Fall Anna: Klaus Plate arbeitet nicht mehr im Jugendamt

Königswinter · Personelle Konsequenzen nach den Vertuschungsaktionen im Königswinterer Jugendamt im Zusammenhang mit dem gewaltsamen Tod des Pflegekindes Anna: Ab Montag wird Jugendamtsleiter Klaus Plate nicht mehr im Jugendamt tätig sein.

Fall Anna: Klaus Plate arbeitet nicht mehr im Jugendamt
Foto: Holger Handt

Personelle Konsequenzen nach den Vertuschungsaktionen im Königswinterer Jugendamt im Zusammenhang mit dem gewaltsamen Tod des Pflegekindes Anna: Ab Montag wird Jugendamtsleiter Klaus Plate nicht mehr im Jugendamt tätig sein, sondern voraussichtlich in einem zentralen Bereich der Verwaltung. Das teilte Bürgermeister Peter Wirtz am Freitag auf Anfrage des General-Anzeigers mit.

Plate selbst hatte dem Bürgermeister eine solche interne Versetzung bis zum gerichtlichen Abschluss des Falls Anna angeboten. Bekanntlich hatte die Jugendamtsmitarbeiterin, die für Anna zuständig war, Unterlagen aus den Akten manipuliert, sie gab an, auf Wunsch ihres Chefs Klaus Plate. Eine interne Untersuchung entlastete Plate indes, so Wirtz.

Die Königswinterer Wählerinitiative erwartet von der Verwaltungsspitze eine lückenlose Aufklärung der offenen Fragen zur Rolle des Jugendamtes im Fall Anna. Einen Rücktritt des Bürgermeisters, wie die SPD und die Fraktion Freie und Linke (FFL), fordert sie nicht. Besonders die Manipulation der Akten nach dem gewaltsamen Tod des neunjährigen Pflegekindes, für das das Königswinterer Jugendamt zuständig war, müsse geklärt werden.

"Überhaupt nicht nachvollziehen können wir die Tatsache, dass nach einer internen Untersuchung einerseits die Alleinschuld der Sachbearbeiterin festgestellt wird, sie andererseits aber weiter im Leitungsteam des Amtes verbleibt. Zudem hätte die Mitarbeiterin sofort keinen Zugang mehr zu den Akten haben dürfen", so Ratsmitglied Jürgen Klute.

Die Versetzung von Jugendamtsleiter Klaus Plate begrüßt die Köwi-Fraktion. Das weitere Verfahren werde zeigen, ob weiterreichende personelle Konsequenzen notwendig werden. Kritik übt die Fraktion auch daran, dass die Verwaltungsspitze bis heute über eine nicht nachvollziehbare Auslegung des Sozialdatenschutzes verhindere, dass der zuständige Jugendhilfeausschuss und der Rat umfassend über die Abläufe im Jugendamt informiert werden. "Auch der Schutz der handelnden Personen reicht uns nicht als Erklärung", so Fraktionschef Lutz Wagner.

In einem offenen Brief an den Bürgermeister hat Ratsmitglied Jörg Pauly (FFL) erneut dessen Rücktritt gefordert. "Es reicht, Herr Wirtz: Sie haben vielfach und unentschuldbar versagt, mehr verwirrt als gelöst, bockig Ihren Urlaub angetreten, während das Schiff in hoher Not war, haben die Verwaltung desavouiert und das Vertrauen in ordnungsgemäßes Behördenhandeln heillos zerstört. Der Schaden für unsere Stadt ist groß genug! Ein uns allen anvertrautes, in Obhut genommenes Kind ist aufgrund dubioser Vorgaben und Zwänge sowie unglücklicher Verkettungen tot. Treten Sie zurück!", heißt es in dem Schreiben.

Pauly wirft Wirtz auch ein Dienstvergehen vor, weil der Bürgermeister bei der Pressekonferenz am vergangenen Samstag erstmals den Namen der Sachbearbeiterin ausgesprochen habe.

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