zusammen.

Keine Panikmache, sondern bewusstes Feiern als Ziel

Christina Münk erklärt: „Es geht uns nicht darum, die Leute in Angst und Schrecken zu versetzen oder ihnen den Spaß am Feiern zu nehmen, sondern sich Dinge bewusst zu machen.“ Ein Beispiel liefert Maren: „Man ist mittlerweile daran gewöhnt, dass man angefasst wird, wenn man es nicht will, oder dass Jungs teilweise sehr penetrant sind.“ Dabei sei das sogenannte Grapschen seit 2016 als sexuelle Belästigung eine Straftat, bemerkt Münk.

Das Partyguide-Projekt sieht die Fachfrau positiv, „andererseits ist die Tatsache, dass gerade Mädchen und Frauen nicht sorglos zum Feiern gehen können, sondern dass sexuelle Übergriffe und K.-o.-Tropfen den Spaß überschatten, wirklich sehr traurig. Ich bin der Meinung, dass Aufklärung, Information und immer wieder darüber zu sprechen mit der Zeit einen Unterschied machen wird.“

Das Partyguide-Projekt, das das Aalkönig-Komitee fördert, wird im April am Schloss Hagerhof fortgesetzt. Interessierte Mädchen ab 16 Jahren erfahren beim Frauenzentrum, wann und wo weitere Workshops stattfinden. Informationen gibt es unter 02224/105-48 oder per E-Mail an info@frauenzentrum-badhonnef.de.

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