Integration in Bad Honnef Flüchtlinge suchen Vermieter

Bad Honnef · Die Stadtverwaltung und das Ökumenische Netzwerk Integration helfen anerkannten Flüchtlingen dabei, geeigneten Wohnraum in Bad Honnef zu finden. Familie Daud hatte erst nach acht Monaten Suche Glück.

 Hoffen auf Wohnungsangebote für anerkannte Flüchtlinge: Faiz Daud (hinten von links), Klaus Katzenberger, Ulrike Wilhelmy, Rita Pütz, Felix Trimborn und Franz Gunkel sowie (vorne von links) Wally Feiden, Nadine Batzella, Cigdem Bern und Hans-Joachim Ewald.

Hoffen auf Wohnungsangebote für anerkannte Flüchtlinge: Faiz Daud (hinten von links), Klaus Katzenberger, Ulrike Wilhelmy, Rita Pütz, Felix Trimborn und Franz Gunkel sowie (vorne von links) Wally Feiden, Nadine Batzella, Cigdem Bern und Hans-Joachim Ewald.

Foto: Frank Homann

Auf die Frage, ob seine Familie froh sei, eine eigene Mietwohnung gefunden zu haben, sagte Faiz Daud schlicht: „Ja, sehr.“ Das Strahlen in den Augen des 19-Jährigen unterstrich die Bedeutung der Worte. Gut ein Jahr und acht Monate ist es her, seit Faiz' achtköpfige Familie nach der Flucht aus dem Irak in einer Flüchtlingsunterkunft in Bad Honnef unterkam. Versehen mit dem Status als anerkannte Asylbewerber, stand dann ein Schritt an, der vielen anderen Flüchtlingen noch bevorsteht: die Suche nach einem Zuhause auf dem freien Wohnungsmarkt.

Unterstützung dabei gibt es vom Verein Ökumenisches Netzwerk Integration und der Stadtverwaltung. Ehren- und Hauptamtliche setzen sich in dieser Sache, wie in anderen Bereichen, gemeinsam dafür ein, dass die Integration der Neubürger gelingt. Und sie appellieren an private Vermieter von Wohnraum, dem Anliegen zum Erfolg zu verhelfen.

Faiz, seine Eltern und seine fünf Geschwister machten sich selbst auf Wohnungssuche und hatten schließlich Glück. Nach mehreren Monaten trafen sie auf Ulrike Wilhelmy, Vermieterin eines Reihenhauses. Die ist nicht weniger glücklich als ihre Mieter, dass man zusammengefunden hat. Und war dafür sogar bereit, mehr zu tun, als den Mietvertrag zu unterzeichnen. 100 Quadratmeter für eine achtköpfige Familie, „das, fand ich, war nicht zu verantworten. Aber die Dauds waren anderer Ansicht, sie wollten das Haus unbedingt haben“, berichtete Wilhelmy bei der Vorstellung des Projektes „Wohnraum für anerkannte Flüchtlinge“ in der „Oase“. Also wurde das Dachgeschoss ausgebaut, packten Vermieter und Mieter gemeinsam an. Am 1. September konnte die Familie einziehen.

Ein Beispiel, das Schule machen sollte, hoffen die Akteure im Projekt, das die Beigeordnete Cigdem Bern sowie Nadine Batzella und Felix Trimborn vom Fachdienst Asyl seitens der Stadtverwaltung sowie Hans-Joachim Ewald, Klaus Katzenberger, Franz Gunkel, Rita Pütz und Wally Feiden seitens des Ökumenischen Netzwerkes vorstellten.

Flüchtlinge können ihren Wohnsitz nicht frei wählen

Das Asylverfahren sei durch drei Stufen gekennzeichnet, erklärte Trimborn: Registrierung, Antrag und Interview, dem ein Bescheid über Anerkennung oder Ablehnung folgt. Aber: Im Fall der Anerkennung zahlt fortan das Jobcenter alle Leistungen, darunter die Miete, für Asylbewerber – und diese sind umgehend „aufgefordert, sich eine eigene Wohnung zu suchen“, so Trimborn. Nach der Verschärfung des Asylrechtes wurde zudem die Wohnsitzwahl eingeengt. Statt in ganz Nordrhein-Westfalen suchen zu dürfen, gilt nun die Auflage: Wohnsitz muss Bad Honnef sein.

Vorgegeben ist auch, was – analog der Regelsätze „Hilfe zum Lebensunterhalt“ – eine Wohnung kosten darf. So stehen einer Einzelperson 50 Quadratmeter zu für maximal 350 Euro Kaltmiete, einer vierköpfigen Familie 95 Quadratmeter für 500 Euro Kaltmiete. Auch die Nebenkosten unterliegen bestimmten Sätzen. Was das bedeutet, vermag sich jeder vorzustellen. Bezahlbarer Wohnraum ist Mangelware – obwohl auch Objekte leer stünden, so die Akteure des Projekts. Und nicht selten täten sich Vermieter schwer damit, an Flüchtlinge zu vermieten.

„Wir haben sicher acht Monate gesucht und wurden auch abgelehnt, weil wir Flüchtlinge sind“, so Faiz. „Aber es kann auch jemand kommen mit einem tollen Auto und einem guten Job – und zahlt hinterher doch die Miete nicht“, hielt Wilhelmy dagegen. „Risiken gibt es immer, das kann man nicht wegdiskutieren“, sagte Ewald. Zum Beispiel, wenn Flüchtlinge Auflagen des Jobcenters nicht erfüllen. Feiden: „Da gibt es sicher viel zu bedenken. Man darf auch andere einheimische Interessentenkreise nicht vergessen. Entsprechend braucht das alles Zeit.“ Zugleich, so Trimborn und Feiden: Bad Honnef komme nicht nur kreisweit eine Vorreiterrolle bei der Aufnahme und Integration von Flüchtlingen zu. Daran wolle und könne man anknüpfen. Trimborn: „Und dahinter stehen immer Menschen.“ Abschrecken lassen von den Regelsätzen sollten sich Vermieter nicht, appelliert Batzella: Ein gewisser Spielraum bei Mietzins plus Nebenkosten bleibe immer.

Dass der Schritt in die Selbstständigkeit enorm wichtig für die Flüchtlinge ist, bezweifelt in der „Oase“ niemand: Eine eigene Bleibe sei zentraler Punkt des „Angekommenseins“. Batzella: „Und natürlich wird niemand bei uns auf die Straße gesetzt.“ Bern: „Streng genommen sind wir als Stadt nicht mehr zuständig, aber so empfinden wir nicht. Integration ist eine zentrale Aufgabe für die ganze Gesellschaft. Wir dürfen keine Parallelgesellschaften bilden, und Diversität bereichert uns schließlich alle.“

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